two hearted man
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Gedanken zum verbalen (Mis)Gendern

Eine für mich sehr interessante Feststellung dazu, wann Menschen demonstrativ gendern habe ich seit meinem eindeutig männlichen Passing machen dürfen:

Mir wurde häufiger gesagt "das ist Einbildung", wenn ich sagte, dass ich in der Übergangsphase häufiger gegendert wurde als davor. "Du nimmst das nur häufiger wahr, vorher hast Du nicht darauf geachtet". Oder "weil Du Dir das zu Herzen nimmst, fällt es Dir einfach mehr auf als früher". 

Aber jetzt, wo ich optisch eindeutig männlich gelesen werde, kann ich es bestätigen: das Gendern im Alltag hat wieder massiv abgenommen. Klar gibt es beim Bäcker "als nächstes ist der Herr dran" oder im Laden "kannst Du dem Herren hier mal helfen, er sucht xy".

Nonverbal ist es ebenfalls eindeutig. Im Klamottenladen werde ich in die Herrenabteilung geführt, keine blöden Blicke auf der Herrentoilette, weniger höfliche Gesten (Türen aufhalten, in die Jacke helfen), mehr Konfrontation (Blicke, Anrempeln in der Stadt), mehr Respekt (die Art des Zuhörens mir gegenüber). 

Aber, das für mich Spannende: als ich in der Übergangsphase war, hat das verbale Gendern massiv zugenommen. So, als wollten die Leute mir zeigen, dass sie mich als Frau anerkennen, auch wenn ich stark maskuline Züge habe. Oder so, als wollten sie sich selbst rückversichern, indem sie es aussprechen. Keine Ahnung, was dahintersteckte. 

Wäre es nur Einbildung, weil ich darauf achte - dann müsste es ja jetzt noch immer so oft geschehen. Denn jedes Mal, wenn ich als "Herr" bezeichnet werde, fällt mir das sofort auf und ich freue mich, die gesteigerte Wahrnehmung ist also nicht der Grund. Aber es passiert einfach fast überhaupt nicht mehr, keiner spricht es aus. Ich habe eine maskuline Stimme, einen Bart, also müssen andere meine Männlichkeit nicht extra betonen. Sie haben keinen Zweifel an meinem Auftreten und an ihrer Wahrnehmung, sie müssen sich nicht rückversichern und mir auch nicht irgend etwas beweisen.

Manchmal hoffe ich richtig, wieder einmal (korrekt) gegendert zu werden. Einfach, weil es so richtig gut tut, wenn ich als Herr angesprochen werde. Aber das kann ich wirklich im Kalender anstreichen, so selten ist es geworden. Einerseits schade. Andererseits toll. Ich verschwinde in der Masse der anderen Männern, niemand wirft mir einen zweiten unsicheren Blick hinterher. Ich bin den Leuten wieder egal geworden. Ich bin einer von vielen. Unauffällig, nicht erwähnenswert, nichts Besonderes. Einfach nur ein ganz normaler Mann. Das, was ich immer sein wollte. Mein Traum hat sich erfüllt.

Nach außen hin habe ich es endlich geschafft. Und nach innen arbeite ich an mir :-)

2heartedman 23.01.2019, 17.16

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