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Gutachten Nummer Eins

Heute flatterte Gutachten Nummer Eins in Kopie in meinen Briefkasten.

Man hört / liest so manches, und ich habe ja auch schon einige Erfahrung gesammelt mit solchen Schreiben (wenn auch im anderen Kontext). Umso mehr freute mich das Ergebnis. Ein respektvolles, differenziertes Gutachten, das tatsächlich abseits von Textbausteinen auf meine Vita eingeht und die Fragen des Gerichts individuell beantwortet. 

Die maßgeblichen Fragen des Gerichts an die Gutachter lauten für die Namensänderung: 

1) Empfindet sich die Antragstellerin seit mindestens drei Jahren dem männlichen Geschlecht zugehörig?
2) Steht Sie seit mindestens dieser Zeit unter dem Zwang, entsprechend dieser Vorstellung zu leben?
3) Ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sich das Zugehörigkeitsempfinden zum männlichen Geschlecht nicht mehr ändern wird?

Außerdem betont die Psychologin, dass aus Respekt mir gegenüber im Gutachten die männliche Form verwendet wird. Lediglich zur Beantwortung der Fragen des Gerichts wird wieder in die von Amts wegen gewünschte weibliche Benennung geswitcht. Nette Geste, jup (kenne da ja ´nen Psychiater, der nicht mal Face to Face den Respekt hat und die Entscheidung über männlich / weiblich lieber seinem eigenen Empfinden überlässt denn dem Gegenüber selbst, aber das ist ´n anderes Thema). 

Basierend auf dem trans*spezifischen Lebenslauf, den ich ihr vorab zusendete, stellte sie mir vertiefende Fragen und ging auch im Gutachten explizit auf einzelne Punkte ein. Sie hat tatsächlich sehr gut zusammengefasst und die mir wichtigen Punkte hervorgehoben. Ein feines Gespür für die Zwischentöne und eine angenehme Art, die Dinge zu formulieren. Meine Trans*Identität kommt zum Ausdruck und dürfte dem Richter klarmachen, dass das nicht "nur ´ne Phase" ist.

Und das Testergebnis ist nichts, was regelmässige Leser meines Blogs groß überraschen dürfte, nämlich "eigentlich völlig normal in den meisten Punkten. Aber unterdurchschnittliche körperliche Aggressivität, chaotische Emotionen, eher introvertiert, nicht extrovertiert, schnell getresst bei zuviel Drumrum, große Offenheit, hier und da körperliche Beschwerden, ernst, wenig reizbar / sehr ruhig und überaus kritisch". 

Irgendwie ein komisches Gefühl, das zu lesen. Alles, was da drin steht, weiß ich ja bzw habe es selbst so gesagt. Aber es in der dritten Person zu lesen, so als wäre das eine fremde Person, da kommen einem manchmal Gedanken wie "oh mann, muss ganz schön scheiße sein, so lange auf diese Weise leben zu müssen" oder "na, der hat ja einiges mitgemacht in seinem Leben". 

Na dann, abwarten auf Gutachten Nummer 2 und dann bitteschön endlich den Beschluss, dass ich endlich den alten ungeliebten Namen ablegen darf!

2heartedman 15.06.2016, 13.09

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