two hearted man
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Prokrastinitis

Wenn man die Pflichten vor sich herschiebt, Zeit totschlägt, am Ende nichts erreicht und noch erschöpfter ist als vorher. Ein typischer Samstag eben. Manchmal ist "erst die Arbeit, dann das Vergnügen" eben doch der falsche Weg ;-)

Beispiel gefällig? Weiterlesen! :-)


Da sitze ich also gestern früh am Morgen am PC, will eine Rezension tippen. Ach, schnell noch ein Kaffee. Erster Satz. Nee, taugt nicht, Satz gelöscht. Kaffee alle, lieber Malzkaffee oder Ingwertee? Ingwertee ist gut, ich bin erkältet. Das Wasser kocht. Och, neee, irgendwie keinen Appettit auf Ingwer. Kakao wär schön, Tasse in die Mikrowelle, Kakaopulver rein, lecker. 

Neuer erster Satz, aber der gefällt nicht. Nagut, dann sortiere ich die Infos. Der Kater schreit, das Futter schmeckt ihm nicht, er kriegt nichts anderes. Sein Fell ist so weich, ich kraule ihn, er schnurrt. Ich glaube, Infos sortieren ist der falsche Weg. Vielleicht sollte ich mal sehen, wie andere Kritiker dieses Buch fanden. Schnell mal zwei, drei Beiträge angeklickt. Ui, mein Lieblingsblogger hat außerdem einen Beitrag über den Film geschrieben, den ich unbedingt sehen wollte! Ich will ja auch noch den anderen sehen, läuft der grad? Ich guck mal schnell das Kinoprogramm durch. 

Nein, ich muss arbeiten! Blättere ein bisschen im Buch. Puh, der Kaffee drückt, ich muss mal schnell ins Bad. Ui, die Klopapierrolle ist alle! Und das Waschbecken muss unbedingt geputzt werden. Ach, wenn ich schon dabei bin, könnte ich gleich mal mit dem Microfasertuch über den Spiegel. Mir kommt ein Gedanke, wie ich den ersten Satz formulieren könnte. Zurück an den Monitor, Microfasertuch liegt über dem halb gereinigten Spiegel, aber der Satz ist mir jetzt wieder entfallen.

Vielleicht kommt er wieder, wenn ich zurück ins Bad gehe, ist ja oft so. Aber auf dem Weg ins Bad sehe ich den kaputten Kratzbaum. Mensch, da wollte ich schon lange mal die Rolle austauschen! Ich surfe schnell nach passenden Rollen, ganz schön teuer, ein neuer Baum ist fast billiger. Was wollt ich grade? Ach ja, die Rezension. Ich weiß schon, was ich sagen will, aber mir fehlen die Worte, ich will nicht immer dieselben platten Sprüche verwenden, und es will grad nicht das Richtige in mein Hirn. A propos Hirn, der Blumenkohl mit Rote-Bete-Saft letztens an Halloween sah aus wie ein Hirn. War super lecker! Ich hätte heute wieder Appetit! Haben wir nicht noch Blumenkohl im Tiefkühlfach? 

"Schatz, kochst Du heute was, oder soll ich?". Schatz überlegt, kommt zu mir in die Küche, wir rätseln, was wir essen. Und wenn wir das planen, müssen wir auch überlegen, welchen Film wir danach sehen, am Wochenende abends sehen wir einen Film. Ob ich bis dahin fertig bin mit der Rezension? Jetzt ist schon Mittag, kein Wunder, dass ich an Essen denke! Aber ich will erst essen, wenn ich die Arbeit erledigt habe, so schwer kann das doch nicht sein! Komm schon, nur ein paar Sätze! 

Das Telefon klingelt, welch Wohltat. Ich hasse telefonieren, aber jetzt im Moment kommt es mir gelegen. Es zieht sich ganz schön hin, aber Kontakte pflegen ist wichtig, wichtiger als irgendwas am PC! Als ich fertig bin, überlege ich vielleicht lieber zu lesen. Bringt doch nichts, wenn ich nicht vorankomme mit der Arbeit. 

Aber ständig alles vor mir herschieben bringt auch nichts. Nägel mit Köpfen, ich zieh das jetzt endlich durch! Da sitze ich, aber das weiße Dokument vor mir ist sehr uninspirierend. Damn it!

Vielleicht kriege ich ja den Kopf frei, wenn ich einkaufen fahre. Kalte Luft, bisschen Fahrrad, die Einkäufe erledigen. Ist ja auch wichtig, genug zu Essen im Haus ist schließlich wichtiger als meine persönlichen fünf Cent zu irgendeinem unbekannten Roman. Als ich heimkomme, sind ein paar Stunden vergangen, ich habe ganz schön getrödelt. Ehrlich, jetzt abends um diese Zeit habe ich wirklich keine Lust mehr zum Schreiben! 

Immerhin einen entspannten Abend habe ich mir gegönnt, ohne ständig zu schieben und Ausflüchte zu suchen. Heute früh dann ging es wie von selbst. Ich stand auf, setzte mich an den Computer, der Text floss ohne große Umwege vom Denkzentrum direkt ins Hirn, und schon vor 9 Uhr war ich fertig. Jetzt habe ich Zeit für das, was Spaß macht. Ohne mir sinnlose Beschäftigungen suchen zu müssen, die ich vorschieben kann. 

Warum mache ich das nicht immer so? Aber es tut gut zu wissen, dass ich nicht allein bin mit diesem Problem. Ich bin sicher, jeder Autor, Journalist, Blogger, Kritiker kennt das ;-)

Ich sollte lernen, mich nicht zu freiwilligen kreativen Arbeiten zu zwingen. Ich genieße sie, und sie passieren im Flow. Wenn ich es zulasse. Wenn ich es mit Gewalt erreichen will, dann blockiere ich nur mich selbst. Lieber heute entspannen und morgen kreativ arbeiten. Besser als Zeit totzuschlagen mit schlechtem Gewissen, ohne Sinn, ohne Ergebnis. 

2heartedman 16.11.2015, 20.00

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