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Ausgewählter Beitrag

Das ruhende Bewusstsein

Hier ein Beitrag von Inferus89. Er ist auch auf >Facebook< aktiv.

Kürzlich hat er einen tollen Text geschrieben, den ich gerne hier im Blog unter Gastbeiträge vorstellen möchte. Gerade Menschen, die erst als Erwachsene diesen Schritt gehen, werden infrage gestellt. Er bringt es vor allem in einem Absatz so schön auf den Punkt: die anderen wissen doch, wen sie vor sich sehen. Warum also selbst daran zweifeln?

Ein Beitrag, der nachdenklich stimmt. Und ein wenig traurig. Und der am Ende Mut macht, endlich aufzustehen und zu hinterfragen ...


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Vor ca. einem Jahr könnte man sagen, erwachte mein Geschlechtsbewusstsein zum Leben. Bis dahin, so könnte man sagen, ruhte es in Frieden. Denn es ruhte wirklich, rührte sich nicht und zeigte kein Lebenszeichen, und so lange das so war, war es friedlich. Es war friedlich, weil ich nie nachdachte. Dinge sind gegeben wie sie sind, darüber denkt man nicht nach, man lebt damit jeden Tag. Man hinterfragt es nicht. Man tut was von diesen Gegebenheiten verlangt wird. Die Menschen sehen dich an und sagen „Was bist du doch für ein süßes Mädchen.“ Und was denkt man zu so was? Ich weiß nicht wie andere Menschen dazu denken. Ich für meinen Teil, dachte gar nichts. Ich dachte niemals: „Ja, das bin ich“ ich dachte jedoch auch nie „Nein, das bin ich nicht“. Ich dachte nicht, ich ruhte. Mein Verstand ruhte, fragte nicht, nahm hin die Gegebenheiten.

Manchmal, ganz klein, wie ein Staubkorn im Lichtschein so klein, blitzte es auf. Doch nur ganz kurz und dann ruhte es wieder, versank wieder in seinem friedlichen Schlaf und Träumte weiter, davon das man nicht hinterfragt was gegeben ist.

„Warum benimmst du dich nie wie ein richtiges Mädchen?“ Ein aufblitzen... Warum eigentlich nicht? Ich bin halt anders... weiter schlafen. „Warum sitzt du denn so da? So sitzen nur Männer.“ Ein aufblitzen... Warum hab ich das gemacht? Ich fand es bequem... weiter schlafen. „Warum holst du nicht mal was aus dir raus?“ Ein aufblitzen... Warum eigentlich nicht? Ich bin lieber unauffällig... weiter schlafen. „Mädchen benutzen keine Kraftausdrücke.“ Ein aufblitzen... Ist das so Mama? Ich benutze sie halt... weiter schlafen.

So ruhte mein Bewusstsein, Jahr um Jahr. Die Ärzte wussten doch was sie sahen. Die Eltern wussten doch was sie groß ziehen. Die Freunde wussten doch wen sie vor sich haben. Die Freundin wusste doch mit wem sie eine Beziehung führt. Warum hinterfragen, was die Welt einem so bereitwillig erklärt. Die Ämter sagten es: Frau. Die Ärzte sagten es: Frau. Die Familie sagte es: Frau. Die Freunde sagten es: Frau. Die Arbeit sagte es: Frau. Die Freundin sagte es: Frau. Alle sagten es... warum also in Frage stellen?

Die Zeit des Friedens ist vorbei. Die Realität kam und rüttelte an den Schultern meines Denkens. Menschen kamen, rüttelten es an den Schultern und weckten es. Menschen die es in Frage stellten. Menschen die mir zeigten, was gegeben ist, ist es wert darüber auch einmal nachzudenken. Und ich begann zu denken, ohne das ich es merkte. Mein Verstand, der so lange geschlafen hatte, lief auf zur Höchstform und tat dass was das Denken so gut kann. Die Fäden im Hintergrund spinnen und einen im Ungewissen lassen und reifen bis die Zeit der Erkenntnis gekommen ist.

Es wurde wachsam und hinterfragte: „Warum benimmst du dich nie wie ein richtiges Mädchen?“ Ein arbeiten... Warum eigentlich nicht? Vielleicht bin ich keins... weiter reifen. „Warum sitzt du denn so da? So sitzen nur Männer.“ Ein arbeiten... Warum hab ich das gemacht? Ich will so sitzen und es auch dürfen will... weiter reifen. „Warum holst du nicht mal was aus dir raus?“ Ein aufblitzen... Warum eigentlich nicht? Weil ich es nicht will, nicht so wie ihr es wollt... weiter reifen. „Mädchen benutzen keine Kraftausdrücke.“ Ein aufblitzen... Ist das so Mama? Wie würdest du davon denken wenn du einen Sohn hättest?... weiter reifen.

Es wuchs und irgendwann, war es groß genug um die Fäden die es spann zu nutzen um mich zu führen. Ganz plötzlich, fand ich mich in der falschen Abteilung des Kleidungshauses wieder und ehe ich mich versah, war ich auch schon mit einer Hose aus eben jenem wieder raus. Der Gedanke, dies zu tun gefiel mir, hatte weder Hand noch Fuß, keinen ersichtlichen Grund, doch er war da. Anprobieren, mögen, dran festhalten. Ungewöhnlich... für eine Frau... Es beobachtete, es plante, es wuchs und es dauerte nicht lange da gab es mir bei einem Blick in Kleiderschrank und Spiegel zu verstehen, das ich die Welt da draußen nicht mehr sehen lassen will was gegeben ist. Und ich es auch nicht mehr sehen will. Das die Welt sich jetzt mal Fragen soll, warum ich Dinge tue wie ich ich sie tu. Das sie Anfangen soll zu fragen, ob Dinge immer so sind, wie sie gegeben scheinen.

Aus dem gebrochenen Frieden wurde Last. Auf die Straße gehen und Frau sein? Zur Arbeit gehen und Frau sein? Mit Freunden sprechen und Frau sein? Ewig die Tochter bleiben? Fragen die recht Rasch eine Antwort fanden. Die Antwort, dass das Gegebene nicht das ist, was ich bin. Die Antwort, dass das was ich zu sein scheine, das werden muss was ich bin. Die Antwort das wenn ich es zwinge wieder zu schlafen, es sich furchtbar dafür rächen wird! Die Antwort, auf all die Fragen die es sich nie wirklich gestellt hat! Ich bin keine Frau, ich bin es nie gewesen, doch das Bewusstsein, ruhte lange in Frieden weil es hin nahm hin was gegeben . Und wie mit dem Frieden allgemein, so ist es auch mit meinem eigenen: Er geht vorbei und zurück bleiben Leid und das sehnen es möge sich ändern und bald vorbei sein.

2heartedman 21.06.2015, 09.51

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