two hearted man
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Stimmtherapie - Gedichte

Dieses Mal arbeiteten wir mit einem vorgegebenen Text. Es ging darum, wie ich einen Text lebendig klingen lasse, ohne dabei auf weibliche Weise zu modulieren.


Klar, Männer gehen mit der Stimme auch rauf und runter. Und auch Männer sprechen melodisch. Trotzdem ist es bei Frauen doch etwas markanter. Dazu kommt, dass ich in vielen Situationen dazu neige, mit der Stimme nach oben zu gehen, zB um etwas hervorzuheben, am Satzende einer Frage, generell wenn es emotional wird, oder oder. 

Wie ich das im freien Sprechen kontrolliere, weiß ich nicht, denn da denke ich nicht nach. Das wird sich irgendwann ergeben, wenn ich es dann an vorgegebenen Texten gelernt habe. 

Wir nahmen ein Gedicht als Vorlage. Ich habe es erst einmal "normal" gelesen, und ich fühlte mich schrecklich dabei: früher habe ich sehr viel in Gedichte hineingelegt. Pausen, Betonungen, Modulierung, Veränderungen hier und da. Und jetzt - verkrampft versuchen, mit der Stimme unten zu bleiben und so steif, dass es sich anfühlte wie tot. 

Sie erklärte mir dann, wie ich effektiv am Text arbeiten kann und ihm unterschiedliche Klangfarbe, Emotion und Tiefe verleihe. Etwa indem ich Pausen einbaue (da gibt es verschiedene Möglichkeiten, in denen man stimmlos weiter strömen lässt oder aber tatsächlich pausiert). Oder indem ich Verstärker-Konsonanten hervorhebe, Raumöffner-Vokale betone, entspannte Strömungs-Konsonanten einbaue. Dadurch kann ich Texte lebendiger, spritziger, entspannter, seriöser, trauriger, sachlicher usw klingen lassen. 

Ich hatte im Kopf anschließend ein ziemliches Chaos, weil das sehr viel auf einmal war. Sie hat es mir notiert, aber das waren Stichpunkte, und das hinterher für mich zu sortieren fiel mir gar nicht so leicht. Eigentlich alles völlig selbstverständlich, aber doch unglaublich viel Input. 

Verschiedene Möglichkeiten, und ich testete einige von ihnen aus. Es war ein so gutes Gefühl, und ich hörte ganz deutlich den Unterschied, wieviel das tatsächlich ausmacht. Auch ohne, dass die Stimme höher ging, konnte ich den Text variieren, ihm Ausdruck verleihen. 

Gedichte habe ich schon immer geliebt, das Vorlesen auch. Aber erst heute ist mir so richtig bewusst geworden, WIE SEHR mir das tatsächlich die letzten drei Jahre gefehlt hat. Ich habe mich immer mehr verkrampft und irgendwann völlig aufgehört zu rezitieren oder vorzulesen. Wenn, dann immer nur mit Magengrummeln und einem unguten Gefühl. 

Bis dieses ungute Gefühl weg ist und die Text wieder wie selbstverständlich fließen, wird einige Zeit vergehen. Vor mir liegt zu Hause viel Arbeit, wenn ich das alles durchgehen möchte. Aber ich will mir das erarbeiten: bewusst und aktiv sprechen, um einen Text / meine Sprache zu variieren. Nicht einfach nur sprechen, sondern der Stimme Gewicht verleihen, den Worten Bedeutung einflößen, den Text lebendig werden lassen. 

Mein Wunsch ist es ja, eines Tages ganz ohne Vorbereitung vom Blatt einen Text abzulesen und den so selbstverständlich vorzutragen wie ich es damals konnte. 

Die bisherigen Sitzungen fühlten sich an wie "einmal gemacht, und dann ist es freigeschaltet, bedarf zwar der Übung aber ist endlich da". Dieses Mal ist es schwerer. Nix mit "freischalten, schwupps, da ist es", sondern da muss ich wirklich dran arbeiten. Einen Text hernehmen, mir überlegen wie er klingen soll, mir Notizen machen und bewusst überlegen, mit welchen stimmlichen Möglichkeiten ich das zum Ausdruck bringen will. Werde immer wieder auf meinen Spickzettel sehen und überlegen. Irgendwann geht es ohne Spickzettel. Und eines Tages brauche ich dafür keine Notizen mehr im Text sondern mache das ganz spontan ;-)

2heartedman 04.04.2018, 17.15

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