two hearted man
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Völlig selbstverständlich en passant

Manche wollen stealth (ungeoutet) leben, andere wie ich leben offen. Wie es sein wird, wenn ich dann komplett als Mann durchgehe, weiß ich nicht. Werde ich mich trauen, mit weiblich aussehendem Genital und ansonsten männlichem Körper in die Sauna zu gehen? Darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Aber ich hoffe, dass ich später genauso reagieren werde wie jetzt: nämlich so, als wäre es das Selbstverständliche der Welt :-)


Heute beim Einkaufen. Reformhaus, dort bin ich seit etwa zwei Jahren Stammkunde, die kennen mich, begrüßen mich schon von weitem, wir plauschen immer ganz nett miteinander. 

Ich zahle ausnahmsweise mit Karte, sie lässt mich auf dem Einkaufszettel unterschreiben, sieht dass auf der Karte selbst keine Unterschrift ist (die geht jedes Mal ab, egal mit welchem Stift), meint "aber ich kenn Sie ja, da müssen Sie mir jetzt nicht extra den Ausweis zeigen". Und schiebt hinterher "aber ansonsten müssen Sie den vermutlich oft zeigen, oder? Na, egal, wir wissen ja, dass Sie´s sind". 

Ich grinse, sage nur "och, das passt schon. Und, weil Sie mich kennen und ich auch weiterhin Kunde bleiben werde: wenn nächstes Jahr ein Typ kommt und diese Karte einreicht, das bin ich". Sie sieht mich irritiert an, ich ergänze: "naja, ich bin ein Mann. Im Januar geht es los mit den Hormonen. Ich werde mich dann verändern. Aber ich komme trotzdem weiter bei Ihnen einkaufen, da seh ich dann aus wie ein Mann, aber die Karte ist vorerst noch weiblich". 

Sie guckte etwas irritiert, wünschte mir aber freundlich alles Gute auf meinem Weg und meinte, das sei spannend, da käme ganz schön was auf mich zu. 

Wenn es sich wie hier irgendwie ergibt, spreche ich das an, so als würde ich übers Wetter plaudern. "Zieht sich grad ganz schön zu, könnte nachher Regen geben. Klar hab ich keinen Schirm dabei, ist immer so, wissen Sie ja, wenn man den vergisst, dann regnet es. Na, ich werd schon trocken heimkommen. Ein Glück sitzen Sie hier im Trockenen, und die Bauern freuen sich, wenn es mal wieder regnet". Da haben die Leute kaum eine Chance, mir blöd zu kommen, weil ich das so banal und selbstverständlich darstelle, dass ich ihnen gar keine Angriffsfläche biete. Dazu ein Lächeln, ein nettes Wort. Bei so einem Satz ist man erstmal irritiert und kann nur nicken und ja sagen, denn was gibt es an so einer Banalität auszusetzen? 

Manchmal frage ich mich, ob ich die Leute überfordere mit meiner Offenheit. Aber, ehrlich gesagt, sie wird es eh merken. Bevor sie irgendwann im Februar oder März oder Juni (wann es halt sichtbar wird) irritiert guckt und sich nicht zu fragen getraut, spreche ich es halt an. Macht es einfacher für mich und erspart mir ein paar peinliche Situationen.

***********************

An die Außenstehenden:
Wenn Du erfährst, dass jemand trans* ist: Ist es Dir lieber, wenn es wie selbstverständlich nebenbei erwähnt wird? Oder möchtest Du lieber, dass die Person es direkt thematisiert?

An die Betroffenen: 
Wartest Du lieber, bis die Leute selbst reagieren, oder sprichst Du es von selbst an? Oder hoffst Du, dass gar keiner was dazu sagt? Wenn Du es ansprichst, bist Du dann auch so "nebenbei wie selbstverständlich", oder wirst Du dann lieber konkreter?

(Bezogen jeweils nicht auf Freunde und Familienangehörige, das ist was anderes. Sondern von Personen, die Du zwar regelmässig siehst, zu denen Du aber keinen engeren Kontakt hast, zB Kollegen aus dem Büro nebendran, Kellner im Stammlokal, Nachbarin zwei Stockwerke unter Dir, die Person im Fitnesstudio regelmässig zur gleichen Zeit wie Du)

2heartedman 14.11.2015, 19.01

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Tinka

Zum Thema "Etwas nebenbei erwähnen" fällt mir ein lustiges Erlebnis ein:
Als ich im ersten Semester an der Uni war (das ist schon ein paar Jährchen her), hatte ich einen Kommilitonen in meiner Lerngruppe, der schwul war, aber sich noch nicht geoutet hatte. Er hat immer von seinem Schatz gesprochen, wenn er von seinem Freund geredet hat. Irgendwann beschlossen wir, auch mal privat was zu unternehmen und eine Ausstellung zu besuchen. Da der Schatz auch dabei sein sollte, meinte der Kommilitone kurz vor dem Treffen, er müsste uns vorher noch was Wichtiges sagen. Sein Schatz sei 1,79 m groß und heiße Florian. Und mein allererster Gedanke dazu war: "So groß ist 1,79 m doch gar nicht und wieso ist das jetzt wichtig für den Besuch der Ausstellung???" :-D

Zu deiner Frage: Es wäre mir wahrscheinlich egal, wie das thematisiert würde. Kurz irritiert wäre ich wohl sowieso. Außerdem wirst du ja in deinem Beispiel doch noch ziemlich direkt. Das finde ich gut, so ist klar, was Sache ist und man hat weniger Missverständnisse.

LG Tinka

vom 21.11.2015, 08.58
Antwort von 2heartedman:

*smile* süße u witzige Story, auch Deine gedankliche Reaktion. Ich finde, es sollte wirklich egal sein, ob Schatz nun Florian oder Sabine heißt. Aber das ist es für viele Menschen nicht. Aus diesem Grund nenne ich meinen Mann auch immer "Schatz". Was witzig ist, weil wir nach außen ja "heterosexuell" und "normgerecht" wirken ... aber ich möchte einfach nicht, dass Leute ein stereotypes Bild von mir sehen, und eine heterosexuelle Frau bin ich schon gar nicht ... ... ...