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Megamarsch #wirgehenweiter2

Am 08.08.2020 habe ich am Megamarsch #wirgehenweiter2 teilgenommen. Meine Erfahrungen möchte ich gerne mit Euch teilen.



WAS IST MEGAMARSCH

Der Megamarsch ist eine Challenge, eine gemeinsame Wanderung. Es gibt über das Jahr verteilt in verschiedenen Orten Deutschlands Termine, bei denen man entweder 50 km in 12 Stunden oder 100 km in 24 Stunden wandert. Bevor ich alles erzähle, was anderweitig schon zu finden ist, verweise ich auf die >Homepage< der Organisatoren ;-)  


WARUM ICH TEILNEHME

Ich bin schon als Kind gerne gewandert. Leider musste ich feststellen, dass die meisten Menschen in meinem Umfeld etwas anderes darunter verstehen als ich. Irgendwann habe ich es aufgegeben: Natur und Outdoor ist klasse, aber mir geht es eben auch um den sportlichen Anteil. 10 km um den See mit anschließender Einkehr, das ist für mich kein Sport.

Es fühlt sich gut an, dass ich nicht mehr alleine bin mit meinem Hobby. "Du hast ja Roboterbeine" und "neeee, das wär nix für mich" und "mach das mal schön allein", ich konnte es irgendwann nicht mehr hören. "Hey, klasse, lass uns zusammen laufen" klingt viel schöner!

Schade ist es, dass ich in diesem Fall trotzdem alleine laufen musste: Corona machte uns allen einen Strich durch die Großveranstaltungen. Aber alleine zu Laufen hatte einen großen Vorteil: keine Rücksicht auf andere, mein ganz eigenes Tempo. Gerade im allerersten Marsch eine tolle Chance, mich ganz auf meine eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren (wie schnell laufe ich, wie oft benötige ich eine Pause, welche Strecke schaffe ich). 


VORFREUDE, TRAINING

Ob ich trainiert habe? Irgendwie vermutlich schon, auch wenn ich es nicht so empfunden habe. Denn ich gehe sowieso sehr viel wandern, und intensiv Sport mache ich auch. Mein Alltag ist quasi mein Training. Passenderweise habe dazu noch einen Job, in dem ich an manchen Tagen sowieso schon 10 oder mehr Kilometer unterwegs bin. Zusätzlich mache ich gelegentlich noch Streetwork. Während Corona wurden wir angehalten, die Kundentermine draußen wahrzunehmen statt indoor. Zum privaten Sport kamen also an manchen Tagen außerdem noch 6 Stunden berufliches Spazierengehen. 12 bis 15 Kilometer sind Alltag im Job, während Corona kam ich auch schon auf 25 oder mehr Kilometer bei jedem Wetter, sei es Hitzewelle, Regen oder Sturm.

Was ich geändert habe und tatsächlich als Training empfinde: davor war ich immer in Begleitung wandern, mein Tempo entsprechend reduziert. Seit ich mir vorgenommen habe, am Megamarsch teilzunehmen, war ich einige Male alleine Tempo unterwegs. Straff, ohne Pause, sportlich fordernd. 

50 bin ich noch nie gewandert, weder alleine noch in Begleitung. Dass ich es ganz sicher schaffe, das war mir klar. 100 sind zu schaffen, aber ich habe großen Respekt davor. Erstmal klein anfangen, Vorfreude schrittweise steigern.

Ich habe viel auf der Website des Megamarsch gelesen, die Podcasts gehört. Obwohl ich noch nie an einem der bisherigen Märsche teilgenommen habe, fühlte ich mich bereits als Teil davon. Die Macher haben da wirklich eine sehr schöne Community aufgebaut, da steckt viel Herzblut drin. Diese Motivation war auch eine sehr schöne Vorbereitung auf meinen ersten Marsch, es steigerte die Vorfreude und hat mich ziemlich aufgebaut.

Einige Tage vor dem Marsch kam das Starterpaket, noch mehr Vorfreude! Ein T-Shirt und Armbändchen, mein Teilnehmerpass. Dazu ein paar Geschenke der Sponsoren, aber keine unnötigen Werbeschenke sondern wirklich gute Sachen, die ich beim Wandern brauchen kann: Müsliriegel, Magnesium, Knabbereien, Fußcreme, alkoholfreies Bier, Energy-Shot. Und ein Gutschein für den Sponsor, ein Outdoorladen.

Ich konnte es kaum erwarten, bis es losging. Die letzten Tage Vorbereitung waren die, die mir am schwersten fielen: SCHONUNG. Habe sogut es ging alle größeren Anstrengungen vermieden und dem Körper eine kleine Pause gegönnt, damit er absolut fit ist. Zu oft schon bin ich aus falschem Ehrgeiz ins Übertraining gerutscht, das sollte dieses Mal nicht passieren ;-)


BARFUSS-SCHUHE VS WANDERSCHUHE

Ebenfalls trainiert habe ich das Wandern in Barfuss-Schuhen. Ich bin kein Barfuss-Jünger, sehe aber viele Vorteile darin. Mir liegt diese naturnahe Art des Laufens. Daran gewöhnen musste ich mich nicht, das ging von Anfang an. Aber: nach 30 km spürte ich, dass andere Muskelpartien als im Alltag mit normalen Schuhen beansprucht werden, und diese musste ich dann doch etwas kräftigen. 

Was für mich perfekt funktioniert: Schuhe wechseln. Wenn ich mit Wanderschuhen beginne, brennen irgendwann die Sohlen, dann ist der Umstieg auf Barfuss nicht mehr sinnvoll. Wenn ich aber Barfuss starte, belaste ich solange, bis die Beine schwer werden. Der Wechsel auf Wanderschuhe danach ist wie ein Neustart: es werden andere Muskeln beansprucht, der Bewegungsablauf ist ein anderer, ich fühle mich absolut erfrischt und starte wie neu. 

Auch fürs Gepäck sind Barfuss-Schuhe optimal, weil sie fast nichts wiegen. Die ersten Kilometer kann ich die Wanderschuhe im Rucksack tragen, und nach dem Wechsel ist der Rucksack umso leichter.

Noch wäre es mir zu riskant. Aber eines Tages möchte ich den 100er Marsch komplett in Barfuss-Schuhen absolvieren. Ich arbeite daran :-)


NACHTWANDERUNG

Leider: da es 35 Grad werden sollte, entschied ich mich für eine Nachtwanderung. Das hatte ich nie geübt, geschweige denn alleine. Angst hatte ich nicht, aber eigentlich wollte ich gerne Wald und Wiese laufen. Barfuss nachts ohne Beleuchtung war mir das zu riskant. Ich war enttäuscht, dass ich statt dessen die sicheren Wege in der Stadt laufen musste. Ampeln, Straßenverkehr, Asphalt, das heißt Wanderschuhe statt Barfuss, das heißt Menschen statt Einsamkeit, das heißt City statt Natur. 

Ich wollte nicht kurz davor schlafen, also blieb ich den Abend über wach. Punkt Mitternacht ging ich vor die Tür und begann meinen ganz persönlichen Megamarsch. 


MEIN GANZ PERSÖNLICHER MEGAMARSCH

Ich wanderte in mehreren Etappen, suchte zwischendurch meine Versorgungsstation zu Hause auf. Toilette, Getränke, Snacks, zwischendurch Frühstück für den empörten Kater servieren, Sonnencreme, Insektenspray. Hatte den Vorteil, dass ich nicht so viel Gepäck mitschleppen musste. Hatte den Nachteil, dass man es sich zu Hause schnell gemütlich macht. Um das zu vermeiden, hatte ich mir alles Notwendige griffbereit auf dem Tisch zurechtgelegt.


ERSTE UND ZWEITE ETAPPE

Als ich um Mitternacht startete, hatte mein Handy über etwa zwei Kilometer kein GPS. Wetter? Wolken? Schicksal? Ich war am Verzweifeln, fast hätte ich abgebrochen. Ich mag sportlich sein, aber mein Kreislauf macht bei 35 Grad schlapp, später beginnen wollte ich nicht. Und ohne Tracking wäre der Megamarsch umsonst, weil ich keinen Nachweis hätte. Mir war zum Heulen zumute!

Normalerweise tracke ich parallel mit Caynax und Komoot. Caynax hat mich dieses Mal komplett im Stich gelassen, was sonst noch nie passiert ist (im Gegenteil, die App ist seit Monaten bei mir im Dauergebrauch). Komoot fand irgendwann GPS, wenn auch dürftig und mit vielen Lücken. Hat die Strecke aber dann selbst berechnet und ergänzt. Trotzdem fehlt mein Start, zwei Kilometer wurden unterschlagen, bevor ich endlich starten konnte. Aber ich will mal nicht kleinlich sein ;-)

Die City war ziemlich bevölkert. Corona hin oder her, von Freitag auf Samstag Nacht ist immer was los in unserer Metropole. Partypeople, Gassigänger. An den Hotspots unglaublich viel Polizei, die Gruppenbildungen verhindern wollte. Teilweise stand die Polizei mit bis zu fünf Vans und zwei Autos, um zu kontrollieren und ermahnen. 

Als es später wurde, sah ich weniger Gruppen, dafür aber unzählige Hinterlassenschaften. To-Go-Alkohol wurde verboten, aber von zu Hause brachten sie genügend Hochprozentiges mit. Das stand nun alles auf den Bänken, die Mülleimer quollen über mit Fast-Food-Verpackungen und Glasflaschen. 

Ich war der Sicherheit wegen in die Stadt gegangen. Aber ich glaube, abgesehen von der Unfallgefahr hätte ich mich in der Natur sicherer und wohler gefühlt. Vor Fledermäusen habe ich weniger Angst als vor besoffenen Typen. Egal, es war trotzdem ein Erlebnis, ich habe sehr viele spannenden Szenen beobachtet und einige sehr schönen Nachtfotos schießen können.


DRITTE ETAPPE

Für den Sonnenaufgang habe ich die Strecke so gelegt, dass ich optimalen Blick hatte. Ich lief von der Stadt aus um den See herum, am Flussufer entlang nach Hause und von dort dann ins Naturschutzgebiet und durch den Wald. 

In der Stadt habe ich vor allem Podcast und Hörspiel gehört. In der Natur dann ohne Kopfhörer, Stille genießen. Ich hatte etwa 30 km City hinter mir, die ich straff durchgezogen habe. Fühlte mich noch immer fit, die Beine voller Energie, mehr als sonst. Vielleicht war es die Motivation durch den Megamarsch? Vielleicht waren es die Energy-Drinks zum Wachbleiben? Vielleicht war es das "Training" oder die Schonung vorab?

In der Stadt fiel mir das Tempo leicht, ich wollte einfach nur dort raus, habe straff meine Kilometer geschrubbt. Aber auf der taunassen Wiese, um mich herum Hasen und Fledermäuse, da vergass ich ein paarmal mein eigentliches Ziel und wurde immer langsamer. Augenblick, verweile doch, Du bist so schön! Es kostete mich einige Selbstbeherrschung, mein Tempo beizubehalten.


VIERTE ETAPPE

Zum Abschluss wieder in den Wald. 

Alle Energie brauchte ich im Körper, das Hirn hatte auf Autopilot geschaltet. Ich hatte zwar ein Hörspiel, aber das habe ich so oft unterbrochen, zurückgespult und wieder vergessen, dass ich es dann aufgegeben habe. Vogelgesang und Blätterrauschen sind eh schöner ;-)

Ich verlor für einige Zeit die Orientierung und lief kreuz und quer, um wieder zurückzufinden. Dadurch hat die App mir ebennfalls etwa ein bis zwei Kilometer unterschlagen (weil sie automatisch Punkt A und B berechnet, wenn sie die Strecke dazwischen nicht erfassen kann).

Wann exakt ich die 50 km erreicht habe, kann ich nicht genau sagen. Mein Handy verlor unter dem dichten Blätterdach manchmal für lange Zeit das Tracking, die Anzeige hinsichtlich der Kilometer schwankte. 

Aber, sicher ist: mein Ziel war es, die 50 km in 10 h zu laufen (Versorgungspausen und Fototüddelei mit eingeplant). Und das habe ich ziemlich exakt geschafft. Ob es jetzt 10 min länger oder kürzer waren, kann ich der fehlenden Navi wegen nicht sagen, aber das ist auch egal. 

Als ich die 50 erreicht hatte, fühlte ich mich energiegeladen und hatte Lust auf mehr. Naja, mal ganz pragmatisch: ich stand im Wald und hatte keine Ahnung, wo ich bin. Also hatte ich eh keine andere Wahl als weiterzulaufen ;)

Ich überlegte entweder 12 Stunden zu wandern oder auf 75 km aufzurunden. Als ich den schützenden kühlenden Wald verließ, brannte die Hitze ganz schön auf den Schädel, und die Entscheidung war schnell gefallen: 12 Stunden ist weniger als ich könnte. Aber weit mehr, als ich je geleistet habe. Mein erstes Ziel von 50 km habe ich erreicht. Jetzt besser nicht übermütig werden!

Zumal ich mich dermaßen energiegeladen und fit fühlte, dass es vermutlich schon unnatürlich war. Endorphine können ziemlich trügerisch sein. Ich habe mich schon zu oft selbst überschätzt und dann die Konsequenzen dafür getragen. So schräg es klingt: darüber, dass ich vernünftig war und "stop" gesagt habe, bin ich fast mehr stolz als auf die geleisteten 57 km, die ich am Ende gelaufen bin ... 


ZU HAUSE ANGEKOMMEN

Das Duschen ging problemlos (ich hatte auch schon Wanderungen, nach denen ich kaum das Bein über den Wannenrand heben konnte und es eine Qual war zu stehen). Beide Füße komplett blasenfrei. Das Gehen war am Ende etwas steif und langsam, aber ansonsten alles bestens. 

Muskelkater hatte ich nur sehr wenig, auch sonst gab es keine nennenswerten Nachwirkungen. Ich bin überrscht und erfreut, scheine wohl fitter als ich erwartet hatte. 

Bei #wirgehenweiter darf man auf zwei Tage verteilen. Ich hätte also am Sonntag noch einmal 13 Kilometer laufen können, um die 75 zu erreichen. Aber es war irre heiß, mein Kreislauf ist wichtiger als eine Zahl auf der Urkunde. Außerdem hätte ich das für mich nicht als erstrebenswerte Leistung oder Herausforderung empfunden. Wenn ich keinen Muskelkater habe und am nächsten Tag 13 km spazieren gehe, dann ist das für mich kein Sport sondern Alltag. Es hätte sich angefühlt, als hätte ich mir die zusätzlichen Kilometer erschwindelt. 


FAZIT

Mein erster Megamarsch, und ich habe ihn erfolgreich gemeistert! Ich habe ihn genau in der von mir angestrebten Zeit absolviert, war danach fit und stabil. 

Und vor allem: ich habe Maß gehalten und rechtzeitig Stop gesagt, auch wenn es mir schwer fiel. 

Ich fühlte mich auf eine Weise körperlich erschöpft und innerlich zufrieden, wie ich es im Alltag sonst nur selten erlebe. Ganz sicher werde ich noch bei vielen Megamärschen dabei sein, nicht nur vor meiner Haustür. Und ganz sicher werden meine Strecken von Mal zu Mal länger! Daran teilzunehmen ist nicht nur körperlich eine Herausforderung, sondern auch mental muss ich einige Hindernisse dafür überwinden. Ich werde daran arbeiten und freue mich schon, daran zu wachsen!

2heartedman 09.08.2020, 15.28

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