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Ausgewählter Beitrag

Passing in London - ein Traum

Für vier Tage waren wir in London. Mein Passing dort war ein Traum!

Ab Betreten des Britischen Bodens bis zum letzten Atemzug auf der Insel wurde ich zu 100 Prozent korrekt gegendert. Ausnahmslos wurde ich als Mann angesprochen, behandelt und anerkannt. Gleichermaßen von Männern und Frauen, jung und alt, mit und ohne Stimme.

Interessanterweise wurde ich auch sehr viel öfter gegendert als in Deutschland. Das liegt zum Teil daran, dass dem Satz sehr oft ein "Sir" angehängt wird. Hier heißt es vielleicht auch mal "was wünscht der Herr" oder "die Dame bitte", aber das sind eher Ausnahmen. Die britische Höflichkeit führt dazu, dass man den ganzen Tag mit sorry, thank you, hello, welcome, byebye, excuse me und derlei kurzen Sätzen konfrontiert ist, und ein solcher Satz endete mir gegenüber stets mit Sir. 

Niemals hörte ich ein Fragezeichen oder eine Unsicherheit. Und wenn man sich unsicher war, dann ließ man es einfach weg. Zum Beispiel in Soho, wo eine sehr bunte Regenbogenszene anzutreffen ist. Dort ließ man mir gegenüber das Gendern plötzlich weg, war aber ebenso höflich wie davor. Aber dort weiß man, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, deswegen hielt man sich wohl zurück. 

Was mich aber freute: wir waren letztes Mal in einem Shop, der mir sehr gefiel, ein schwuler Sexladen. Letztes Mal bekam ich böse Blicke a la "Sie vertreiben die Kundschaft". Dieses Mal hat ein Verkäufer mich nett angezwinkert. Das hat mir sehr viel bedeutet, und es tat richtig gut. 

Ich frage mich allerdings, wie es sein kann, dass ich in London vier Tage lang durchgehend positives Passing hatte. Vor allem so extrem oft. Wir waren ja ständig in Interaktion mit anderen Menschen, sodass ich immer wieder in Situationen geriet, wo man mich als Sir bezeichnete. In Deutschland dagegen geht es momentan nonstop schief, und ich habe manchmal das Gefühl, dass es immer schlimmer wird ... 

Wie kann das sein, dass die Briten mich so eindeutig als Mann einordnen, während die Deutschen sich damit so schwer tun? 

Ich kann spekulieren und vermuten, wissen kann ich es nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass kulturell bedingt unterschiedliche Länder / Kulturen auch unterschiedliche Kriterien haben, an denen sie so etwas bewerten. Nichts, das objektiv sichtbar wäre oder was man konkret benennen könnte. Vieles wird vielleicht unbewusst ablaufen. 

Ein paar Gedanken, die mir kamen: mein Kleidungsstil entspricht absolut dem typischen britisch männlichen Look. Jeder dritte, vierte Mann lief so herum wie ich, ich ging völlig in der Masse unter. In Deutschland sind die Männer entweder sehr viel modischer (so teuer kann ich mir nicht leisten, bin kein Banker Manager usw) oder sehr viel schlumpiger. Hier dagegen war ich einer von vielen, fast wie aus dem Bilderbuch, ... 

Außerdem stellte ich fest, dass britische Männer etwas weicher auf mich wirken als in Deutschland. Damit möchte ich keine Klischees füttern oder etwas festlegen, nur sagen, wie ich es empfand. Hier gibt es auch ein paar, die kaum Bart haben, die rundere Gesichtszüge haben, keinen so kantigen Körperbau. Aber dort fiel es mir sehr viel häufiger auf. Sie wirkten auf mich weniger "derb" als deutsche Männer. 

Auf jeden Fall tat es unglaublich gut. Wünschte, das würde nie aufhören. Ist ein Vorgeschmack, wie es wohl eines Tages sein wird. Aber bis dahin ist es leider vermutlich noch ein langer Weg :(

2heartedman 11.01.2017, 17.08

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