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Ausgewählter Beitrag
Outing vor dem Vater
Nach dem befreienden Gespräch mit meinem Onkel wollte ich meinen Vater anrufen. Lange hatte ich gezögert, ob ich anrufen soll, ob ich ihn besuchen fahre, ob ich ihm einen Brief schreibe. Mein Onkel meinte, es sei egal. Also entschied ich mich für die Variante, die am schnellsten ging. Ich wollte es endlich hinter mich bringen ...
Angerufen, ein bisschen Smalltalk und dann direkt zur Sache. Ob er einen Sohn genauso lieben könnte wie eine Tochter? Die wörtliche Antwort weiß ich nicht mehr, aber das Telefonat war sehr positiv. Er wirkte eher irritiert, a la "warum sollte ich einen Sohn weniger lieben als eine Tochter? Was ist DAS denn für ´ne doofe Frage?". Für seine Verhältnisse hat er sich mir gegenüber sogar erstaunlich weit geöffnet. Wir haben eine Dreiviertelstunde telefoniert, so lange wie noch nie, glaube ich (müsste lügen *grübel*). Er erzählte von sich aus ein paar Dinge, und ich konnte offen über mein Anliegen reden.
Was in ihm vorgeht, kann ich nicht sagen, da lässt er niemanden an sich heran. Aber er wirkte nach außen einverstanden. Begriff, dass ich lediglich mein Äußeres dem Inneren anpasse. Und interessanterweise zog er auch direkt manchen Schluss, der schon ein gewisses Vorausdenken bedingt. Ihm war auch klar "Deinen Job wirst Du so vermutlich nicht weiterführen". Entgegen meiner Befürchtung war das für ihn kein Problem. Auch, dass Testosteron und Operationen folgen, war ihm bewusst. Er hat es nicht groß thematisiert, aber auch nicht zu etwas Besonderem erhoben, sondern es war eben eine Tatsache. Einfach eine logische Folge aus allem. So ist es eben, dann soll es so sein.
"Gewusst" hatte er es nicht, aber besonders überrascht habe ich ihn scheinbar auch nicht, er sagte schon damals "ich sei ein Junge in Hosen". Er hat kein Internet, sah aber meinem Onkel beim Surfen über die Schulter und hat bereits mitbekommen, dass ich auf Facebook inzwischen männlich auftrete. Hat grinsend gemeint "ach, ihn kennst Du auch", wobei er wusste, dass ich das bin (erzählte mir mein Onkel gestern).
Ich war schon immer ein Papakind. Aber er wurde krank, und ich verlor die Bindung an ihn. Es ist schwer, über einen geliebten Menschen zu trauern, der noch lebt aber sich sosehr verändert hat, dass er jemand anders scheint. Der geliebte frühere Mensch war gegangen. Lange Jahre trug ich diese nichtverarbeitete Trauer in mir. Vor etwa fünf oder sechs Jahren erkannte ich erstmals wieder die ersten Spuren der Person von früher, und seitdem wurde es immer besser. Aber er war nicht mehr mein Vater, er war eher ein Freund, für den ich viel empfand.
Aber als wir gestern telefonierten, war er wieder da ... mein Vater ...
2heartedman 01.01.2015, 17.40
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Kommentare zu diesem Beitrag
1.
von Funny
Ich habe den Beitrag noch nicht gelesen und bin echt gespannt, was jetzt kommt :-)
vom 26.04.2015, 09.44
Ich habe den Beitrag noch nicht gelesen und bin echt gespannt, was jetzt kommt :-)
vom 26.04.2015, 09.44
... *smile* ...
vom 26.04.2015, 09.44
:-)