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Syrischer Transmann

Vor einiger Zeit gab es von einer der LGBTIQ*-Communities hier in der Region einen Aufruf, wer Lust hätte, Flüchtlinge mit Regenbogen-Hintergrund zu betreuen. Interesse von meiner Seite war vorhanden, aber es mangelt eben massiv an Zeit.


Tja, und da war ich kürzlich mit meinem Mann unterwegs, als ein Freund anrief. Er hatte sich auf diesen Aufruf hin gemeldet und war nun mit einem jungen Paar in der Stadt. Es stellte sich heraus, dass einer von ihnen ein Transmann ist, und der hatte so einige intime Fragen. Unser Freund ist zwar aufgeschlossen, aber bei diesem Thema kennt er sich nicht so gut aus und dachte deshalb sofort an mich. Also rief er an, ob wir Lust und Zeit hätten, uns mal zu fünft zu treffen. 

Es hat geklappt, und es war ein toller Abend. Wir saßen dann alle gemütlich bei uns, haben Kaffee getrunken, Katzenbilder angeguckt (sie musste sie in der Heimat lassen und vermisst die Tiere sehr), über alles mögliche geplaudert. Hätten noch Stunden sitzen können, sie waren alle beide extrem sympathisch, aber unser Freund musste dann weiter. Und man kann sich ja ein andermal treffen. 

Jedenfalls hoffe ich, dass ich ihm ein wenig weiterhelfen konnte. Habe ihm ein paar Shops gezeigt, wo man Hilfsmittel beziehen kann. Ihm ein paar Sachen erklärt und gezeigt zum Thema Packer, Pinkelhilfen, Strapons, Korrektur-OPs. Auch erzählt von Sofia und ihren Epithesen. Man muss jetzt halt mal sehen, wie es weitergehen wird bei ihm. Denn in der alten Heimat liefen die Dinge etwas anders als hier: er bekam, wenn ich das recht verstehe, andere Medikamente als das hier übliche Testo, und dann natürlich all die Bestimmungen, die hier nötig sind, bevor man irgendwas genehmigt bekommt. Hoffe, dass die Behörden ihm nicht aufgrund dieser für Dtland eher unüblichen Vorgeschichte noch mehr Probleme macht als uns anderen Transmännern eh schon! 

Er ist jetzt auch in der regionalen Whatsapp-Gruppe, wo er total herzlich aufgenommen wurde. Hat sich sehr darüber gefreut, weil er nach Kontakten sucht und natürlich gerne auch ein paar Gleichgesinnte kennenlernt. Gut, die Gruppe ist Deutsch, er kann nur Englisch, aber das ist jetzt nicht wirklich ein Problem, es können ja viele von uns auch Englisch. Und er ist sehr motiviert, Deutsch zu lernen, das steht auf seiner Liste, was hier alles noch ansteht, ziemlich weit oben neben Wohnung und Arbeit. 

Ich weiß nicht, was der Grund war, dass sie Syrien verlassen haben (wir hatten tausend andere Themen, und ich wollte da nicht rumwühlen, denke, manches lässt man nicht umsonst hinter sich), es werden wohl neben der politischen Situation auch viele andere Gründe gewesen sein. Schlecht ging es ihnen davor nicht, rein materiell, aber auch durch das Dasein als Transmann muss es wohl massive Probleme gegeben haben, familiär wie auch im Umfeld. Niemand lässt geliebte Menschen und Tiere und einen guten Job einfach so hinter sich, wenn er nicht einen triftigen Grund hat.

Sie waren schon in einem anderen Flüchtlingsheim. Aber dort kam nach einiger Zeit jemand, den er von früher kannte, und der hat ihn dann vor den anderen Mitbewohnern geoutet, und dann ging es los mit dem Mobbing, den Blicken, den Sprüchen. Deswegen kam er nun hier in die Region und hat ständig Angst, dass er wieder irgendwo fremdgeoutet werden könnte. Hoffe, dass das nicht passiert. Wenn keiner plappert, ist er wirklich sicher. Er ist total männlich, sein Bart ist wirklich ein Traum, auch die Stimme top, er ist ein 1a Mann, da erinnert wirklich absolut nichts an eine Frau. 

Mal sehen, was sich ergibt. Ob er hier in der Region bleiben wird, ob die beiden überhaupt in Deutschland bleiben dürfen. Ich fand sie beide sehr sympathisch und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Sei es auf der Weihnachtsfeier beim Regenbogenverein, bei der Geburtstagsfeier unseres Freundes, bei dem Treffen der Transjungs hier vor Ort, und sehr gerne auch bei uns zu Hause. Wir wurden auch schon herzlich eingeladen zu ihnen zu kommen. 

Ach, war ein schöner Abend, wieder neue Freunde gefunden :-)

2heartedman 23.12.2015, 00.00

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