two hearted man
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Ausgewählter Beitrag

Tatkraft, Motivation, Aggression

Testo ändert den Körper, nicht den Geist. Ich hatte früher (boah, wie das klingt) einen anderen Namen, aber ich war die gleiche Person. Meine Prinzipien, Ziele, mein Inneres ist noch immer gleich. Trotzdem ändern sich manche Verhaltensweisen oder Denkmuster.


Was nun testobedingt ist und was einfach aufgrund der Umstände sich ergibt, weiß ich nicht. Und da scheiden sich auch die Geister. 

Für meinen Teil stelle ich fest, dass ich deutlich weniger rede. Habe nicht mehr ständig das Bedürfnis, mich zu erklären (Blog ist für mich selbst eine Reflektion, das ist etwas anderes. Im Alltag dagegen unterlasse ich das inzwischen, denke mir einfach meinen Teil, erkläre nicht mehr so viel und frage auch nicht mehr so oft. Beobachte sehr viel mehr. Fühlt sich stimmiger an, weil ich innerlich schon immer der Beobachter war). Sitze oft lange mit einem Kumpel zusammen ohne ein Wort zu sagen.

Kann an Testo liegen und daran, dass ich männlicher werde (worin auch immer das in diesem Fall begründet liegt und womit das zusammenhängt). Kann aber vermutlich eher daran liegen, dass ich in den letzten Monaten so viel reden, reflektieren, erklären musste, dass es mir einfach reicht. Mein Soll an Worten ist für die nächsten paar Jahre aufgebraucht, mehr muss nicht sein ;-)

Auch lasse ich manche Gedanken problemlos links liegen, die mich davor lange belastet oder beschäftigt hätten. Jemand hat mich im Web getrollt, ein Typ hat auf der Straße was Blödes gesagt, der Nachbar hat mich komisch angeguckt, Schatz hat mich genervt, und das Amt macht wieder Stress - jau, ist okay, aber ich esse gerade, ich kümmer mich später darum. Oder auch nicht. Wayne ... 

Kann an Testo liegen. Klingt typisch männlich. Ich vermute aber, dass es daran liegt, dass man einfach irgendwann auf diesem Weg ein verdammt dickes Fell kriegt. Man muss sich einiges anhören, kriegt viel mit, und wenn man nicht anfängt, das zu ignorieren, würde man durchdrehen. All das Warten, all das Generve, man lernt Gelassenheit auf dem Transweg, oooooh ja! 

Das Markanteste, was mir allerdings auffällt: ich bin im Auftreten deutlich forscher, selbstbewusster, teils auch aggressiver. Wobei ich "aggressiv" nicht im negativen sondern wertneutralen Sinne meine, da eine gewisse Aggression Teil des menschlichen Handelns ist: Triebfeder, Motivation, Tatkraft. Gerade im Business ist Aggression ja sogar positiv belegt. 

Zur Aggression gehört wie gesagt auch Tatkraft. Ja, ich bin sehr viel aktiver, ziehe meine Sachen besser durch. Wenn ich etwas will, dann bin ich inzwischen nicht nur konsequent sondern extrem beharrlich. Sei es, wenn es darum geht selbst aktiv zu werden (ich schiebe weniger auf), sei es gegenüber anderen Menschen (von denen ich etwas benötige).

Wenn ich etwas will, rede ich nicht mehr so lange um den heißen Brei, sondern ich sage klar "das will ich". Wenn jemand mir blöd kommt, reagiere ich nicht mehr defensiv sondern konfrontativ bzw werde aktiv. Wenn mir mein Recht nicht gewährt wird (subjektive Einschätzung, logisch), dann beharre ich auf dem, was mir zusteht und kann dabei sehr deutlich werden. Bei Verhandlungen (Bewerbungsgespräch, Einkauf, Absprachen) bin ich deutlich gefestigt und trete sehr viel lässiger auf als früher. Meine Körperhaltung, meine Wortwahl, meine Gestik, vor allem aber mein Empfinden sind sehr viel straffer, forscher, aggressiver und direkter geworden. 

Das ist eine Entwicklung, für die ich sehr, sehr dankbar bin. Als jemand, der sehr zurückhaltend war und sich gerne unterbuttern ließ, kann ich das gut brauchen. Es ist wichtig, seine Rechte nicht nur zu kennen, sondern diese auch zu vertreten. Es ist wichtig, sich nicht alles gefallen zu lassen. Außerdem traut man Menschen, die höflich aber dennoch bestimmt auftreten auch mehr zu, sie werden oft positiver bewertet, sie gelten als Macher, ihre Stimme hat Gewicht, sie werden ernst genommen. Und ich stelle fest, wie sich manches in meinem Alltag ändert, wie ich anders als früher behandelt werde (obwohl ich noch als weiblich wahrgenommen werde). Das sind oft Kleinigkeiten, aber sie häufen sich, und es fühlt sich gut an. 

Aber, wie gesagt: das liegt wohl nicht nur an Testo, denn das Hormon verändert den Körper, nicht den Charakter. Es wird am ehesten damit zu tun haben, wie ich mich entwickelt habe, seit ich endlich meinen eigenen Weg gehe, seit ich nichts mehr auf das Gerede der anderen gebe, seit ich mir mein Recht teilweise auch erkämpfen musste. 

Ich denke, es ist ein Zusammenspiel aus sehr vielen Faktoren. Wobei die Psyche den größten Anteil hat, der Körper aber auch nicht zu vernachlässigen ist (und dieser durch Testo angefeuert wird). 

So habe ich zB eine veränderte Körperhaltung, nicht weil ich darauf achte, sondern weil durch das Training nun mehr Muskeln sind, die das schlaffe Gewebe zusammenhalten und weil ich durch die Übungen den Körper besser kennenlerne und mich bewusster bewege. 

Die Körperhaltung bedingt ja viel im Verhalten. Muss ich das wirklich erklären? Ne, ich denke, das sollte bekannt sein: wenn man am Telefon mit jmd über etwas Wichtiges verhandelt, sollte man nicht im Bürostuhl lümmeln sondern aufrecht stehen, gestikulieren, frei aus dem Bauch atmen. Wenn man den Kopf einzieht, den Brustkorb zusammendrückt, sich vorbeugt, dann fällt es schwer, seine Freude auszudrücken und zu empfinden. Wenn man lächelt, wird Endorphin ausgeschüttet, auch ohne dass man glücklich ist - also sollte man auch ohne Grund häufiger mal die Mundwinkel anheben. In den letzten Monaten sitze, gehe, stehe ich sehr viel aufrechter und straffer und vor allem stabiler, wo ich früher recht "labbrig" war.

Durch Testo und Sport fühle ich mich oft aktiver, der Körper arbeitet besser. Denke, da spielt viel mit rein. Bessere Durchblutung, ggf bessere und schnellere Weiterleitung von irgendwelchen Signalen, mehr Ausdauer, weniger Erschöpfung bei irgendwelchen Aufgaben. Vor allem an den Tagen, an denen ich vormittags trainiert habe, bin ich besonders aktiv, aggressiv, tatkräftig, glaube die Energie in mir körperlich regelrecht zu spüren, und das strahle ich natürlich auch aus. 

Momentan ist verdammt viel los, Leser meines Blogs wissen ja, womit ich aktuell alles kämpfe. Wenn ich mir ansehe, was ich derzeit alles stemme und wie gut es mir dabei erstaunlicherweise geht, frage ich mich oft, wie ich vor einem Jahr in der gleichen Situation reagiert hätte. Ich glaube, ich wäre vermutlich irgendwann zusammengebrochen. Statt dessen nehme ich es in die Hand, bin aktiv, kümmere mich darum und blicke aufrecht nach vorne. Auch, wenn ich irgendwie immer noch der gleiche bin wie früher - manchmal erkenne ich mich nicht wieder ;-)

DEN Auslöser gibt es also vermutlich nicht. Aber ich bin dankbar für dieses Zusammenspiel und freue mich, wie ich endlich immer mehr zu dem gesunden, selbstbewussten, aktiven Menschen werde, der ich immer sein wollte ... 

2heartedman 22.08.2016, 15.40

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