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Wie geht es mir mental nach der OP

Das Körperliche ist geschafft. Keine Komplikationen, alles top. Aber wie geht es mir jetzt mental damit? 



Ich bin ehrlich: keine Ahnung. Das kann ich nur sehr schwer beantworten. 

Nach der Mastek war es eindeutig. Die Last war weg, spür- und sichtbar. Ich konnte anliegende Klamotten tragen, in den Regen gehen, ohne Oberteil schwimmen, oberkörperfrei am Balkon stehen, im Gegenwind Radfahren. Wurde ein Stück mehr als Mann wahrgenommen. Hatte die Brüste noch nie als zugehörig empfunden und war ihrer nun entledigt. Klar fühlte ich mich gut! 

Aber die Hormonfabrik? Die habe ich nie gesehen, und die hat mich nicht gestört. Hätte sie wie bei anderen üblich ihren Dienst eingestellt und wäre gemütlich vor sich hingeschrumpelt, wäre mir das völlig egal gewesen. Ich fühle mich mit dem Bewusstsein um dieses Ding im Körper nicht mehr oder weniger männlich als ohne. 

Gesehen habe ich nach der OP nichts, nur das (kleine) Hämatom um den Bauchnabel. Gefühlt habe ich auch nichts. Ist ja nicht so, dass man sich dieser Organe im Körper bewusst ist und diese explizit spürt. Hätten die das drin gelassen und nur geöffnet, ohne etwas herauszuholen, hätte ich das auch nicht gemerkt. Aber dafür hatte ich heftige Schmerzen von der vielen Luft. 

Es war also erst einmal keine Erleichterung, kein Wohlgefühl, keine Dankbarkeit, keine Vorfreude. Sondern eher das Bewusstwerden des Schmerzes. Ohne das euphorisierende Gefühl von "endlich geschafft".

Ich wurde von vielen Mitpatienten und auch den Ärzten gefragt, warum ich nur die Adnek wollte, die Hysto aber drinbleiben sollte. Und ob ich nicht doch einen Klitpen oder Aufbau will. Ich war ein Exot dort, und sie wollten es gerne verstehen. Das ist okay, ich bin ja offen und trage ja gerne dazu bei, dass Leute die anderen Sichtweisen verstehen können. Aber nach der OP war ich verwundbar, und diese Fragen haben mich sehr verunsichert. War es wirklich die richtige Entscheidung? Ist das wirklich so ungewöhnlich? Hätte ich nicht doch etwas anderes tun sollen? Werde ich es später bereuen?

Und sonst: die Auswirkungen, die mich in den letzten vier Jahren so massiv belastet haben, die waren nicht sichtbar, dafür im Alltag spürbar. Aber konnte man wirklich sagen, ob das vom Östrogen kam, vom Testo, vom Blocker, von der Schilddrüse, von den Schwankungen, oder war es gar psychisch? Klar spürte ich das, klar konnte ich das an meinen Blut- und Hormonwerten festmachen. Trotzdem ist dieses "Gefühl" und die "Vermutung" etwas anderes als das deutlich Sichtbare. 

Habe ich eine Garantie, dass es mir jetzt besser gehen wird? Dass die Rückenschmerzen weg sind? Dass das Ziehen und die Krämpfe im Unterleib aufhören? Dass meine Panik zurückgeht, dass die Hitzewallungen aufhören? Nein, diese Garantie habe ich nicht. 

Ich hoffe einfach. Darauf, dass mein Körper nach dem Chaos der letzten Monate endlich zur Ruhe kommt. Aus all den vielen Zahnrädchen wurde nun der weibliche Faktor entfernt, und jetzt soll mein System sich stabilisieren. Schilddrüse und Testosteron sollen sich aufeinander einstellen, sich miteinander einpendeln. Blocker werde ich nicht mehr benötigen, diese Belastung wird dem Körper künftig erspart. 

Wie es sich entwickelt, werde ich merken. Natürlich gehe ich davon aus, dass es gut wird und meine Entscheidung richtig war. Aber Gewissheit werde ich erst sehr viel später haben. 

Von daher: keine Ahnung, wie es mir geht. Die Entscheidung zu diesem Eingriff habe ich sehr bewusst getroffen. Die OP lief ohne Probleme. Ich bin dankbar, dass es hinter mir liegt und es keine Komplikationen gab. Aber es fehlt die Erleichterung, die Freude. Und es ist auch etwas Unsicherheit da. Vielleicht kommt die Freude nach und nach. Wenn ich beschwerdefrei meinen Alltag leben kann.

Am besten wäre es, wenn es irgendwann völlig untergeht und ich gar nicht mehr daran denke. Denn das würde bedeuten, dass es erfolgreich war. Ich saß ja früher auch nicht da und sagte "oh, heute mal keine Hitzewallung" oder "hey, zwei Wochen ohne Panik", sondern die Gedanken an die Einschränkung kamen immer genau DANN hoch, wenn es gerade akut war. Es gab ja dazwischen auch immer Phasen, in denen es mir gut ging, und in dieser Zeit dachte ich niemals über eine OP nach. Ich werde also auch jetzt kein Buch führen, wann was los ist. Sondern irgendwann in ein paar Wochen oder Monaten werde ich mich vielleicht daran erinnern und sagen "hey, stimmt, vor der OP hatte ich diese Beschwerden. Hatte ich seitdem gar nicht mehr, so lange schon ohne Schmerzen / Hitzewallungen / Panik / Krämpfe". 

Aber das ist keine punktuelle Freude. Es wird sich irgendwann in Dankbarkeit und Zufriedenheit auflösen, wenn ich endlich stabil durch den Tag komme ...

2heartedman 05.03.2019, 14.03

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