Kommt schon mal vor, da muss man nicht gleich den Handwerker rufen, da hatte ich noch nie Probleme. Dienstag wurde es allerdings noch langsamer, das Wasser sammelte sich im Becken und floss nicht mehrab. Ich kann Chemie nicht ausstehen, abgesehen davon, dass das sowas von unvegan ist, will ich sowas nicht in die Umwelt schicken. Aber irgendwo hatten wir noch einen. Gewühlt, gesucht, gefunden, durchgelesen, ein Esslöffel auf eine halbe Stunde regelmässig zur Vorsorge. 

Viel hilft viel, also etwas mehr. Und weil eine lange Wirkungszeit das Rohr so richtig schön freimacht, habe ich noch etwas länger blubbern lassen. Als mein Mann nach Hause kam, meinte er "wie, das läuft nicht ab? Aber ich hab doch gestern richtig durchgespült, schön viel rein und ein paar Stunden einwirken lassen, warum geht das nicht?"

Irgendwo im Hinterkopf begann es zu kratzen. War da nicht was? Ich wühlte tief in meinen Hirnwindungen und glaubte mich zu erinnern. Google brachte Licht ins Dunkel: das Zeug wird, wenn es zuviel ist und oder zu lange einwirkt fest wie Beton. Klempner, sackteure Rechnung. Na prima. Gut gemeint und voll verkackt. Alle beide.

Yeah, da lohnen sich doch die Extrakosten für den Handwerker am Heiligen Abend! 

Einige Leute schreiben allerdings, heißes Wasser würde helfen. Und ein bisschen Essig. Wasserkocher angeworfen, sprudelndes Wasser ins Becken gekippt, und da stand es dann und siffte vor sich hin. Stundenlang. Floss nicht ab. Blubberbläschen und Dreck stiegen hoch. Lecker, mmmmh! 

Ich gab nicht auf. Stand nachts ein paarmal auf, um heißes Wasser nachzukippen. Hatte Angst, dass es zu fest wird, wenn es noch länger trocken im Rohr vor sich hingammelt. 

Heute Morgen floss es seeeehr langsam ab, aber immerhin. Zur Sicherheit ab in den Baumarkt. 

Baumarkt! Männerparadies. Also, nicht für meinen Mann. Und nicht für mich. Trotzdem fühlte ich mich mit dem neuen Binder und einem Packer in der Hose und  meiner Motorradkluft ordentlich männlich. Durch die Abteilung mit Hammern, Brettern, vorbei an der Grillabteilung. Von Meter zu Meter wurde mein Schritt männlicher, aufrechter. Yeaaaaah, Baumarkt! Dübel, Nägel, Kettensägen, Doppelflansch und Kreuzschlitzrunddreher und Kolbenrückholfedern, wohooooo! Und meine Süße (aka mein Mann) macht zu Hause grad das Frühstück. What a man I am! 

Pümpel! In zwei Größen! Sowas darf in keinem Haushalt fehlen, weiß doch jeder (seit heute). Hatte noch ´ne Frage, ob ich bei der Anwendung mit oder ohne stehendem Wasser pümpeln soll. Stand extra lässig an der Infotheke, Stimme mit Resonanz und ordentlich cool ausgesehen. Der Verkäufer freundlich "moment, ich ruf mal den Kollegen an" und dann "hier ist ´ne junge Frau, die will wissen, wie usw" ... zack, da fiel der Packer in der Hose in sich zusammen. 

Naja, logisch, ich weiß, dass ich aussehe wie `ne Frau, Binder hin oder her, an meinem Gesicht und meiner Stimme kann ich nix ändern. An sowas wie Passing zu denken ist für mich momentan einfach nicht drin. Aber in solchen Momenten merkt man, wiesehr Fremd- und Eigenwahrnehmung manchmal kollidieren. 

Heimgekommen. Meine Bemühungen hatten gefruchtet, auch ohne Pümpel. Die nächste Ladung aus dem Kocher floss ratzfatz durch ohne zu stehen. Aber ich wette, wenn ich nicht in den Baumarkt gefahren wäre, wäre nichts abgelaufen. Murphy´s Law. 

Aber immerhin - als ich heimkam, stand das Frühstück auf dem Tisch. Selbstgemachte Aufstriche, ordentlich Salat, Grünzeug und Sprossen, ein paar gekaufte Pasten und etwas Vurst. Frischer, dampfender Kaffee.

Bei Tisch planten wir die nächsten Tage. Und stellen fest: seit sechs Jahren zusammen, aber irgendwie das erste Mal so wirklich zusammen Weihnachten. Davor war entweder meine Mutter zu Besuch oder er war bei seiner Familie und ich allein oder ich bei ´nem Kumpel. Also unser erstes wirklich richtiges gemeinsames Weihnachten ever, wow! Mal sehen, was wir draus machen :-)