Dritte Sitzung beim Psychologen. Wie üblich verstehe ich nicht wieso und warum, aber gut. Er kann nachweisen, dass ich geistig fit bin. Das ist den Richtern und der Krankenkasse wichtig, man will ja schließlich keinen Kranken verstümmeln, der anschließend den Arzt verklagt. Also gut, here I am, gesund und geistig stabil. Und wie ich heute erfuhr, scheinbar auch einigermaßen intelligent.

Weil wir noch etwas in der Stadt geplant hatten, war mein Mann dieses Mal auch dabei. Er weiß ja eh um alles Bescheid, und bevor er gelangweilt im Wartezimmer hockt, durfte er mit zum Gespräch. Es verlief heute sehr kurz, noch kürzer als sonst immer. Aber okay, ich habe ihm nicht viel zu sagen, und ich wollte eh weiter zu einem anderen Termin, also kam mir das sehr gelegen.

Er fragte meinen Mann, wie es für ihn sei und seit wann er es wisse. Kein Thema, er wusste es schon beim Kennenlernen Silvester 2008/2009, ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht. Dann fragte er, wie es so im Alltag läuft und ob es etwas Neues gäbe. Ich nannte ihm den anstehenden Termin beim Endokrinologen in der Folgewoche. 

Von sich aus erwähnte er es nicht, ich musste nachbohren: beim zweiten Termin hatte ich ja mehrere Tests machen müssen. Da wollte ich schon gerne mehr wissen! Er meinte, es sei ganz okay, ich sei leicht überdurchschnittlich in den Ergebnissen, nannte auf Nachfrage die genauen Zahlen. Gäbe es nicht viel dazu zu sagen. Er ging auch nicht weiter auf den Rohrschach ein, meinte nur, er zeige, dass ich normal und geistig gesund sei. 

Als ich die Praxis verließ, musste ich schon sehr lachen. "Leicht überdurchschnittlich" ist, als würde man sagen, ein Einkommen von 20.000 im Monat sei "leicht überdurchschnittlich" *rofl*. Allerdings ist mir das piepegal. Ich fand die Tests letztes Mal ziemlich albern. Zahlenreihen vorlesen, Rohrschach (der überholt ist und eh von jedem im Internet inclusive der üblichen Antworten nachgelesen werden kann) und Fremdwörter ankreuzen, das sagt meiner Ansicht nach herzlich wenig über meinen IQ aus. Aber freut mich, wenn er jetzt den wissenschaftlichen Beleg für meine geistige Gesundheit zu haben scheint, das ist vor Gericht viel wert *facepalm*.

Am Ende des Gesprächs bekam ich wieder meinen Arztbrief. Er hatte sich bei den Bausteinen vertan und einiges durcheinander gebracht. Also flink noch einen ausgedruckt, diesmal mit den richtigen Daten. Zugegeben, ich fand den Text dieses Mal trotzdem etwas seltsam. Auch mein Mann las sich den Brief durch und meinte, dass das nicht wirklich dem entspräche, was ich gesagt habe. Ein kleines Wort kann manchmal den kompletten Sinn entstellen. Doch auch hier: ist mir egal, ich mache das pro forma, das Schreiben war positiv, es wird mir auf meinem Weg helfen. Also was soll´s.