two hearted man
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Passing - traurige Momente des Nichterkennens

Ich habe im letzten Beitrag geschildert, wie witzig Passing sein kann: wenn man von Menschen nicht erkannt wird, mit denen man lange und innigen Kontakt hatte. Aber es kann auch traurige Momente geben. Hierzu ein paar Gedanken.


Es gab auf Arbeit Kollegen, die ich sehr geschätzt habe. Als ich ging, habe ich mich nicht geoutet. Erst später habe ich drei vier Leuten davon erzählt, wir sind noch heute in Kontakt. Aber es gibt ein paar Leute, die ich dennoch schätze. Zu ihnen ist kein Kontakt mehr, ein Outing ist also unnötig. Zumal ich davon ausgehe, dass gerade diese Leute wohl tratschen würden. Kann mir egal sein, ist aber unnötig und möchte ich vermeiden. 

Wenn einer dieser Kollegen mir über den Weg läuft, bin ich sehr unsicher, was ich tun soll. Zu gerne würde ich zB auf ihn zugehen, sagen "hey, schön Dich zu sehen, wie gehts Dir, alles klar, erzähl mal wie es läuft, was ist so los, wie geht es x und y, was hast Du so erlebt?" 

Kürzlich bin ich an einem geschätzten Menschen vorbeigelaufen und habe völlig perplex reagiert. Das war so ein spontanes "ich will grüßen" und Millisekunden darauf ein "bloß nichts anmerken lassen". Schätze, wer mich gesehen hat, war erstmal irritiert über mein kurzes Zucken während des Laufens.

Das tut weh, geliebte Menschen nicht mehr ansprechen zu können. Ich will ja nicht mit Gott und der Welt brechen. Ich lebe out und stehe dazu. Aber ich denke, manchmal würde ein Outing es auch komplizierter machen. Da sieht man sich kurz am Bahnhof, der andere muss womöglich schnell weiter, hat keine Zeit, und ein schnelles "ich bin (alter Name), schön Dich zu sehen" ist blöd, so ganz ohne Erklärung, und dann ist der andere auch schon wieder weg. 

Ein Nicken, ein Gruß, ein Wiedererkennen, das ist ein kurzer Moment, aber er kann so unglaublich kostbar sein, wenn man einen Menschen mag. Und dieser Moment wurde mir durch das Passing genommen. Wie kostbar Augenblicke (wortwörtlich: sich in die Augen sehen, sich gegenseitig erkennen, zunicken, lächeln, weitergehen) sein können, das habe ich erst jetzt erfahren ... 

Und dann ist da noch mein Ex Ex. Ich frage mich oft, was ich tun würde. Wir haben über 13 Jahre zusammen gelebt, alles geteilt, ich habe ihn geliebt, und ich liebe ihn noch immer. Habe ihn nicht verlassen, weil er ein schlechter Mensch ist, sondern weil wir unterschiedliche Wege im Leben gehen mussten. Er hat dann den Kontakt zu mir abgebrochen, vermutlich aber seiner neuen Partnerin wegen (vermutlich "ich kann nicht mit ihr zusammenleben und Kontakt zur alten Liebe haben", denn vor ihr hatten wir noch gelegentlich Treffen und Kontakte, danach blockierte er mich plötzlich). 

Oft, wenn ich in der Stadt bin, sehe ich jemanden und denke "das ist er". Dann war es nur jmd, der ihm ähnlich sah. Ich würde ihn so gerne wieder sehen. Wenn ich ihn sehe, möchte ich so gerne auf ihn zugehen, sagen "hey, wie gehts, schön Dich zu sehen, hoffe Dir geht es gut". Aber dann müsste ich ihm alles erklären. Und hätte Angst vor obiger Situation (zu schnell, keine Möglichkeit zu reden, schon wieder weg). Oder davor, dass er es nicht versteht und negativ reagiert (einer der Gründe, warum wir uns trennten: seine erzkonservative Gesinnung). 

Wenn ich ihm begegne, werde ich wohl so tun, als kenne ich ihn nicht. Weil alles andere einfach viel zu kompliziert wäre. Aber es tut weh, einen geliebten Menschen zu ignorieren, als würde man ihn nicht kennen ... 

2heartedman 16.10.2018, 16.52

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