two hearted man
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Kolleundin

Heute habe ich eine alte Freundin wieder getroffen. Alt im Sinne von "wir lernten uns 2002 kennen, kurz nachdem ich hier in die Stadt gezogen war". 


Wir saßen beide in einer Maßnahme, in der Fachkräfte für ´nen Appel und ´n Ei verheizt wurden (sorry, das nannte sich "1-Euro-Job und diente unserer Wieder-Eingliederung. Ich fand es unverschämt, weil mehrere studierte Fachkräfte für nen Euro qualitativ hochwertige Facha-Arbeit leisten mussten. Egal, darum geht es hier gerade nicht).

Im Russischen muss es wohl ein Wort geben, das Freunde bezeichnet, die man von Arbeit kennt. Gibt es im Deutschen nicht. Also zauberten wir das Wort "Kolleunde". Sie war meine engste Kolleundin, und nach der gemeinsamen Arbeit wurde daraus eine Freundschaft.

Ich glaube, unser erstes Gespräch drehte sich um das Buch, das sie oder ich gerade lasen. "Warum Frauen schlecht einparken und Männer nicht zuhören" von Pease. War auch ein kleiner Test darin, ob das Hirn des Lesers männlich oder weiblich tickt. Wir beide plauderten darüber, dass unsere Hirne extrem männlich seien. Und dann über Männer und Frauen im Allgemeinen. Und dann über tausend andere Dinge. Wir trafen uns oft, plauderten stundenlang, haben viel zusammen erlebt, waren in der Sauna, sind gemeinsam essen gegangen und waren ziemlich dicke. Sie ist älter als ich, und ich habe einiges von ihr gelernt, und dafür hat sie von mir ein paar andere Sachen erfahren. Wir haben uns immer prima ausgetauscht, das war sehr bereichernd. Sprachlich, emotional, intellektuell, kulturell. 

Es hat sich einige Jahre gehalten und dann irgendwann zerschlagen. Wie das so ist, wenn beide einen Vollzeitjob haben und nach der Arbeit keine Lust auf Treffen und am Wochenende endlich mal frei für Hobbies. Wenn wir uns zufällig in der Stadt trafen, beschlossen wir Kontakt zu halten, kennt man, klappt oft nicht. Schade, aber sowas passiert manchmal. 

Über Facebook haben wir uns jetzt doch mal wieder kontaktiert, und dann haben wir uns für heute verabredet. Haben gemeinsam gefrühstückt. Wir haben viele unterschiedliche Dinge in unserem Leben hinsichtlich Einstellung, Meinung, Lebensweise. Das finde ich bereichernd, denn der Austausch mit ihr ist mir sehr wertvoll, auch und gerade, wenn sie anders denkt als ich. Und genug Dinge, die wir teilen und gleich sehen, um auf einer Wellenlänge zu sein. Es war wie damals, so als wären nur ein paar Tage dazwischen gewesen: sehr bereichernde Gespräche über Gott und die Welt, manchmal mit friedlichen aber konsequenten Reibungspunkten, manchmal gleicher Meinung, auf jeden Fall immer herzlich und sehr direkt ;-)

Naja, der Unterschied ist trotzdem klar: sie ist eine Frau. Ich bin ein Mann. Und wir können trotzdem Freunde sein. Habe mich heute auch bei ihr geoutet. Ich war etwas unsicher, aber ich habe sie richtig eingeschätzt: sie ging sehr offen damit um, und wir hatten echt wichtigere Themen, über die es zu reden galt. Wir möchten uns bald wieder treffen. Vielleicht mal spazieren, oder nächstes Mal lade ich sie zum Essen ein, oder einen Stadtbummel oder was auch immer. Ich freue mich und hoffe, dass wir den Kontakt dieses Mal halten werden. Er bedeutet mir sehr viel, denn sie ist die Kategorie Freundin "durch dick und dünn, mit der man Pferde stehlen kann". 

2heartedman 25.02.2016, 19.25

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