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Studienobjekt II

Vor einiger Zeit >habe ich erzählt<, dass ich als Proband für eine Studie mitmache. Qualitatives Interview einer Psychologie-Studentin im achten Semester. Fand ich sehr spannend. 


Inzwischen war es soweit, das Interview fand statt. Wir trafen uns, plauderten erst ein wenig. Eisbrecher, Smalltalk, gemeinsam zu Mittagessen. "Gut hergefunden?", "wie kommt man auf dieses Thema", und so weiter, ein wenig beschnuppern. Sie war sehr sympathisch, wir haben uns zu dritt unterhalten. 

Nach einiger Zeit dann fingen wir an mit dem Interview. Es war sehr, sehr offen und allgemein gehalten, sie erklärte dass es in Ordnung ist, wenn es zum Monolog wird, sie möchte nur ein paar grobe Fragen vorgeben. 

Ich sollte erzählen, was mir bei diesem Thema vor allem wichtig ist. Sie fragte nach den Erfahrungen beim Outing, was Mannsein für mich bedeutet, nach meinen Zukunftsplänen, nach den eventuellen Operationen und ob ich bereits in Therapie bin und wie das für mich ist. 

Bin es von berufswegen her gewohnt "zu labern" und unbefangen völlig frei draufloszuquasseln. Trotzdem war es sein seltsames Gefühl. Vor allem, weil es ein sehr emotionales Thema ist, bei dem es SO viel zu sagen gäbe und mir bewusst ist, dass die Zeit nur für einen kleinen Bruchteil reicht. "Erzähl mal, was für Dich das Wichtigste bei diesem Thema ist", boah! Soziales, Persönliches, Körperliches, Vergangenes, Gegenwärtiges, Beziehung, Freunde, Gesellschaft, Gesetzeslage, wo soll man da anfangen?!?!? Hat aber dennoch recht gut geklappt. 

Und dann - "oh, ich habe es gelöscht!". Ich dachte ja, das war ein Scherz, und sie würde sagen "haha, doch nicht". Tja, war kein Scherz. Passiert. Wir haben beide gelacht, das war natürlich echt Murphys Gesetz! Ließ sich leider auch nicht wieder herstellen, Daten futsch. Wir nahmen es sportlich, machten kein Drama draus und beschlossen, einfach nochmal loszulegen.

Aber wir hatten ja Zeit. Ein Nachmittagskaffee, einen SchokoCookie und etwas beruhigendes Katzenstreicheln später der zweite Anlauf. 

Unsere Befürchtung war, dass das zweite Interview womöglich künstlich oder gestellt wirken könnte. Aber im Gegenteil, es lief sogar deutlich besser. Durch leicht veränderte Gedankengänge und teils auch etwas andere Fragen (themenbezogen auf das von mir Gesagte) ging es in eine leicht andere Richtung, die auch wesentlich konkreter war (ich hatte beim ersten Interview das Gefühl, dass ich sehr viel "gelabert" habe (was mir leider oft passiert *rotwerd*), während ich beim zweiten Mal wirklich etwas "zu sagen hatte"). 

Das erinnert mich ehrlich gesagt an meine eigene Studienzeit. Als wir noch mit Kassette die Interviews aufzeichnen mussten. Das Problem "da ist keine Steckdose" oder "ohgott, Bandsalat" oder "oh Mist, ich habe die falsche Kassette eingelegt und das vorherige Gespräch gelöscht" oder gar "Mist, ich habe das Gerät dabei aber das Mikro vergessen einzupacken". Die Technik ist moderner geworden, aber die Probleme sind immer noch die gleichen *hihi*. 

Es war jedenfalls ein sehr netter Nachmittag, und ich fand es sehr interessant. Fühlte mich weder ausgequetscht noch vorgeführt, fühlte mich sehr wohl. Ich bin schon sehr gespannt, das Interview zu lesen und vor allem auf die Auswertung des Gesagten! Bei der qualitativen Methode ergibt sich das Thema ja quasi erst im Nachhinein, ich kann es kaum erwarten, was sie herauszieht, wie sie das Thema benennt und auf welche Weise sie es dann umsetzen wird! :-)

2heartedman 05.09.2015, 19.24

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