Also, Kurzfassung zu damals: mir wurde als Kind nie wirklich beigebracht, wie wichtig Zahnpflege ist. Und dazu wurde mir eingeredet, dass egal wiesehr ich putze es eh sinnlos sei, weil in unserer Familie eh alle kaputte Zähne hätten. Außerdem war ich bei einem Kieferorthopäden, und der war ja ein brutaler Typ, was meine Angst vor dem Zahnarzt nicht gerade verringert hat. Als ich dann von zu Hause auszog und mich innerlich auch von vielen "Traditionen" der Familie löste, habe ich endlich angefangen, mich ordentlich um meine Gesundheit (nicht nur Zähne, solche seltsamen Aussagen gab es auch zu anderen Gesundheitsthemen) zu kümmern. Wenn alle in der Familie "schlechte Zähne haben" heißt das ja noch lange nicht, dass meine nicht vielleicht trotzdem fest, sauber, gesund und tiptop sein können!

Ich pflege meine Zähnchen, kaue ordentlich, verwende Zahnseide, achte sehr darauf. Trotzdem, die Angst vorm Zahnarzt ist noch immer da. Und ein paar "Macken" an den Zähnen, die bisher nicht korrigiert wurden, gibt es immer noch. Als vor ein paar Jahren mein Zahnarzt hier vor Ort in Rente ging, habe ich es ständig versäumt, einen neuen zu suchen. Mit Angst im Nacken ist das nicht leicht, gebe ich zu. 

Eine Kollegin hat mir jetzt jemanden empfohlen, der sehr gut sein soll auch für Angstpatienten. Und im Web las ich ausnahmslos nur positive Beiträge über ihn, und es waren sehr viele Beiträge, wow! 

War dann dort, und ich kann dies bestätigen. Fing schon bei der Aufnahme an. Sehr schöne Räumlichkeiten, alle Mitarbeiter total nett. Und ich meinte, dass wenn sie jetzt eine neue Akte anlegen, man doch bitte gleich den männlichen Namen nehmen könne. Keine blöden Sprüche, keine neugierigen Blicke, nur aufgeschlossene Freundlichkeit. Und kurz entschuldigt, dass sie den weiblichen trotzdem noch notieren müssen der Kasse wegen. Trotzdem wurde ich sofort von allen männlich aufgerufen (zum Röntgen, aus dem Wartezimmer abholen, im Sprechzimmer, am Empfang etc). Hab mich riesig gefreut, fühlte mich sehr wohl, trug zur entspannten Atmosphäre bei. 

Der Arzt dann war auch sehr nett. Hat alles genau nachgefragt, ist den Anamnesebogen genau durchgegangen. Hat sich dann die Zähne angesehen. Nicht getadelt (dass ich so lange nicht mehr war) sondern ausschließlich gelobt (wie sauber und gepflegt alles ist).

Hat mich auch sehr gut aufgeklärt. Denn es gibt wie gesagt ein paar Macken, die ich seit der Kindheit mit mir herumtrage und wo ich teils haarsträubende Infos bekommen habe, die mich ziemlich verschreckt haben. 

Und in einem anderen Fall half er mir, ein Problem zu lösen, das ich seit etwa 22 Jahren mit mir rumschleppe! Die anderen Zahnärzte zuletzt meinten ständig, das bilde ich mir ein (sorry, aber ich spüre doch, wenn die Zunge an einer spitzen Kante reibt). Er hat klar gesehen, dass da ein Stück der alten Füllung übersteht und Schmerzen verursacht, das hat die Helferin flink abgeschliffen, und seitdem ist alles wieder glatt, wow, danke! 

Und dort, wo früher ein Zahn abgebrochen war, ist ein unschöner Fleck, den ich trotz fast schon zwanghaften Putzens nicht wegbekomme. Da hat er drüberpoliert (er hat als Fachmann ja doch andere Mittel wie ich mit meiner 0815 Bürste). Sieht wieder sauber und glatt aus, sodass ich endlich wieder lächeln kann ohne meine Zähne verstecken zu müssen. Auch das etwas, bei dem andere Zahnärzte immer sagten "kann man nix machen, ist halt so" ... oh mann, dieser Mann hat in wenigen Minuten mehrere Probleme gelöst, die andere einfach ignoriert haben, DANKE!!!!!

Ich war überglücklich, dass trotz einer etwas längeren Pause keine Beschwerden waren sondern ich sogar noch ausgiebig gelobt wurde. Das motiviert! Und so angenehm, wie es in der Praxis war (klar, Zahnstein reinigen ist nie schön, und das Geräusch des Polierers ist auch nicht schön, aber damit komm ich klar, solange die Mitarbeiter ein wenig Rücksicht nehmen), habe ich direkt den nächsten Termin wieder ausgemacht. Klingt es schräg, wenn ich sage, dass ich mich irgendwie sogar darauf freue? ;-)