two hearted man
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Telefonat mit der Krankenkasse

Gerade habe ich mit der Krankenkasse telefoniert. Wortwörtlich kann ich es natürlich nicht wiedergeben, aber ich versuche, den Sinn und die Art des Gesprächs mal dialogartig hier aufzuschreiben.


Ich hatte per Mail angefragt, welche Unterlagen erforderlich sind zur Beantragung der Kostenübernahme meiner geschlechtsangleichenden Operationen. 

Mitarbeiterin M, Sascha S

M: Ich rufe an wegen Ihres Mails bzgl der Unterlagen.
S: Vielen Dank. Welche Unterlagen benötigen Sie?
M: Alles von den Ärzten, dass das notwendig ist. 
S: Das sind ja verschiedene Ärzte und Vorgänge, welches genau?
M: Na, wegen Ihrer OP
S: Die Epithese ist aber keine Operation, sondern ein Hilfsmittel
M: ... 
S: gilt die Epithetikerin als Ärztin? 
M: Äh, ja, denke schon, bin da Laie auf dem Bereich. 
M: Und den Kostenvoranschlag
S: Für die Mastek und die Epithese, oder auch die Hysterektomie?
M: ?
S: Naja, Eierstöcke und so ist ja ein Routineeingriff, was Kleines, brauchen Sie da wirklich einen Kostenvoranschlag? Das mache ich ja erst später.
M: Aber das ist doch eine OP in allem zusammen?
S: Nein, der Arzt in München macht nur die Brust. Eierstöcke nicht. 
M: Dann auch das, vermute ich, also, legen Sie halt einfach dazu
S: Und das ist dann alles? 
M: Wie, alles? 
S: Naja, Kostenübernahme und Beschreibung des Arztes. Mehr nicht?
M: Also, ich weiß nicht?
S: Brauchen Sie irgendwelche Gutachten oder Stellungnahmen?
M: Das Gutachten von ihrem Therapeuten!
S: Meinen Sie das Gutachten vom Psychiater oder die Stellungnahme vom Therapeuten?
M: Was ist der Unterschied?
S: ... (was soll ich erklären?!?!? *haarerauf*)
M: Legen Sie doch erst mal das rein, was Sie denken was passt. Und den Rest sagen wir Ihnen schon, was fehlt, das schicken Sie nach.
S: Nein. Ich möchte es komplett abgeben, um Wartezeit zu vermeiden. Deswegen habe ich mich vorab an Sie gewandt.
M: Ja, also, ich weiß jetzt auch nicht so genau
S: Gibt es denn keine Richtlinie, was der MDK alles von mir braucht?
und so weiter und so weiter ... 

Immerhin, sie war sehr nett. Betonte, dass sie auf diesem Gebiet sich nicht so gut auskenne. Wirkte auch etwas hilflos, wenn ich konkreter nachfragte. Ich ärgerte mich sehr, aber ich blieb ruhig und freundlich, das war ja nicht gegen sie gerichtet. Sie muss nach mir vermutlich mit einem Kerl telefonieren, der eine Kur braucht und Fragen hat wegen der zuletzt durchgeführten Bandscheiben-OP. Danach mit einer Mutter, die wegen Problemschwangerschaft ´ne spezielle Geburtstechnik beantragt und danach ein Typ wegen ´nem Magenband und danach einer mit ´nem Herzschrittmacher. Klar, dass sie nicht umfassend über alle Anliegen informiert ist und sich nicht überall auskennen kann. Trotzdem war es sehr frustrierend für mich *seufz* ... 

dann kommt ja noch ein Problem dazu, das politischer Natur ist: es wird einem schon recht schwer gemacht mit allen möglichen Anträgen, Behördensachen, Genehmigungen usw. Da ich möchte, dass es bei mir glattläuft, bin ich geneigt, in vorauseilendem Gehorsam alle möglichen und unmöglichen Sachen dort auf den Tisch zu legen, ob benötigt oder nicht, lieber zwei zuviel als eines zu wenig, Hauptsache schnell genehmigt, auch wenn ich dafür wortwörtlich die Hosen runterlassen muss. 

Auf der anderen Seite gibt es keine einheitlichen Vorschriften, und die Vorgehen sind teils von Bundesland zu Bundesland (sogar von Stadt zu Stadt) und von Kasse zu Kasse unterschiedlich. Wenn immer alle gleich vorauseilend alles hinschicken, was gebraucht werden könnte oder nicht, dann wird das irgendwann zum erwarteten Standard, sodass wir dafür sorgen, dass nachfolgende Anträge immer strenger werden und immer mehr Papierkram erforderlich ist. 

Ein Teufelskreis! Ich danke jedem Betroffenen, der sich auf den Kampf einlässt, lange Wartezeiten in Kauf nimmt und für unsere Rechte kämpft ... (und leider gehöre ich zu den Feiglingen, die den Schwanz einziehen, weil sie einfach nur schnell ihre Genehmigung haben wollen. Ich kämpfe dafür an anderer Front)

Am Ende fand sie jedenfalls ein Schreiben, wo alles aufgelistet ist. Sie hat es mir per Mail zukommen lassen. Da wären also:

1) an die Kasse
- der schriftliche Antrag aller kurz-, mittel- und langfristig angestrebten operativen Maßnahmen

2) verschlossener Umschlag für den MDK
- psychiatr/psychotherap Behandlungs- und Verlaufsbericht
- eigener biografischer Bericht
- beide Gerichtsgutachten der Namensänderung (falls bereits durchgeführt)
- fachärztliche Befunde je nach beantragter Leistung

Interessant: die Bescheinigung vom Endokrinologen, dass ich seit sechs Monaten bereits in Behandlung bin, steht nicht dabei. Aber soweit ich überall höre, gilt das als eine der Voraussetzungen, und vermutlich wollen die das auch nachgewiesen haben. 

Der Lebenslauf (den verfasse ich selbst) soll laut Liste beinhalten: bisherige Behandlungsmaßnahmen, bisherige Alltagserprobung, aktuelle Lebenssituation hinsichtlich Familie, Partnerschaft, Wohnen, Beruf, Arbeit, Freundes- und Bekanntenkreis, Freizeit und Hobbies. 

Herrjeh, ehrlich, siehe oben, man muss echt die Hosen runterlassen! Sowas wie Schamgefühl kann man sich da echt nicht mehr erlauben, wenn man das reibungslos durchziehen will :(

2heartedman 27.06.2016, 14.32

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