Meine Erwartung: der für mich einfachste Termin von den dreien. Schließlich nur ein bisschen Kleben üben. Und das Teil mal "anprobieren", ich wusste ja schon wie es aussehen würde. Und ein paar Fragen stellen, über die Pflege und den Alltag reden. Fertig. 

Die Realität: puh, verdammt hart! Es fällt mir jetzt auch recht schwer darüber zu schreiben. Wer hier schon länger liest, der weiß ja, dass ich lieber sachlich schreibe als emotional. Und das waren einfach ein paar zuviel Emotionen an diesem Tag ;-) 

Erst einmal: jaaaaa, klar wusste ich, wie es aussehen würde. Aber dann vor dem Spiegel zu stehen und sich endlich "komplett" zu sehen, das löst eine Menge aus. Das kann man nicht wirklich in Worten erklären. Muss auch nicht. 

Ich denke, jeder Mensch reagiert in diesem Moment anders. Der eine hüpft tanzend durch die Bude und jubelt. Der andere kriegt Kreislaufprobleme. Ein weiterer beginnt vielleicht zu weinen. Ein anderer wird erst einmal ganz ruhig und in sich gekehrt. 

Eine Epithese ist kein Spielzeug, keine simple Schönheitskorrektur. Sondern es ist ein Stück Lebensqualität, das dem Betroffenen etwas zurückgibt und was ein Außenstehender so vermutlich kaum nachvollziehen kann. Klar wusste ich das theoretisch schon vorher, aber Theorie und Praxis, das ist bei mir ja eh immer so ein Thema (dessen zweiten Teil ich gerne überspringe) ;-)

In diesem Moment war ich sehr dankbar für Sofias Geduld und Verständnis. Sie findet die passenden Worte (oder weiß, wann einfach Schweigen angebracht ist). Sie wertet nicht, lässt in dem Moment einfach sein was ist. Das ist unglaublich hilfreich, denn ich wäre mir normalerweise ziemlich dämlich vorgekommen.

Sie gab mir all die Zeit, die ich brauchte während des ganzen Termins, das war sehr hilfreich. Denn ich war dann doch recht verkrampft und brauchte manchmal etwas länger, die zuvor gezeigte Aktion dann selbst auszuführen oder aber das Gesagte zu verstehen. 

Das Kleben sieht absolut simpel aus, wenn Sofia das macht. Sie weiß, wie es geht, hat die Praxis, die Routine, weiß worauf zu achten ist, jeder Handgriff sitzt. Erklärt es sehr ausführlich und unmissverständlich. Als ich selbst es dann probierte, war ich erstaunt, wie viele Fehler man bei etwas so Banalem wie "hier abwischen" oder "dort den Kleber auftragen" alles machen kann. Gut möglich, dass andere sich geschickter anstellen, ich jedenfalls kam mir ziemlich unfähig vor in diesem Moment. Macht nichts, sie hat wie gesagt unglaublich viel Geduld und jede Menge Humor ;-) 

Und natürlich wurde ein letztes Mal im Bad geübt. Es soll ja alles korrekt sitzen nach dem Kleben, damit nichts daneben geht. 

Außerdem galt es ein paar Formalitäten abzuklären. Info wann welches Rezept benötigt wird und was genau darauf zu stehen hat. Informationen über die verschiedenen Produkte, die für das Kleben und Lösen benötigt werden und wo man sie bezieht, was die Unterschiede sind und wie sie aufzubewahren sind. Wie das Produkt zu pflegen ist. Was von dem Material die Kasse bezahlt und was man selbst bezahlen muss. Unterschriften auf Verträgen und Rechnungen. Absprache und weiteres Vorgehen. 

Ich werde jetzt noch eine Weile testen, probieren, üben. Mich daran gewöhnen und routinierter werden. Wenn das dann läuft, ist ein vierter Termin nötig, in dem sie noch einmal ein paar Dinge an dem Modell überarbeitet, es endgültig versiegelt. Je nachdem ob ich Probleme habe, werde ich zu ihr fahren oder kann es mit etwas Glück auf einfach nur per Post zu ihr schicken. Ich hoffe ja, dass ich es hinbekomme und keine Hilfe vor Ort mehr benötige, werde fleißig üben. 

Die Nachsorge ist ihr genauso wichtig wie die Vorarbeit und das Erstellen selbst. Als Ansprechpartnerin ist sie erreichbar, ich kann Fotos schicken, Probleme schildern, Fragen stellen, sodass sie mir bei Bedarf weiterhelfen kann. Das werde ich gerne nutzen. Hoffe aber natürlich, dass ich bald ohne Hilfe zurechtkomme ;-)