two hearted man
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Erster Tag nach der Operation

Der erste Tag verlief ziemlich schlimm. Der zweite war dann deutlich besser, und ich erholte mich sichtbar.

Vor der Operation sagten die Ärzte und Schwestern "naja, es ist möglich am Tag nach der OP bereits nach Hause zu gehen". Ich sagte bereits, dass ich lieber einen Tag länger bleiben möchte, damit ich erstmal wieder fit bin für die Heimfahrt alleine, aber es hieß, das sei alles unkompliziert. Man beruhigte mich: nur ein kleiner Eingriff, alles okay, bin am nächsten Tag fit und kann heim.

Am ersten Tag nach der OP die Visite. Ich sagte, dass es mir gestern schlecht ging und ich erstmal ein paar Stunden ohne Kreislaufprobleme sitzen und stehen möchte, bevor ich entlassen werde. Schließlich läge ja eine mehrstündige Heimfahrt vor mir. Da sah der Doc mich (samt Team um ihn herum) mit riesigen Augen an und fragte, wer gesagt hätte, dass ich am nächsten Tag schon gehen könne / solle? Da müsse ich ja megasuperultra fit sein, wenn ich das hätte tun wollen. Man beruhigte mich und sagte, morgen sei okay, aber ich dürfe auch gerne noch zwei oder drei Tage bleiben, bis alles gut ist. 

Nun ja, so lange hatte ich nicht vor. So schön es ist, mal keine Verpflichtungen zu haben und gut umsorgt zu werden - daheim ist es dennoch entspannter als ständig Visite, Zimmer putzen, Besuch für die Zimmergenossen usw. Aber am Folgetag wollte ich schon gerne erst einmal regenerieren, bevor ich mich wieder in die rücksichtslos rempelnden Menschenmassen der öffentlichen Verkehrsmittel begebe ;-)

Um zusätzliche Narben zu vermeiden, bat ich um eine spezielle Technik, bei der es nur einen einzigen Schnitt gibt. Das macht nur der Chef der Frauenabteilung. Da die anderen Jungs normalerweise noch weitere Schritte haben, wird das sonst über die Urologie abgewickelt, sodass nur bei mir der Gynäkologe zur Visite kam (laut Doc später waren sie dort im ersten Moment erstaunt, als dann plötzlich ein Mann auf dem Tisch lag LOL). Und der war am nächsten Tag auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. 

Er erklärte mir auch nochmal das mit der Luft. Seine Worte: "ab jetzt müssen Sie pupsen auf ärztliche Anordnung". Na, das ist mal ´ne Aufforderung LOL. Aber ja, ab dem zweiten Tag spürte ich deutlich, wie es anfing zu arbeiten und langsam immer besser wurde. Es war doch befreiend zu hören, dass das normal und gut ist. 

Gerade im Krankenhaus ist es schön, wenn die Ärzte die Sache mit Humor nehmen. Und auch unter den Zimmerkollegen wird viel gewitzelt sowie Patienten / Schwestern untereinander. Ich denke, das ist auch eine Art der "Überbrückung", um den im Alltag normalerweise schambelasteten und peinlichen Situationen die Schärfe zu nehmen. Man ist ja doch sehr verwundbar hier, und andere bekommen Dinge mit, die man so nur im Krankenhaus erlebt.

Schmerzen hatte ich noch, aber sie wurden im Laufe des Tages besser. Medikamente benötigte ich nicht mehr. Und endlich endlich duschen, Zähne putzen, Haare waschen. Danach fühlt man sich wie ein neuer Mensch! 

Im Bad sah ich dann auch, wo überall Jod verrieben wurde. Herrjeh, als hätte man mich ausgeweidet LOL. Vom Oberschenkel bis rauf zum Brustkorb. Dafür, dass man mir nur einen etwa 1 cm langen Schnitt im Bauchnabel drin verpasst hatte (den man wirklich nur sieht, wenn man Champagner draus schlürfen will, ansonsten ist das Ding unsichtbar für Außenstehende). Aber, immerhin: ich hatte mich nicht rasieren müssen. Nachdem ich vier verzweifelte Jahre jedes Härchen gezüchtet hatte und für jeden einzelnen Miniflaum dort dankbar bin, hätte es mich schwer getroffen, mich von diesem fluffigen Minipelzlein trennen zu müssen. 

Heute war ich auch soweit klar, dass ich Filme sehen konnte. Kam aber nicht weit. Stellenweise war ich etwas erschöpft und pausierte. Ein andermal kam Besuch für die Kollegen. Dann entwickelte sich ein Gespräch. Dann kam das Mittagessen. Dazwischen wurde geputzt. Dann kam zur Übergabe wieder ´ne Schwester ins Zimmer. Ständig war etwas los. Im Krankenhaus (nicht hier, sondern generell) mag man zwar im Bett liegen, aber Ruhe und Auszeit sucht man dort vergeblich. 

Es war sehr befreiend, endlich keine Hilfe mehr zu benötigen. Klar alles eingeschränkt und langsam. Aber es war schön, dass ich meinen Müll alleine wegwerfen konnte. Mir Wechselwäsche aus dem Schrank holte. Mein Tablett wegbringen konnte (unter 5 Kilo versteht sich, darf ja nix heben die nächsten Wochen). Mir alleine eine Flasche Wasser aus der Küche oder einen Kaffee vom Automaten holen konnte. Ich mag es gar nicht, auf andere angewiesen zu sein. 

Zwischendurch kam eine Ärztin zum Ultraschall. Noch mal abklären, ob bei der OP auch wirklich alles gut gelaufen ist. Oder ob man zufällig etwas abgezwickt hat, das man eigentlich nicht hatte erwischen wollen *grusel*. Alles gut, sehr zufrieden, sah prima aus. Aber sie sagte auch, dass da tatsächlich sehr viel Luft zurückgeblieben und es nachvollziehbar sei, dass ich solche Schmerzen hätte, das sei nicht gerade wenig. Puha, jau, nach dieser Aussage fühlte ich mich besser. War also doch nicht so ein wimmerndes Weichei, wie ich befürchtet hatte ;-)

Wofür ich sehr dankbar war: ich bekam auch veganes Essen. Ist im Krankenhaus nicht üblich und hier wirklich etwas Besonderes. Und für Großküche war es auch durchaus lecker und abwechslungsreich. Es ist einfach nicht möglich, auf alles und jeden Rücksicht zu nehmen. Paleo, Keto, Vegan, Low Carb, High Carb, Vegetarisch, Halal, Koscher. Dazu die medizinisch notwendigen Diäten bei Allergie, Gicht oder Diabetes und was weiß ich. Und dann zusätzlich noch beachten, ob jmd für die OP am Folgetag etwas Aufbauendes bekommt oder danach Schonkost oder später etwas gegen Durchfall / Verstopfung usw. Das ist einfach nicht machbar. 

Trotzdem musste ich schon extrem lachen (aua, Lachen tut noch weh): ich bekam Medikamente gegen die nach der OP übliche Verstopfung (der Darm ist ja stillgelegt und muss langsam erst mal wieder in die Gänge kommen) und Tabletten gegen die viele Luft. Und auf meinem Teller eine Curry-Asiapfanne: stopfender Reis und blähendes Gemüse (Zwiebel, Pilze, Lauch). Ich glaube, aus all den möglichen Kombis war dies die denkbar ungünstigste ROFL. Trotzdem, es war lecker, und ich brauchte etwas im Magen. Große Portionen konnte ich eh noch nicht, ein paar Bissen taten richtig gut und waren sehr lecker. 

So verging also der erste Tag nach der OP. Visite, Untersuchungen, langsam wieder fit werden, Filme ansehen. War gut, dass ich noch im Krankenhaus war und mich erholen konnte.

2heartedman 05.03.2019, 13.05

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