two hearted man
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Splitter

Eine Szene, die mir heute gerade einfällt, während ich so über ein paar Dinge sinniere. Eine Szene, die stellvertretend ist dafür, wie ich im Alltag als vermeintliche Frau auf Arbeit immer wieder die Zähne zusammenbeißen muss und damit kämpfe, nicht ständig in die Welt zu rufen SPERRT DIE AUGEN AUF, SEHT IHR NICHT, DASS ICH EIN KERL BIN? WAS MUSS ICH NOCH TUN, ZUR HÖLLE NOCHMAL?!?!?!?


Ist schon über ein halbes Jahr her, aber innerlich bin ich tausend Tode gestorben, daher ist es noch so intensiv im Gedächtnis: 

Neben mir die Praktikantin. Ich musste meine Daten in den Computer eingeben. Habe mir privat angewöhnt, immer geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden auf Arbeit, bzw allgemein die männliche Form (also die männliche Variante meines Berufes nennen, ich bezeichne mich als Anleiter, nicht als Anleiterin, usw). Wenn einer fragt, sag ich "spart Zeit". Dann gucken die Leute etwas doof, aber ist okay. 

Die Praktikantin war eine, die alles hinterfragte. Gut so, das habe ich ihr immer wieder eingetrichtert und deswegen wollte ich sie ja bei mir im Büro haben. Ja-Sager kann ich nicht brauchen, ich will Reibungspunkte, Spiegel meiner Tätigkeit und auch ein bewusstes Infragestellen meines Tuns. 

Aber in diesem Fall ging es zu weit, sie wollte wissen, warum ich das täte (konnte ja nicht wissen, dass es sehr intime Gründe hatte, die Frage an sich war schon okay). Es sei doch irritierend, wenn ich im Internet die männliche Bezeichnung eingebe, alles männlich formuliere, und dann wären die Leute real plötzlich mit einer Frau konfrontiert. Und schlug mich sogar mit den eigenen Argumenten. Das wäre jetzt zu lange zu erklären, aber sie hatte es echt super drauf, gut zu diskutieren und alles zu zerlegen, puh, war das fies in dem Moment. Sie erkannte schon, dass es da einen Grund gibt, den ich scheinbar nicht nenne, weil ich einfach kein logisches Argument für mein Tun bringen konnte. Sie ließ sich nicht mit "spart Zeit" abspeisen. Allein während unserer Diskussion hätte ich fünf Din A 4 Seiten mit meiner weiblichen Berufsbezeichnung tippen können, von wegen Zeitersparnis!

Ich saß da wie vor den Kopf geschlagen, versuchte zu lachen, und am Ende tippte ich notgedrungen die weibliche Form in den Computer. Der Magen krampfte sich zusammen, innerlich hab ich geheult, und alles in mir rebellierte. Da stand ich jetzt als Anleiterin und Frau im Computer! Ich fühlte mich so gedemütigt und lächerlich. Also, nicht dass Frauen lächerlich sind oder es demütigend sei, eine Frau zu sein. Aber für mich, in dieser Situation, empfand ich es so. Und konnte Ihr nicht die Wahrheit sagen, konnte ihr aber auch nicht sagen, warum ich mich so verhalte. 

Es ist nur ein läppischer Klick im Internet, nur ein Kreuzchen. Aber privat klicke ich immer auf "Herr" oder lasse das Feld aus, tippe meinen geschlechtsneutralen Namen ein. Nur, wo es juristische Konsequenzen hätte, wähle ich notgedrungen das "Frau". 

2heartedman 22.05.2015, 18.29

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