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Therapie 58 und 59 - Widerspruch und anderes

Ach ja, ganz vergessen, die Sitzung 58 hier zu erwähnen. Hole ich hiermit nach.

Er hat mir noch einen spontanen Termin kurz vor den Feiertagen gegeben, um das mit der Ablehnung noch einmal zu besprechen. Um den Brief an die Kasse mit mir durchzugehen. Ich hatte dann allerdings bereits einen Anwalt eingeschaltet. Trotzdem tat mir der Termin gut. Ich merke, dass diese Ablehnung mich mehr trifft, als ich zugeben möchte. 

Zwischen heutigem Termin und dem davor lagen dann drei Wochen. Und wie in meinem Leben üblich haben sich die Ereignisse seitdem überschlagen. Gut, war schon mal stressiger, aber trotzdem war viel los. 

Wir besprachen, wie es mit dem abgelehnten Antrag weitergeht. Ich zeigte ihm das Schreiben des Anwalts, klärten ein paar Dinge. 

Erzählte von meiner Zeit in London. Damit einhergehend auch dem großartigen Gefühl des absoluten Passings. Dem Frust, in Deutschland mit einem Schlag wieder als Frau gelesen zu werden. Auch das Gefühl, als ich das erste Mal vor dem Spiegel stand und mich selbst als Mann sehen konnte, das war bewegend und hat sehr viel ausgelöst in mir (konnte es gar nicht so in Worte fassen, wie ich das gerne getan hätte). Das Gefühl, als Mann gelesen zu werden und mich selbst optisch als solcher zu empfinden, sogar körperlich, das war ein Schlüsselmoment für mich. 

Auch Hormone waren ein Thema. Und, interessanterweise stellte ich während des Redens fest, dasjenige, welches mich am meisten drückt momentan (merke es ja anhand meiner Reaktionen, von Herzschlag über Schwitzen, Kribbeln, Zittern usw, ob mich etwas kalt lässt oder mir nahegeht). Der Gedanke, dass die Ärztin mich möglicherweise so niedrig dosiert lassen möchte, weil Testo passt, macht mir große Angst. Weibliche und männliche Werte stehen derzeit im Widerspruch, und mit den körperlichen Reaktionen auf die weiblichen Hormone kann ich absolut nicht mehr umgehen, war kurz davor mich richtig reinzusteigern weil mich das so mitnahm in dem Moment. 

Fand das sehr interessant heute: dieses Positive und Negative so krass gegenüber. Einmal das Gefühl meinen Körper zu mögen, mich selbst anzuerkennen, mich wohlzufühlen, mich sogar als attraktiv zu empfinden, mich mit meinem Körper zu versöhnen. Andererseits der Ekel vor mir selbst, die Abscheu vor den weiblichen Attributen, der Hass auf diese ungewollten körperlichen Reaktionen und Körperteile. Nun ja - dieser Zwiespalt ist ja einer der Gründe, warum man überhaupt in Therapie muss. Um zu lernen, entweder damit zu leben oder aber den Weg zu gehen und den Widerspruch aufzulösen. 

Hätte noch ein zwei andere Themen gehabt, die ich gerne kurz angesprochen hätte, aber dafür reichte die Zeit nicht. Aber es eilt ja derzeit nichts. Und auch, wenn es keine akuten Themen waren - es tat gut, das so anzusprechen. Machte mir die Bedeutung dieses Schlüsselmoments für mich selbst bewusst und zeigte mir, wie ambivalent meine Wahrnehmung momentan ist. 

Und, etwas GANZ anderes, das damit gar nichts zu tun hat und das mich sehr amüsierte: mir fiel heute ein Dekoobjekt auf seinem Schrank auf, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es wirkte aus der Entfernung etwas irritierend, ich konnte es nicht klar erkennen. Fragte, was das sei und ob das schon immer dort gestanden hätte oder neu ist. Er sagte, das steht da schon sehr lange. WTF? Ich bin seit Dezember 2014 bei ihm in Therapie, habe in diesem Raum 59 x 50 Minuten verbracht. Und erst heute habe ich diese Figur gesehen. Obwohl sie direkt in meiner Blickrichtung steht?!? 

Ich finde die menschliche Wahrnehmung verdammt faszinierend! Man sieht Dinge und sieht sie doch nicht. Warum ich diese Figur nicht gesehen habe, weiß ich nicht. Meine Vermutung: daneben stehen zwei Puppen, die ich irgendwie leicht verstörend finde und die immer wieder meinen Blick auf sich ziehen und mich zu einigen Gedankenspielen bringen. Vermutlich sind diese Puppen für mich so intensiv, dass ich die Figur daneben noch nie gesehen habe ... 

2heartedman 13.01.2017, 15.43

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