two hearted man
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Thera 24 - auf in die zweite Runde

Letzte Stunde des Jahres. Ich hätte ihm ja gerne eine Kleinigkeit mitgebracht zu Weihnachten, zum Jahresabschluss, aber das hätte er eh nicht annehmen dürfen. Irgendwie schade, aber bevor ich ihn in ´ne doofe Situation bringe ... habe solche Situationen ja selbst oft auf Arbeit. Ist doof, wenn man dann ablehnen muss, egal wie klein die Geste sein mag. Und bringt dann beide Seiten in Verlegenheit. Muss nicht sein.


Großes Anliegen, was ich bereden wollte, hatte ich nicht, trotzdem kam ich am Ende mit einigen Gedanken aus der Stunde raus.

Zum einen ging es darum, ob ich nun verlängere oder nicht. Die Zahl der Sitzungen ist fast durch. Ich könnte den Rest lange vor mir herschieben und es dann bei den 25 belassen. Oder wir beantragen noch mal.

Puh, ehrlich gesagt hab ich schon überlegt ob ja / nein. Denn es kostet immer Zeit. Und wirklich große Anliegen habe ich ja nicht. Außerdem habe ich oft das Gefühl "ich bin doch nicht krank". Andererseits, es ist nicht meine erste Thera - aber tatsächlich das erste Mal, dass ich einen Gegenüber vor mir sitzen habe, bei dem ich mich wirklich öffnen kann (bei den anderen konnte ich das nie, das war immer nur ein "absitzen", bei dem ich aber nie so wirklich zu mir durchgedrungen bin, obwohl es freiwillig war. Muss nicht an den Theras gelegen haben, kann ja sein, dass ich damals einfach noch nicht so weit war. Lange her, wer weiß).

Ich spüre auch, dass ich zwar in der Sitzung selbst jetzt nicht die bahnbrechenden Sachen sage, bei denen ich die Mega-Erkenntnis mit nach Hause nehme oder er mir groß etwas Neues offenbart. Nix mit Erleuchtung durch Therapie. Aber ich merke in mir doch Reaktionen. Anhand dieser kann ich dann für mich beim Reflektieren im Anschluss erkennen, wo noch Punkte sind, bei denen ich ansetzen muss. Woran ich arbeiten muss, was ich vertiefen sollte. Das ist sehr hilfreich für mich.

Vielleicht werde ich nach Testostart relaxt sein, endlich läuft alles, ich bin überall out und muss mich nirgendwo mehr verstecken (wie bisher im Job), mir gehts dann einfach gut. Vielleicht geht aber das Chaos dann auch erst richtig los, wenn ich plötzlich in meinem neuen Leben stehe und völlig kopflos bin. Wer weiß.

Ehrlich gesagt, lieber habe ich ein paar Sitzungen ohne Thema und ohne Anliegen (nett ist er ja, und ich sträube mich innerlich auch nicht, zu ihm zu gehen, hab also nix zu verlieren außer etwas Zeit), als dass ich womöglich Hilfe bräuchte und dann alleine in der Pampa stehe und mir nen Begleiter / Berater an der Seite wünsche.

Zugegeben, ich musste mir einen Ruck geben (eben wegen des Gedankens "ich bin doch nicht krank"), aber trotzdem ist das die richtige Entscheidung. Werde ihn also weitere 25 Stunden sehen. Antrag ist unterschrieben und geht dann dieses Quartal raus an die Krankenkasse.

Und das andere, was ich heute mitgenomen habe: ich erzählte in Ansätzen von meinem Unfall. Jetzt habe ich die Maschine wieder, kann fahren. Mir war klar, dass die Zwangspause nicht gut war, aber Angst hatte ich nicht. Trotzdem ein komisches Gefühl beim Aufsteigen. Und bevor ich aufstieg, habe ich es erst einmal vor mir hergeschoben mit immer wieder anderen Ausreden (Zeit, Wetter, Verkehrssituation, körperliche Verfassung, Lichtverhältnisse, usw). Ich habe erstmals erfahren, was "Flashback" und "Trigger" bedeutet. Klar kenne ich die Bedeutung, aber ich habe es vor einigen Tagen am eigenen Leib erfahren und war völlig platt, wie heftig sich das anfühlen kann.

Ich weiß aus eigener beruflicher Erfahrung, dass therpeutische Gespräche intensiver und emotionaler wirken als wenn etwa ein Freund zuhört ("Zuhören" und "professionelles Zuhören" sind zwei verschiedene Dinge. Freunde sind erstaunt, wenn ich ihnen plötzlich "professionell zuhöre", sie merken im Gespräch mit mir sofort den Unterschied). Wie gesagt, bei anderen Therapeuten hatte ich das nicht, bei ihm dagegen habe ich immer mal wieder solche Momente. So wie der Moment, als ich kurz von meinem Unfall schilderte. Ich hab das schon so oft erzählt, meinem Mann, meiner Familie, Freunden, Vespakumpels, das war immer harmlos. Als ich heute dagegen nur kurz anriss, was vorgefallen war, kam das alles wieder hoch, und ich hatte fast Pipi in den Augen. Obwohl er nur "zuhörte", aber wie gesagt, irgendwie doch anders. Obwohl ich den Unterschied kenne und selbst praktiziere, kann ich ihn schwer in Worte fassen.

Er meinte, es gäbe ein strukturiertes Trauma-Interview. Das sei etwas, das er auch durchführen könne, was auch zu seinem Bereich gehöre, und was er mir gerne anbiete falls erforderlich. Sei für eine Situation wie bei mir ideal, weil es eine kurze, einschneidende Situation war, und die könne man entsprechend aufarbeiten in zwei, drei Doppelsitzungen.

Ich wünschte, ich hätte es nicht nötig. Aber ich werde abwarten. Mal sehen, wie es sich die nächsten Wochen / Monate ergibt. Ob ich im Winter fahre, ob ich erst im Frühjahr wieder aufsteige und wie es sich dann anfühlt. Sollte ich merken, dass immer wieder Flashbacks kommen oder die Angst als Sozius auf dem Sattel sitzt, dann werde ich sehr gerne auf das Angebot zurückkommen. Wenn man schon ´nen Fachmann vor sich hat, der einem das anbietet, sollte man das auch annehmen, ohne falsche Scham ...

2heartedman 23.12.2015, 00.00

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