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Ausgewählter Beitrag

Ein Abend in der Gay-Sauna

In diesem Beitrag möchte ich von meinen Eindrücken in der Gay-Sauna schreiben. Ich bin sicher, dass viele Leute neugierig sind, wie das dort hinter verschlossenen Türen so abläuft ;-)


Ein Kumpel kam über Wochenende zu Besuch, ebenso wie ich ein an Männern interessierter Transmann. Beide spielten wir schon länger mit dem Gedanken, ob wir in die Sauna gehen wollen. Zu zweit fühlt es sich dann doch besser an, es gibt eine gewisse Sicherheit, man kann sich gemeinsam darüber austauschen. Ich fühlte mich nicht ganz so verwundbar, als wäre ich alleine oder mit einem Bio-Mann hingegangen. Toll, dass ich jemanden gefunden hatte, der das auch mal probieren wollte!

Darüber, wie es mir mental damit ging (Angst vor Outing, Angst mich nackt zu zeigen, mein Vergleich zwischen mir und anderen Männern usw), schreibe ich in einem eigenen Bericht, sonst wird es zu unübersichtlich. Hier geht es vor allem darum, was dort so alles los war. 

In meiner näheren Umgebung kann ich aus zwei Saunas wählen. Die eine ist recht modern, hat ein größeres Angebot an Räumlichkeiten, soll wohl hygienischer sein, ist dafür auch teurer. Außerdem sollen dort eher jüngere Leute verkehren, es herrscht schon ein gewisser Körperkult. Und, das Problem: die haben nur einen Tag in der Woche Unisex, an allen anderen nur Bio-Männer. Keine Transfrauen, keine Transmänner ohne Operation. Selbst, wenn Unisex-Tag gewesen wäre - ich fühle mich dadurch diskriminiert und nicht als vollwertig anerkannt. Ich bin nicht Unisex, ich bin ein Mann. Und ich habe keine Lust, dort als Exot wahrgenommen zu werden oder ´nen Mitleidsbonus zu kriegen. Das ist herabwürdigend.

Die andere Sauna ist etwas günstiger, die Räumlichkeiten deutlich älter und die Ausstattung ist geringer. Das Publikum ist etwas älter, und hier findet man dann auch Herren mit Bauch und nicht mehr nur 20jährige Adonis-Körper. Transmänner sind dort jederzeit willkommen. 

Für mich ebenfalls entscheidend: durch meine Arbeit kenne ich die Mitarbeiter beider Einrichtungen. Während in der ersten Sauna ständig neue Leute an der Kasse sind und diese oft kaum Deutsch können, ist in der anderen immer der gleiche nette Kerl hinter der Theke, den ich sehr schätze. Und ich wusste, FALLS es Probleme gibt, brauch ich nur zu ihm gehen. 

Handtuch und Badelatschen konnte man leihen (Schuhe in meiner eigenen Größe hätten sie aber garantiert nicht gehabt. Außerdem mag ich keine fremden Schuhe tragen). Das ist praktisch, weil viele Leute in der Gaysauna von weiter her kommen, auf Geschäftsreise Zwischenstop machen oder zu Hause gar nicht erzählen, wohin sie gehen. Ist eben doch ein geschützter Rahmen, ein Safe Space, das merkt man sehr deutlich, und das fühlt sich auch gut an. 

Bevor wir zum Schwitzen sind, schlenderten wir erst einmal durch die Räumlichkeiten. Wie gesagt: die Sauna, in die wir gingen, war schon etwas älter. Man merkte es auch an der Einrichtung, die doch schon etwas in die Jahre gekommen schien. Hier und da etwas Anstrich oder ein paar neue Möbel würden wohl nicht schaden. Dennoch: es gab Dampfbad und Trockensauna, Duschbereich. Eine Dachterrasse für Raucher, einen Videobereich, eine kleine Ecke für Internet. Außerdem eine Bar, einen Bereich für die Spinde (keine Umkleidekabinen. Aber hey, es ist FKK, also eh egal). 

Uuuund ein ziemlich verwinkeltes Labyrinth aus dunklen Gängen mit einer "Spielecke" und ein paar extra Kabinen offen oder schließbar. Wir waren doch recht erstaunt, wie weit angelegt diese untere Etage angelegt war, fast hätten wir uns dort verlaufen LOL. Wenn man sich zurückziehen möchte, findet man dort sehr gute Möglichkeiten. Später, zu Hause beim Surfen im Web, erfuhr ich, dass es wohl nicht unüblich ist, wenn solche Spielräume verwinkelt angelegt sind und zum Cruisen, Bummeln und Entdecken einladen. 

Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet und waren einfach neugierig. Als erstes entschieden wir uns für das Dampfbad. Und ja, es war ziemlich dampfig, heißt man konnte zwar Silhouetten sehen aber keine Details. Führte dazu, dass ich teilweise im Dampfbad Männer "sah", die ich außerhalb des Raumes dann nur aufgrund ihrer Stimme identifizierte. Das regt die Phantasie an, das macht neugierig auf den Gegenüber. Hat auch den Vorteil, dass man ganz unbefangen aufeinander zugehen kann, das ist eine ganz eigene Stimmung und Atmosphäre da drin. Und ich selbst fühlte mich dort recht geschützt, weil man nicht sofort von weitem meine Narben sah.

Anfangs waren wir beide alleine dort, aber bald kamen andere Männer nach. Manche setzten sich, andere standen an der Wand. Manche zeigten ihr Interesse, indem sie deutlich ihre Erregung präsentierten. Andere waren sehr direkt und gingen sofort mit ihren Händen am Gegenüber zur Sache, sei es zärtlich verspielt oder eher derb, und wenn es erwidert wurde hatten kurz darauf beide was davon. 

Zwischendurch immer mal wieder duschen. Und dann natürlich auch die anderen Bereiche besuchen. Im Labyrinth waren wir nicht, hatten ja kein Interesse an sexuellen Spielen. Auf der Terrasse tat es gut, sich den Wind um die nackte Haut wehen zu lassen, ich liebe das, seit der Mastek ist das für mich einer der schönsten körperlichen Momente. Außerdem kam man dort sehr gut mit anderen ins Gespräch. Es gibt viele Stammgäste, und die sprachen uns Neulinge direkt an. Überhaupt war es sehr einfach, hier lose Kontakte zu knüpfen: die gesamte Atmosphäre war zwar sexuell geladen, aber abgesehen davon auch allgemein sehr locker und entspannt. 

An der Bar konnte man gemütlich sitzen, um zwischen den Saunagängen zu entspannen. Als wir dort waren, saßen nicht viele Gäste dort. War okay, da konnten wir uns untereinander gut austauschen. Ich hatte damit gerechnet, dass es sehr teuer wäre, aber die Preise entsprachen einer normalen Bar. 

Der Videoraum war uns auch eine kleine Station wert: ein größeres Zimmer mit Fernseher, auf dem ein Porno lief. Es gab mehrere Liegen, Stühle, Sessel, Hocker, auf denen die Gäste es sich alleine oder zu mehreren gemütlich machen konnten. Mal so gucken, was dort für ein Programm läuft, und die wie Leute sich verhalten. Aber es war dort nichts weiter los in diesem Moment.

Wir gingen später in die Trockensauna. War recht heiß, das ist mir lieber. Ich bevorzuge generell die trockene Hitze um 90 Grad aufwärts, besser als das Kondensieren im Dampfbad. Wir hatten beide unsere Handtücher um die Hüften gebunden, und da störte sich auch niemand daran. Einer fragte scherzhaft, ob uns nicht heiß genug sei, aber das wars auch. Es gab auch ein paar andere Männer, die außerhalb des Dampfbades ihr Handtuch umgebunden hatten bzw sogar in der Sauna trugen. 

Während es im Dampfbad schnell zur Sache ging, kam man hier eher zwanglos ins Gespräch. Smalltalk zu zweit oder in kleinen Gruppen. Und einfach ein bisschen schwitzen, Hitze genießen, entspannen. 

Später gingen wir noch einmal ins Dampfbad. Aber diesmal sprachen wir uns ab: wir wollten beide dicht zusammensitzen, sodass es von außen erkennbar war, dass wir zusammen gehören. Dadurch wurden wir tatsächlich nicht ganz so oft angesprochen / berührt wie beim ersten Mal. 

Dieses Mal wurde einiges geboten. In der Ecke sah ich zwei junge Kerle, schemenhaft, aber diese Schemen sahen ziemlich attraktiv aus. Gingen direkt aufeinander zu, kamen auch sehr schnell zur Sache. Schade, dass man kein Popcorn ins Dampfbad mitnehmen kann. Tja - So attraktiv wie jung sie waren - so schnell war die Sache auch wieder vorbei. Kurzfilm halt. 

Dann kamen zwei reifere Herren zusammen ins Dampfbad. Stellten sich in die Mitte des Raumes, gut für alle sichtbar. Redeten auch so, dass man alles hören könnte. Erst ein wenig "Aufwärmen", und dann ging es zur Sache. Sehr direkt, Wegschauen oder Weghören war gar nicht möglich. Man hörte, sah und spürte: die genossen ihre Show und freuten sich am Publikum. Und sie ließen sich auch gut Zeit, kosteten es voll aus. Zwischendurch kam mal jemand dazu, legte mit Hand an oder gab ein Kommentar dazu ab. 

Wir verließen das Dampfbad einige Zeit später, saßen dann noch etwas draußen. Und kamen wieder ins Gespräch. Die Themen sind dort auch sehr direkt. Man sitzt sich nackt gegenüber. Viele kommen nur für Sex. Andere kommen um zuzusehen. Alle wissen, worum es hier geht, und falsche Scham ist an diesem Ort nicht angebracht. Über TV-Serien, das Wetter oder sonstige Banalitäten kann man auch in der Kneipe nebenan quatschen. Hier war es dann schon wesentlich intimer, was besprochen wurde. Ich hatte kein Problem damit, zum Glück bin ich recht aufgeklärt und locker. Ich werde es hier nicht näher ausführen, aber: hätte ich nicht schon viele der Praktiken und Fachbegriffe gekannt, hätte ich wohl immer wieder zwischenfragen müssen oder wäre knallrot geworden. Mir wurden auch eher ungewöhnliche Angebote gemacht, auf die ich nicht so wirklich stehe, aber da kann man ja höflich nein sagen ;-)

Mein Fazit für den Abend: die Leute waren sehr nett. Klar kann das in einer anderen Sauna oder in dieser hier an einem anderen Tag anders sein, aber wir hatten zumindest Glück. Sympathische, aufgeschlossene Männer, die direkt zur Sache gingen. Trotzdem waren alle vernünftig und respektvoll. Obwohl ich nicht auf Sex aus war, fühlte ich mich sicher: hätte ich lautstark NEIN gesagt, wären sicher andere dagewesen, die eingegriffen hätten. Und hätte jemand etwas transphobes gesagt, wären mir vermutlich auch einige zur Seite gestanden (was eine Vermutung ist, da dieses Thema nie zur Sprache kam. Aber aus den Gesprächsthemen konnte ich erkennen, dass viele da waren, die generell sehr aufgeschlossen sind). 

Männer gehen in die Sauna, um zu entspannen. Um Sex zu haben. Um auf Geschäftsreise Kontakte zu anderen Gays zu knüpfen. Um als bisexueller Mann auch diese Seite auszuleben. Und manche, die Angst vor einem Outing haben, erfüllen sich weitab von daheim wohl auch einige Sehnsüchte, um Kraft zu tanken für den inneren Kampf im Alltag. Insgesamt war es ein bunt gemischtes Publikum, in dem ich mich sehr wohlfühlte. 

Man muss sich halt als Besucher einer Gay-Sauna klarmachen, was die Leute dort wollen. Wer nur "normal saunieren" möchte, der wird wohl eine sehr unangenehme Überraschung erleben. Aber wer nackte Männer sehen will, wer auf Sex aus ist, wer sich zeigen will oder wer gerne zusehen möchte, der ist genau richtig. 

********

Anmerkung: es kommt natürlich auf die Sauna selbst an. Es gibt wohl auch Wellnesstempel, in denen das Entspannen durchaus möglich ist und Männer rein für Sauna selbst hingehen. Dort, wo ich war, war mir das Geld für ein kleines Dampfbad und eine noch kleinere Trockensauna einfach zu teuer. Da bekomme ich für nur einen geringen Aufschlag hier ein Tagesticket in der Wellnessoase mit zig Saunavarianten sowie Therme, Sport und Fun). 

2heartedman 08.03.2019, 11.36

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