Menschen brauchen Schubladen. Und aus Schubladen werden sehr schnell Vorurteile. Dinge, die mir jetzt problemlos möglich sind, werde ich eines Tages nicht mehr tun dürfen.

Blutspende wäre ein Thema für sich. Aber ich möchte mich hier nicht mit Politik aufhalten im Blog, selbst wenn es mich noch sosehr in den Fingern kribbelt. Bisher durfte ich spenden, denn als Frau, die auf Männer steht, ist mir das erlaubt. Ich bin keine Risikogruppe. Als Mann dagegen werde ich zukünftig als schwul bezeichnet und werde ab dem Zeitpunkt meiner Personenstandsänderung somit zur Risikogruppe. Ich werde mein Sexualverhalten nicht ändern, aber plötzlich steigt mein Aidsrisiko, so rein statistisch, und somit ist mein Blut scheinbar nichts mehr wert. 

Oder das Thema Freizeitpark und Kinder. Mein Mann und ich gehen gerne in Freizeitparks. Es macht Spaß, die Kinder beim Spielen zu beobachten, und ich liebe es, selbst wieder zum Kind zu werden. Wildwasserbahn, Achterbahn, Kettenkarussell, Bumper-Boote, Autoscooter, Pommes mit Ketchup und jede Menge Limo. Wenn ein junges heterosexuelles Paar ohne Kinder im Park ist, ist das okay. Vielleicht ist eines der Kinder, das wir beobachten, möglicherweise unseres. Und falls nicht, könnten Kinder ja bereits in Planung sein. Wenn nun aber zukünftig zwei Männer Arm in Arm durch den Park laufen, sich gar noch küssen, die Kinder beim Spielen beobachten ... das möchte ich hier nicht ausführen, Ihr ahnt, worauf ich hinauswill. Ist das nicht traurig?

Wenn auf der Straße bei uns im Viertel ein Kind auf dem Spielplatz weint oder auf mich zukommt oder beim Spiel meinen Weg kreuzt, kann ich bedenkenlos mit ihm reden. Später werde ich das nicht mehr tun dürfen. Männer sprechen keine fremden Kindern an :(

Meine Freundlichkeit wird als Flirten interpretiert werden. Und Neutralität womöglich als Ablehnung der Gegenüberin. 

Mein Gewicht ist momentan Gesprächsthema, wie üblich bei Frauen. Jeder glaubt mir reinreden zu dürfen. Wird später egal sein. Dafür dürften viele sich daran stoßen, dass ich als "echter Kerl" kein Tierleid konsumieren will, ein Salatteller ist was für Frauen auf Diät.

Könnte man in vielen Punkten fortsetzen. Aber ich denke, es wird sich sehr viel ändern an der Wahrnehmung der Gesellschaft mir / uns beiden gegenüber. Ich bin sehr gespannt. Und hoffe, dass ich stets auf offene Augen und Ohren stoßen werde, die mir vorurteilsfrei begegnen ...