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Zweites Training - Umkleide, Übungen, Pronomen, Vertrag

Heute das zweite Training an den Geräten. Früher hatte ich noch nie von diesem Studio gehört. Seit ich mich aber mit Leuten unterhalte und sage, wo ich trainiere, höre ich immer öfter von anderen davon. Und es freut mich zu hören, dass alle begeistert sind und es für eine gute Entscheidung halten, gerade dort zu trainieren.


Weniger schön: ich plauderte mit der Kollegin, und sie meinte locker flockig "ach, cool, da trainieren viele von unseren Kollegen". URKS!!! Ähm, ich bin nicht geoutet auf Arbeit. Und ich habe keine Lust, plötzlich einem männlichen Kollegen in der Umkleide zu begegnen! 

Aber gut, sofort die Erleichterung: ein Studio ist direkt neben dem Arbeitsplatz. Ich bin sicher, die sind alle dort. Und außerdem, ALLE Risiken beachten, da würde ich durchdrehen. Irgendwann muss ich anfangen, und "irgendwann" ist jetzt. 

Also auf zum Studio. Rush-Hour 17 Uhr, die Bude war voll. Dito die Umkleidekabine. Zugegeben, mir klopfte das Herz bis zum Hals. Nichts anmerken lassen, völlig lässig reinspaziert und wieder den ersten Spind ganz vorne. Einer hat doof geguckt, als ich rein bin. Aber vielleicht guckt der ja immer so, wer weiß, kein Grund zur Sorge. 

Und immer, wenn ich unauffällig sein will, greift Murphys Gesetz. Mein Tretroller (6 kg Metall) passt zusammengeklappt in den Spind. Ich legte den Rucksack davor, stieß blöd dagegen, und der Roller kippte nach vorne gegen die metallene Spindtür und schepperte , dass man es vermutlich noch fünf Stockwerke über uns hörte. War was? Ich hab nix gehört. Weiter umziehen, als wäre nix gewesen. 

Seltsam: man spürt ja normalerweise die Blicke im Nacken. Entweder hat keiner geguckt (und es war echt voll), oder ich habe es nicht gespürt. Egal, woran es lag. Ich kam lebend wieder raus aus der Umkleide ;-) 

Mein Mann sagt immer, Toiletten und Umkleideräume bei den Männern seien unkompliziert. Frauen gucken, gaffen, vergleichen, aber Männer machen ihr Ding, kümmern sich nicht um andere. Da scheint was dran zu sein, zumindest so mein Eindruck. 

Dann das Training selbst. Ich unterzeichnete den Vertrag, und es ging los. Wieder sehr freundlich, alles top erklärt. Ich stellte die ersten Geräte schon selbst ein und bekam ein Gefühl für die einzelnen Übungen. Nächstes Mal noch eine Begleitung, und dann trainiere ich alleine.

Dieses Mal waren die Gewichte etwas höher, aber noch immer schaffe ich problemlos meine zwei Minuten. Manche Übungen gehen völlig einfach. Bei anderen spüre ich, dass die Koordination noch nicht so recht greifen will, vor allem Schulter und Knie. Da passiert es, dass ich "wackle" oder die beiden Körperhälften asynchron bewege. Zeigt mir, dass gerade hier noch viel zu tun ist. Mein erster Erfolg werden für mich nicht die Gewichte sein, sondern dass die Bewegungen flüssig und synchron ablaufen.

Dadurch, dass man sich in diesem Studio komplett auf sich selbst, auf den Körper konzentriert, bekomme ich ein gutes Gefühl dafür. Das ist mir neu, denn ich habe kein sonderlich gutes Verhältnis dazu. Es tut gut, auf diese Weise meine Schwachstellen aber auch meine Stärken zu spüren. Mich ganz auf die Bewegung und den korrekten Ablauf zu konzentrieren. Nächstes Mal werde ich die Gewichte erhöhen, aber schon diesmal war ich bei zwei Übungen knapp am Limit von 120. Ich freue mich schon, wenn ich mich bald steigere und lerne meine Grenzen zu setzen und dann zu steigern. Bevor ich (danke auch, liebe Pubertät *motz*) richtig weiblich wurde, liebte ich es, meinen Körper ans Limit zu bringen, ihn auszupowern, das will ich endlich wieder spüren!

Eine der Übungen führte ich sehr unsauber aus. Und immer wieder die freundliche Mahnung der Trainerin: "Schultern runter, Brust raus". Aaaargh, Brust raus? Gegenüber trainiert ein Typ, und ich soll die Brust rausstrecken?!? Was tut man nicht alles für ein breites Kreuz und starke Brustmuskeln *seufz*, also raus damit.

Als ich fertig war, ging genau dieser Typ neben mir in die Umkleide. Er muss trotz Binder (beim Sport trage ich nur einen sehr lockeren) gesehen haben, dass ich kein Bio-Mann bin. Ein bisschen mulmig war mir. Ich bilde mir ein, dass er etwas schräg geguckt hat, aber das kann auch Einbildung sein, schließlich hatte er grade hart an der Grenze trainiert, da guckt jeder etwas schief. Kein Wort darüber, dass ich nicht in die andere Umkleide muss. Der Raum war wieder rappelvoll. Und ein Mann stand am Spind exakt neben meinem. Wir standen quasi Hüfte an Hüfte, so eng war es. Aber keiner beschwerte sich über meine Anwesenheit. 

Heute habe ich mich sogar getraut, ein paarmal "hallo" oder "auf Wiedersehen" zu sagen, wenn einer grüßte. Die Welt dreht sich noch immer, und ich fühl mich gut :-)

Ich habe ja heute einiges mit der Trainieren gesprochen. Und sie hat komplett korrekt gegendert, immer das richtige Pronomen. Sie hat mir niemals das Gefühl gegeben, dass sie das nur mir zuliebe tut, sondern es fühlte sich an, als hätte sie Null Zweifel an meiner Identität. Mein Vertrag lautet auf Sascha Felix Nachname. Sie wollten nicht mal eine Bestätigung des Therapeuten oder den dgti-Ausweis. 

Dieses Studio gibt mir einen Vorgeschmack darauf, wie es sich eines Tagesn anfühlen wird. Und - wooooow, es fühlt sich TOLL an! :-)

2heartedman 18.01.2016, 20.55

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