Bei den Kollegen habe ich mich ja gleich am ersten Arbeitstag im Team geoutet. Keine Lust auf Versteckspiele und ständige Angst vor Fremdouting.

Heute rief mich eine Kollegin an. Sie ist krank, braucht Vertretung. Wir kamen ins Gespräch über dies und das. Auch über Krankheit, längere Ausfallzeiten durch Kur, Reha und Co. Ich deutete dann an, dass ich demnächst ja auch mal für ein paar Wochen krank sein werde. Sie schien irritiert. 

Ich meinte "naja, Du weißt doch, bei meiner Vorstellung im Team habe ich ja erklärt, dass" und so weiter. Ihre Antwort: "Du, an dem Tag war ich gar nicht da. Ich wusste das nicht. Dachte halt, dass Du vielleicht schwul bist, weil Du halt recht weiblich wirkst. Aber gibt viele Männer, die weibliche Züge haben oder ´ne höhere Stimme". 

Ja cooooool, mein ultrabreites Grinsen hätte man sehen müssen, das war ein perfekter Kreis ;-) 

Mit "schwul" kann ich leben, stimmt ja auch. Und ihre Reaktion war so überrascht, das war ehrlich, und das hat mich so gefreut! Denn ich frage mich in letzter Zeit sehr oft, ob die Leute das wirklich so annehmen, oder ob sie nur nett sind. Ich denke, wir ihr geht es vielen Leuten: wenn man sagt "das ist der Sascha", dann ist das eben so. 

Nachdem sie jetzt natürlich davon weiß, ist ihr auch klar, dass ich nicht heiser sondern im Stimmbruch bin. Und dass mir tatsächlich ein Bart fehlt. Aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich darüber gar keine Gedanken gemacht. Schööön :-)

(Und: es bedeutet auch, dass scheinbar nicht hintenrum getratscht wird. Oder wenn doch, sie es zumindest nicht erfahren hat. Aber so, wie ich die Kollegen bisher erlebt habe, habe ich das Gefühl, dass man da tatsächlich respektiert und nicht einfach so etwas ausplaudert)