two hearted man
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Therapie - Abschließende Gedanken

Die letzten Sitzungen habe ich hier nicht weiter beschrieben. Und ich denke, ich werde auch zukünftig nicht mehr viel davon schreiben. Hier ein paar Gedanken:

Anfangs wollte ich keine Therapie. Hatte in meinem Leben schon genügend davon absolviert, alle freiwillig. Und keine davon hat geholfen. Wirklich zum Kern meines Problemes kam ich nie. Dafür aber mussten die Therapeuten immer wieder einen Grund bei der Kasse angeben, weswegen ich zu ihnen komme, und so bekam ich eine Diagnose nach der anderen. Alles für den Eimer, alles Stigma, nichts davon konnte mir helfen. 

Einmal war ich sogar kurz davor, endlich zum Kern zu kommen, nämlich meine Transidentität, aber das wurde mir ausgeredet, weil eine Frau ja genauso erfolgreich und lebensfroh sein könne wie ein Mann. Also kein Grund, ein Mann sein zu wollen, Aus, Ende, Fertig.

Ich gab auf. Und war ziemlich genervt, als ich dann für die Transition wieder zu einem Therapeuten musste. Diesmal nicht freiwillig, sondern als Zwang. Danke auch. 

Umso erstaunter war ich, als das dann tatsächlich jemand war, bei dem ich mich zum ersten Mal aufgehoben fühlte. Der mir auf eine Weise zuhörte, dass ich die Themen für mich gut aufarbeiten konnte. Anfangs viel drumherum, weil ich mich nur schwer öffnen kann, aber mit der Zeit dann immer konkreter und persönlicher. 

Ein Therapeut muss vor allem zuhören können. Und "Zuhören" ist mehr als dazusitzen und zu nicken, während der andere einfach nur redet. Im richtigen Moment schweigen. Im passenden Moment etwas sagen, aber ohne Richtung aufzudrücken oder zu bewerten. Bei den wichtigen Sachen nachfragen. So zuhören und interagieren, dass der Klient sich selbst voranbringt. Meine früheren Therapeuten haben es nie geschafft, mich an den Punkt zu bringen, wo es für mich wirklich wichtig wurde. Ihnen konnte ich "entwischen", sie haben nicht erkannt, wo die wichtigen Punkte waren, wo sie kurz hätten einhaken müssen. Und so habe ich früher auch viel drumherumgeredet und sinnlos Zeit totgeschlagen. Er hier hat die Entscheidung zwar auch mir überlassen, was und wieviel ich wovon erzähle, aber er hat trotzdem recht gut interagiert. 

Es gab auch Momente, wo ich mal sauer auf ihn war, logisch. Oder wo ich das Gefühl hatte, dass er überhaupt nicht versteht, was ich ihm sagen wollte. Kam auch vor, logisch, aktives Zuhören ist verdammt schwer (und das womöglich acht Stunden am Tag, das ist hardcore anstrengend und ermüdend), und Reden genauso, und manchmal hakt es eben auch kurz. Aber das war die große Ausnahme und kam eigentlich nur zwei, drei Mal vor ;-)

Insgesamt jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass er mich wirklich angenommen hat, dass er wusste, worauf es mir ankam. Er hat mich eigentlich alles alleine machen lassen, war nur da. Nur als ich wirklich am Ende war und er merkte, dass ich grade überhaupt nicht weiterkomme und völlig am Verzweifeln bin, da hat er dann auch aktiv eingegriffen und nicht nur reagiert sondern von sich aus vorgeschlagen.

Da ich mir viel Zeit gelassen habe mit meinem Weg, wurde auch die Therapie einige Male verlängert. Und warum sollte ich die Chance nicht nutzen, wenn ich endlich jemanden gefunden hatte, der mir wirklich weiterhelfen konnte? 

Inzwischen habe ich die Hormone, einen Jobwechsel, meine Mastek hinter mir, erfolgreich die Epithese beantragt, einigen Beziehungsstress bestanden und ein paar Lebenskrisen hinter mich gebracht. Ich fühle mich in meinem neuen Leben angekommen. Die Sitzungen werden nun immer weniger. Ganz abbrechen noch nicht. Es gibt die Möglichkeit, ihn alle paar Wochen einmal zu treffen und bei Bedarf ggf auch wieder öfter (wobei ich hoffe, nie mehr Bedarf an Therapie zu haben, irgendwann muss mal gut sein, möchte es schon ausklingen lassen). 

Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich seit Anfang 2015 regelmässig begleitet hat. Dass er mir ermöglicht hat zu verlängern. Dass er mir zuhörte. Und dass ich ihn in Krisensituationen (Todesfall, Jobwechsel, Arbeitslosigkeit, Familienprobleme, Beziehungsbruch usw) an meiner Seite hatte. Und auch dafür, dass ich jetzt nicht direkt abschließen muss, sondern dass ich ihn in zeitlich immer längeren Abständen ab und zu sehen kann. So als Backup, falls mal was ist. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Zu wissen, dass er da wäre, wenn ich ihn bräuchte. Und ihn ab und zu kurz zu treffen, die vielen Ereignisse gezielt zu reflektieren. 

Aber ich denke, das ist nichts mehr, was ich hier im Blog Sitzung für Sitzung erwähnen werde. Nicht auszuschließen, dass hier oder da noch einmal ein Beitrag zu diesem Thema kommt, aber angedacht ist es jetzt eigentlich nicht mehr. Weil es einfach nichts mehr zu erzählen gibt, das für meine Leser hier relevant wäre ;-)

2heartedman 01.07.2018, 13.30

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