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Toilette - Gretchenfrage der Identität

Die Toilettenfrage ist ja fast schon so etwas wie die Gretchenfrage. "Sag, wie hast Du es mit den öffentlichen Pinkelbuden" oder so. Und wenn ich mich so umhöre, scheinen nicht wenige Betroffene und (leider) auch Fachpersonen das geschlechtliche Empfinden an dieser Frage festzumachen. Und die Öffentlichkeit hängt sich an diesem Thema eh auf.


Immer wieder betonen manche Trans*Personen sosehr, dass sie schon als Kind die gegengeschlechtliche Toilette nutzen wollten, dass ich mich fast schon schäme, auf der Damentoilette zufrieden gewesen zu sein und diese auch jetzt noch zu nutzen. Riecht besser, und ich störe keinen damit, und mir ist es egal, ob ich mich bei den Frauen oder bei den Männern setze, denn in der Kabine bin ich eh alleine, so what. Ehrlich, für mich ist das völlig irrelevant, und mit "Geschlecht" hat das für mich noch nie etwas zu tun gehabt. Es ist ein Raum mit einem Schild. Einstein sagte "Wenn man in der Garage steht, wird man nicht zum Auto". Er meinte damit zwar die Christen, die alltäglich in die Kirche pilgern (und daheim dann die Sau rauslassen), aber ich sehe es auch auf die Toilettenfrage bezogen.

In North Carolina sollen Menschen auf die Toilette gehen, welche dem Geschlecht ihrer Geburt entspricht. Ich frage mich, wie man das umsetzen möchte und ob jeder Transmann mit Bariton und Vollbart auf der Damentoilette erst einmal angezeigt, festgehalten, niedergeprügelt und dann von der Polizei geoutet wird (weil irgendwo die Daten der Geburt gespeichert sind). Oder wie es den Ladies auf der Herrentoilette geht, ob die angemacht und belästigt oder eher angezeigt werden.

Einige sagen, es sei total simpel, denn im Flugzeug oder anderswo gäbe es auch unisex. Dem halte ich entgegen, dass man eine öffentlichen Toilette gemeinsam nutzt (die Frau und der Mann also nebeneinander in der Kabine hocken) im Flugzeug oder Reisebus dagegen nur eine Person zur gleichen Zeit die Toilette nutzt und somit nicht gestört wird bei geschlossener Tür. 

Männer fühlen sich belästigt, wenn eine Frau ihren Feuerwehrmann beim Löschen beobachtet. Ist ja doch ein verletzlicher Moment, seh ich ein, manche Männer können ja nicht mal, wenn andere Männer daneben stehen. Und Frauen fühlen sich in ihrem Schutzraum verletzt, sobald ein Mann kommt, der könnte ja spannern oder übergriffig werden (Achtung, ein Penis, der ist von Natur aus aggressiv und kriminell, alle Männer sind Schweine, und Frauen sind wehrlos und haben Angst!)

Auch, wenn ich selbst damit kein Problem habe, respektiere ich beide Sichtweisen. Wenngleich ich sie als sehr schade empfinde, weil Männer dadurch allein durch ihr Geschlecht bereits in eine kriminelle Schublade gesteckt werden (denn auch DAS ist Diskriminierung. Ein Mann, der Kinder auf dem Spielplatz beobachtet, ist ebensowenig pädophil wie ein Mann auf der Damentoilette ein Perverser). Und Männer, die nicht gestört werden wollen, dürfen auch gerne auf die Kabine. Oder man könnte die Urinale hinter den Kabinen anbringen, dann wird sich niemand beim Öffnen der Tür dorthin verirren. 

Im Web lese ich von Gegnern der Unisex-Toiletten, wie unglaublich viel Geld das kosten würde, wenn man nun eine dritte Toilette einrichtet. 

Muss man das wirklich, eine dritte Toilette bauen? Eine schöne Lösung, von der ich schon häufiger gehört habe ist nicht das Label "männlich" und "weiblich", sondern die Kategorie "mit und ohne Urinal". Einfach Schilder austauschen, fertig.

Die meisten Damen werden auf die Toilette ohne Urinal gehen. Riecht besser, ist sauberer. Und der Herr, der nur mal schnell pinkeln möchte, ist auch zufrieden an seinem Stehbecken. Es wird sich also größtenteils in männlich und weiblich einpendeln, trotzdem wird es immer vereinzelte Ausreißer geben. ZB wenn die eine Toilette überfüllt ist, oder wenn ein Trans*Mensch sich frei entscheidet. Oder wenn ein Vater mit seiner kleinen Tochter auf Toilette geht. Oder wenn ein Behinderter eine Betreuungsperson des anderen Geschlechts bei sich hat. Oder wenn es jemand so eilig hat, dass ihm die Tür pupegal ist. Aber dann werden die Leute (hoffentlich) etwas entspannter reagieren ... 

Auf der Trans*Tagung waren die Toiletten auch auf diese Weise überklebt. Ich empfand das als sehr angenehm. Es war ein befreiendes Gefühl. Sich nicht ständig zu fragen "was, wenn die Frauen mich jetzt doch für ´nen Mann halten" oder "werden die Männer mich jetzt rauswerfen". Inzwischen bin ich (solange man meine Stimme nicht hört) an diesem blöden Punkt, wo mein Äußeres verunsichert, und langsam wird es schwierig, mich für eine Tür zu entscheiden ...

2heartedman 15.05.2016, 13.18

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