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Ausgewählter Beitrag

Männlich oder weiblich behandelt werden

In einem Kommentar wurde ich gefragt, ob es einen großen Unterschied gibt, was es bedeutet, als Mann oder als Frau behandelt zu werden. Gerade, wenn man als Frau viel mit Männern zu tun hat und ebenso kumpelhaft behandelt wird.


Mir ging es ja genauso, ich war auch mehr mit Männern unterwegs, wurde selten als weiblich gesehen, war mehr der Kumpel. Partner beim Zocken, Mit-Abenteurer, Buddy, und so weiter. 

Bezogen hatte ich das in meinem Beitrag vor allem darauf, dass ich als Mann angesprochen und wahrgenommen werden möchte. Denn wenn eine gemischte Gruppe von Männern und Frauen gemeinsam auf ihren Bikes unterwegs sind, wird das nicht sooo den Unterschied machen. 

Der Unterschied besteht für mich darin, dass ich mit männlichem Namen angesprochen werde und die Leute ein männliches Pronomen verwenden. Und vielleicht ein paar Anspielungen weglassen ("Du als Frau" oder "Ihr Frauen seid ja" usw). Also, eigentlich keine große Veränderung, außer dass die Leute eben respektvoll meinen Wunsch nach dieser Anpassung annehmen. Eher eine Formsache. Eigentlich völlig egal, aber es bedeutet mir sehr viel. So hat zB einer auf dem Treffen letzte Woche sich einmal verplappert, dann aber ohne groß darüber zu reden sich einfach korrigiert und weiter im Satz gesprochen. Zeigt mir, dass es zwar ungewohnt ist, er es aber annimmt und es okay für ihn ist, keine große Sache. Hat mich sehr gefreut. Wie gesagt, in diesem Kontext werden Männer und Frauen recht gleichartig behandelt ansonsten.

Ansonsten, in anderen Bereichen, hm. Ich sehe das ähnlich wie die Fragestellerin, denn auch ich habe das Gefühl, dass ich eigentlich immer recht neutral bis männlich behandelt wurde und auch bei intimeren Sachen der Jungs dabei war. Dass ich Einblick hatte in Bereiche, die den Mädels versperrt sind. Also Konkurrenzkämpfe, Fights, Gesprächsthemen und so weiter. Ob und wie sich das eines Tages möglicherweise ändert, wenn ich dann in die "tatsächliche" Männerwelt abtauche ohne als sozialisiert weiblich erkannt zu werden, kann ich nur abwarten. Ich stelle es mir nicht sonderlich anders vor. 

Aber, was ich trotzdem feststelle seit meiner Transition:

manche Männer / Jungs werden seitdem etwas lockerer in meiner Gegenwart. Lässig geredet hat man vorher schon auch, aber doch immer mit einem leichten Seitenblick. Das ändert sich langsam, und manche bringen plötzlich Zoten oder Sprüche oder Gedanken, die ich so nicht gehört habe bisher (zumindest nicht so explizit. Ja, Männer sind sexuelle Wesen, mehr als Frauen, das habe ich früher schon mitbekommen, aber in letzter Zeit reden sie in meiner Gegenwart da sehr viel lockerer über solche Themen, sei es in der Gruppe, beim Besuch eines Kumpels, in der Umkleide beim gemeinsamen Gespräch, oder oder). 

Und manche sind auch etwas ruppiger zu mir. Habe das Gefühl, dass die Samthandschuhe langsam ausgezogen werden. Im Sinne von "das musst Du wegstecken" oder "sei ein Kerl, heul nicht rum" oder "Zähne zusammenbeißen, hör auf zu jammern". Als Frau galt ich meist als tough, aber langsam darf ich mir anhören, dass ich scheinbar ein ganz schöner Jammerlappen bin. 

Irgendwie wird von Männern mehr erwartet, dass sie TUN. Männer sind MACHER. Sie dürfen es falsch machen, sie dürfen experimentieren, sie dürfen auch  mal ´nen Kumpel fragen oder danach googeln. Etwas falsch zu  machen ist okay, das gehört dazu, das sind Kampfspuren, Kriegsverletzungen. Aber bitte nicht andere zusehr damit belästigen, nicht ständig fragen, sondern einfach machen. Etwas, das für mich (unpraktischer Theoretiker mit zwei linken Händen) ziemlich schwierig ist und woran ich mich erst gewöhnen muss. Werde wohl noch viele Fehlschläge einstecken, wenn ich manche Dinge einfach selbst machen muss (als Frau konnte ich so ziemlich alles abgeben. Was ich gerne getan habe. Nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich extrem unpraktisch bin). Wenn ich etwas fragte, wurde ich inzwischen schon einige Male dafür angerüffelt oder ausgelacht, warum ich es nicht einfach mache statt so doofe Fragen zu stellen. Frauen untereinander würden da erstmal lange und breit diskutieren und nach Möglichkeiten suchen, und Männer würden Frauen sofort hilfreich zur Seite stehen, aber von Mann zu Mann ist das anders ;-)

Und dann ist da dieses Bro-Gefühl. Kann ich schwer beschreiben. Diese Kumpelhaftigkeit, die ich mir von anderen Jungs / Männern immer gewünscht habe und die es für mich nie gab. Weil ich keiner von ihnen war, auch wenn ich ihrer Gruppe beiwohnen durfte. Das ist etwas, das ich nicht beschreiben kann, weil es eher unterschwellig ist, nicht ausgesprochen. Aber ich habe das Gefühl, dass Männer langsam anfangen, mich anzuerkennen. Zwar habe ich noch nicht das volle Passing, aber es reicht scheinbar, um nach entsprechender Erklärung angenommen zu werden. Und dieses Gefühl ist absolut neu, und es ist genial, und ich liebe es, und es ist DAS, was mir all die Jahre gefehlt hat. Wie gesagt - das lässt sich nicht in Worte fassen, sorry (aber es ist definitiv anders als das Gefühl, das ich als Frau innerhalb einer Männerrunde hatte, das war trotz allem ein Sonderstatus, auch wenn ich das gerne geleugnet habe und dachte, es sei das gleiche) ... 

2heartedman 02.08.2016, 13.28

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Sonja

Cool, danke für diese lange, offene Amtwort! Deswegen lese ich auch so gern bei dir: ich lerne andere Blickwinkel kennen, gehe anders an neue Begegnungen ran, bin für einige Bereiche deutlich sensibler geworden!
Deine Offenheit find ich echt toll, gerade im Web! Es ist eine Sache, Freunden gegenüber Rede und Antwort zu stehen, aber eine ganz andere, das in einem Blog zu machen.
Merci :-)

vom 05.08.2016, 18.13
Antwort von 2heartedman:

Freut mich, wenn Du dadurch neue Blickwinkel kennenlernst. Und für sowas ist es ja unter anderem auch gedacht .. 

Offen ist immer relativ. Bei diesen Dingen habe ich kein Problem. Dafür ist halt vieles Privat für mich, worüber andere total easy reden und über das hier niemals ein Wort fallen wird ;-)