two hearted man
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So alltäglich - und doch so schwer zu schreiben

Es gibt zwei Sorten kranke Männer. Die Leidenden, die dabei fast sterben. Und die, die sich nix anmerken lassen, sich selbst die Wunde tackern und erst "aua" sagen, wenn es schon zu spät ist. Ich gehöre zu letzteren.


Schmerzen? Kenn ich nicht. Ich bin hart, ich bin tough. Schwäche zu zeigen ist ein Zeichen von Stärke, sage ich immer. Aber auf mich trifft das nicht zu, weil, bei mir ist das was ganz anderes! Wenn ICH Schwäche zugeben würde, dann wäre das eben - Schwäche. 

Ich kämpfe noch immer damit, Schwäche einzugestehen. Und ich merke auch hier im Blog: ich schreibe über so viele private Dinge, aber körperliche Probleme schweige ich tot (und eigentlich gäbe es auch in diesem Bereich viel zu schreiben, denn Psychosomatik ist seit der Kindheit ein großer Teil meines Lebens *seufz*). Ich nehme keine Medikamente dagegen, ich spreche nicht darüber, und irgendwie geht das schon wieder vorbei. Meine intimen Gedanken - kein Thema. Körperliche Schmerzen - viel zu privat!

Vielleicht hilft es mir, ausnahmsweise darüber zu schreiben. Zumal ja wirklich absolut nichts dabei ist. Eigentlich. Das Problem kennt sogut wie jeder. Hands up: welcher Bürofuzzi in meinem Alter hatte noch keine Rückenschmerzen? *seufz*

Vor etwa zwei Jahren ging es los, immer nach längeren Rollertouren. Wusste nicht, was das ist, aber dank eines sportlichen Kollegen erfuhr ich, dass das völlig typische Büro-Rückenschmerzen sind. Ich legte mir dann einen Nierengurt mit Stützstreben zu, der für ´ne bessere Haltung auf Touren sorgt. Außerdem fing ich mit ein paar Yoga- und Gymnastikübungen an. Half mir sehr gut. 

Dann begann das mit der Transition, und ich hatte echt andere Probleme als Gymnastik oder Haltung. Zumal ich zwar keinen Sport treibe aber mich viel bewege. Habe einen Swopper daheim, auf dem ich ständig rumhüpfe und eine super entspannende Haltung habe. Laufe viel, habe sehr gesunde Beine, "bassd scho". 

Und seit Mitte dieses Jahres ging es los. Leichte Schmerzen am linken Oberschenkel. Zieht gelegentlich, drückt etwas. Auch im Liegen, im Sitzen, im Stehen, beim Gehen, mal mehr, mal weniger. War nicht schlimm, fühlte sich an wie Muskelkater, hab ich ignoriert, passiert halt mal. Bin morgens beim Aufstehen seit Monaten verkrampft, kein Wunder bei dem Stress momentan, dass ich da nachts verkrampfte. Bisschen Pferdesalbe, bisschen selbst massieren, ordentlich belasten und viel laufen. 

Dann war es ein paar Wochen fast vorbei, und kürzlich kam es schlagartig wieder. Es war mir zu peinlich, damit zum Arzt zu gehen. Wegen ein bisschen Ziehen im Oberschenkel, also bitte, gehts noch banaler? Aber letztens habe ich mir endlich ein Herz gefasst und der Ärztin die Schmerzen geschildert. Sie erklärte, dass das wohl vom Rücken ausstrahle. 

Das musste ich erstmal sacken lassen. Der Oberschenkel tut weh, weil ich Rückenprobleme habe?!? Echt jetzt?!? Was es nicht alles gibt!

Ja, das klingt schräg, dass ich so naiv bin. Aber ich muss erst schrittweise lernen, auf die Signale meines Körpers zu hören. Ich habe ihn lange ignoriert, fühlte mich darin nie heimisch. Eine körperliche Schwäche eingestehen hätte ich kaum gewagt, ich wollte immer stark sein. Ich kann Schmerzen sehr gut ignorieren, denn sie sind ein Warnsignal, und wenn ich weiß, was das zu bedeuten hat, dann kann ich entweder darauf reagieren (schonen) oder aber es im harmlosen Fall ignorieren. ZB nahm ich nach dem Ziehen zweier Weisheitszähne bei einer OP keine Schmerztabletten, wozu auch? Nach dem Unfall letztens bekam ich ein paar Hämmer verschrieben, die nahm ich auch nicht. Und bei Kopfweh auch nicht, maximal bei einer Mördermigräne (und da red ich nicht drumrum: Migräne ist echt fies und grausam und hammerhart) ausnahmsweise mal ne kleine Ibu.

Sehr viel später erklärte mir die Ärztin, dass Ibu und Co auch gegen Entzündungen helfen, nicht nur Schmerzen. Und ein Kumpel erklärte mir, dass man ohne Schmerzen eine Schonhaltung einnimmt, die langfristig schaden könne, und Schmerzmittel würden helfen, den Körper normal gesund zu belasten. Hm, das klingt einleuchtend, ich habe es bisher immer nur unter dem Aspekt "Schmerzen sind mir egal" betrachtet.

Die typischen Fragen "auf einer Skala von 1 bis 10, wie stark ist der Schmerz", das kann ich nicht beantworten. Ich kann nicht sagen, ob ein Schmerz stark oder schwach ist, irgendwie fehlt mir da das Gespür. 

Zurück zum Thema: nachdem die Ärztin mir erklärte, dass "ich Rücken habe", habe ich mich mal im Alltag beobachtet, zu Hause und im Büro. Und so langsam wird mir klar, was los ist: 

Ich habe einen Bürojob, sitze den ganzen Tag am PC und am Schreibtisch. Laufe zwar auch durchs Gebäude, übers Gelände, habe auch mal nen Termin, aber ein Großteil ist eben immer noch an meinem Schreibtisch. 

Als ich in dem Job anfing, war ich jünger, fitter, arbeitete vor allem nur Teilzeit. Die Probleme fingen kurz nach meiner Vollzeitbeschäftigung an, wo ich also teils um die 9 Stunden täglich immer nur sitze. 

Auf dem Roller hatte ich eine ungesunde Haltung. Nachdem ich das erkannt habe, habe ich das sofort geändert, seitdem kann ich Touren von 500 km fahren ohne Probleme. Indem ich meine Haltung korrigiere. Das traf zeitgleich zusammen mit meinem Vollzeitjob.

Im Job funktioniert das mit der gesunden Haltung leider nicht. Typische Büro-Situation: Schreibtisch mit zwei Rollcontainern rechts und links, Stuhl in der Mitte. Kunde / Mandant / Patient sitzt mir gegenüber. Weil das Kabel zu kurz ist und weil ich den Kunden ja auch sehen muss, steht der PC links auf dem Tisch. 

Wenn ich am PC arbeite oder telefoniere (ein Großteil meines Jobs), dann habe ich den Unterkörper geradeaus gerichtet. Drehen kann ich Beine und Schenkel nicht, weil die Container im Weg sind. Aber der Oberkörper ist immer seitlich gedreht, damit ich das Telefon und die Tastatur bedienen kann. Also ständig völlig verrenkt. 

Weil ich ein etwas nach außen geneigtes Steißbein habe, sind normale Sitzmöbel für mich sehr unbequem. Ich nehme auf normalen Stühlen immer eine umständliche Haltung ein, damit mir der Hintern nicht wehtut (privat bevorzuge ich Meditationskissen oder Schneidersitz. Mein einziger Stuhl ist ein Swopper). Der Stuhl auf Arbeit ist für mich zu breit, lässt sich nicht richtig verstellen, ist schon recht alt und durchgesessen, und eine bequeme Haltung finde ich darauf auch nicht. Außerdem hat der Schreibtisch eine für mich unpassende Höhe, und durch das Gerüst des Stuhles habe ich auch wenig Beinfreiheit, um mal die Position zu ändern. Oft passiert es, dass ich mir das Blut abdrücke, wenn die Oberschenkel blöd auf der Kante liegen, dann schlafen die Beine ein.

Es gab Phasen, in denen war es besser. Das war immer dann, wenn ich eine Praktikantin hatte. Die hat mir viel Arbeit auch am PC abgenommen. Außerdem waren wir zu zweit im Büro, sodass ich das Büro umbauen musste. Dass es vor ein paar Wochen schlagartig besser wurde ist klar: da hatte ich den Unfall und war zwei Wochen zu Hause. Als ich dann wieder auf Arbeit war, konnte ich vorerst nur eingeschränkt am PC arbeiten. 

In den letzten Wochen habe ich sehr, sehr viel in dieser verrenkten Haltung am PC getippt, und seitdem wird das immer schlimmer. Und seit ich darauf achte, ja, ich spüre es nicht nur am Schenkel, sondern deutlich am unteren Rücken, das hatte ich komplett ausgeblendet, bevor die Ärztin mich mit der Nase drauf stieß! 

Ich liege abends im Bett, und selbst ohne Belastung zieht der Schmerz bis in den Oberschenkel. Kann nicht auf der rechten Schulter liegen, weil sie nach dem Unfall noch drückt. Kann nicht links liegen, weil der Schenkel schmerzt. Obwohl ich jemand bin, der Schmerzen ignoriert, nimmt der Oberschenkel langsam eine Dimension an, die ich nicht mehr einfach beiseite wischen kann. 

Ein Orthopäde wird mir wohl auch nur sagen können, wie ich korrekt sitze, welche Übungen ich machen muss und mir vielleicht noch Ibu, Voltaren oder sowas verschreiben. Nicht mein Ding. Einen anderen Stuhl fürs Büro beantragen, so kurz vor meinem Abgang, bringt nix mehr. 

Aber ich werde versuchen, die Arbeit am PC auf ein notwendiges Minimum reduzieren (also in der Mittagspause nicht mehr die Newsportale durchforsten, statt Mailen eher mal zum Telefon greifen etc). Da ich ja alleine bin, kann ich mich auch zwischendurch immer wieder hinstellen, deutlich bequemer als Sitzen. Und die Übungen, die ich vor zwei Jahren angefangen habe, sollte ich wieder aufnehmen und diesmal nicht schleifen lassen. Ein paar davon kann ich auch tagsüber im Büro ausführen. Im Februar werde ich mit Kraftsport anfangen. 

Ich hoffe, dass ich das irgendwie in den Griff kriege! Ich werde ab Januar Testo nehmen. Ich bin ein Mann. Und ich will stolz auf meinen Körper sein. Dazu sollte ich endlich lernen, seine Signale zu beachten. 

*******

Hattest / hast Du auch Rückenschmerzen? 
Woher kommen die? 
Nimmst Du Medikamente? Hast Du spezielle Übungen? 
Was hilft Dir? Wie gehst Du damit um?

2heartedman 28.10.2015, 20.24

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