Es sind immer verschiedene Aspekte, die mir dabei wichtig sind. Manchmal geht es darum, ob ich etwas vorwegnehme, das man mir sowieso ansieht. Es geht auch mal darum, dass ein Outing auch die Grenzen des Gegenüber überschreitet und einfach nicht angebracht ist. Oder darum, ob ich Lust habe, ständig über mich reden zu müssen statt mich endlich auf etwas anderes zu konzentrieren. Und viele Aspekte mehr. 

Momentan geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich einfach keine Lust habe, drumherum zu reden. Ich spüre, dass ich da in einen fiesen Zwiespalt gerate aktuell. Etwa in der Männergruppe, wo ich mich nicht outen möchte. Einfach, weil ich nicht will, dass meine Transidentität Thema in der Gruppe wird. Klar wäre es ein Stück Öffentlichkeitsarbeit, aber ich will endlich mal über andere Themen reden, nicht immer nur über mich. Möchte als Mann gesehen werden, ohne mich ständig erklären zu müssen. Möchte in der Masse untergehen. Ich will einfach nur ein ganz normales Leben leben und gemeinsam mit anderen meine Hobbies ausleben.

Es ist eh schon schwer, mich nicht als Regenbogen zu outen. Klar kann ich alles verschweigen, aber wenn ich bei jedem noch so harmlosen Thema nebenbei erst ein paar Sekunden überlege, bevor ich etwas sage, wirkt es schon seltsam. Klar könnte ich aus "da waren mein Ex und ich auch mal im Urlaub" auch "meine Ex" machen, oder einfach nur "war ich" sagen. Aber, wie gesagt: immer jeden Satz zu überlegen ist echt anstrengend, weil sowohl die weibliche Sozialisation als auch die 20 Jahre Beziehung zu Männern sich einfach durch mein Leben ziehen. 

Dazu habe ich definitiv keine Lust, zumindest pan (für Außenstehende einfach nur bi) wird immer Thema sein, bei dem ich nicht drumherumreden möchte. Ich liebe Menschen, und dazu stehe ich. Punkt. 

Aber der Rest? Wie es sich entwickeln wird, werde ich sehen. Aber mir gehen ein paar Gedanken durch den Kopf. ZB dass man hier und da mal Nummern austauscht, intensiver ins Gespräch kommt, sich mal privat trifft. Und dann?

Ich bin einfach gerne sportlich aktiv. Spätestens, wenn man mal gemeinsam in der Umkleide steht (Badminton, Fitnessbude) oder man gar gemeinsam schwimmen geht, ist es vorbei mit stealth (zumindest aktuell. Wer weiß, was mit Tattoo und Packer ist). Oder wenn ich mich verplappere, weil ich kurz unachtsam bin. Auch habe ich keine Lust, manche Dinge zu erfinden oder meinen Lebenslauf "umzuschreiben".

Keine Ahnung, warum ich mich gerade aktuell wieder sosehr mit diesem Thema befasse. Glaube, es liegt daran, weil ich endlich endlich endlich nach 2,5 Jahren die ersten größeren Passingerfolge habe (die über "guten Tag, der Herr" hinausgehen). Klar hier und da noch ein Misgendern, aber es scheint gefühlt seltener zu werden, die Erfolge dafür häufiger. Und es tut so gut, endlich untertauchen zu können, mich endlich anderen Themen zuzuwenden, endlich als Ich selbst gesehen zu werden. Ich habe momentan ganz intensiv das Bedürfnis, das alte Ich hinter mir zu lassen und endlich nach vorne zu gehen ...