two hearted man
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Outing nach der Arbeit

Und noch ein Outing. Eine "Kollegin". Nicht beim gleichen Arbeitgeber, aber wir haben im Netzwerk viel miteinander zu tun. Sie kennt meinen Arbeitgeber aber, weil sie selbst schon einmal dort gearbeitet hat. Habe lange gezögert, aber ich vertraue ihr. Sie spricht nicht über andere, und wenn dann nicht bösartig, und ich habe auch noch nie erlebt, wie sie sich verplappert. Sie war schon vor meinem Outing der Ansicht, dass ich in diesem Job nicht glücklich werde, und nachdem ich mich offenbart hatte war ihr klar, dass ich dort nicht bleiben kann. (Und dass ihr das so bewusst ist, bestätigt mir, dass sie mich niemals ungewollt outen wird)


Sie gendert die ganze Zeit, bei niemandem ist mir das sosehr bewusst wie bei ihr. Wenn ich zwei Stunden mit ihr arbeite, gibt es unzählige Situationen. Die nehme ich ihr niemals übel, aber ich zucke innerlich ganz oft zusammen. Und schon lange wollte ich ihr sagen, was Sache ist, aber nicht auf Arbeit. 

Die meisten Menschen verstehen nicht, warum ich kündige, denn sie können meinen Job nicht nachvollziehen. Da sie den Job selbst erlebt hat, kennt sie die Situation, und ich bin froh, dass auch sie das so sieht. Das zeigt mir, dass es nicht nur unnötige Angst von mir ist, sondern dass auch andere Beteiligte es genauso sehen.

Endlich fanden wir mal Zeit, uns nach der Arbeit zu treffen. Oh mann, was saß ich die letzten Monate auf glühenden Kohlen! Immer, wenn sie etwas sagte, zuckte ich zusammen und dachte "wenn Du wüsstest" und "ich wünschte, Du würdest wissen" ... 

Naja, viel gibt es nicht zu sagen. Es lief prima, war angenehm, und ich habe mich sehr gut dabei gefühlt. 

Irgendwie war das sogar die optimale Variante. Jeder ist anders, aber in meinem Umfeld haben sich drei Sorten von Reaktionen herausgestellt: 

- mein Freundeskreis wusste es eh. Ich habe mich nie als transident geoutet, aber ich habe mich immer als Mann präsentiert. War kein Geheimnis. Ist kein Thema. Wurde ausgesprochen, hatte also nen Namen, hat sich aber nix geändert. 

- die meisten Bekannten / Fremden nehmen es zur Kenntnis, und weil es privat ist und eigentlich auch nichts Besonderes, reagieren sie mit "aha" und dann "weiter im Alltag". Das ist in Ordnung, auf diese Weise fühle ich mich angenommen. Trotzdem bleibt ein komisches Gefühl: da keinerlei persönliche Fragen kommen, habe ich den Eindruck, sie könnten Hemmungen haben, es könnte ihnen unangenehm sein. Oder ist es wirklich möglich, dass es sie schlichtweg nicht interessiert? Das ist einerseits in Ordnung, andererseits etwas frustrierend, weil es für mich so megawichtig ist und es dann so mit einem Schulterzucken abgetan wird. Eine befreundete Transfrau sagte mal "Desinteresse ist fast schlimmer als Ablehnung", das habe ich erst verstanden, als ich dieses Desinteresse mehrfach erlebte. Aber ich habe gelernt, das Positive darin zu sehen und freue mich, denn in Franken ist "nicht geschimpft genug gelobt". 

- nicht wenige sind zwar positiv, werden aber indiskret. Stellen Fragen wie "und, lässt Du Dir dann nen Penis operieren" oder "ja, und wie ist das jetzt mit dem Sex zwischen Dir und Deinem Mann" oder "ja, und warum bleibst Du nicht ne Frau, wenn Du eh auf Kerle stehst". Das ist okay, das zeigt Interesse, und ich weiß, dass es mangelnde Aufklärung ist und kein böser Wille. Trotzdem ist es unangehm und einfach nur indiskret. Ich frage andere Frauen ja nicht nach ihren Schamlippen, warum will dann jemand was über meinen Penis wissen?

Die Reaktion der Kollegin heute war die optimale Variante, die ich eher selten erlebe: Interesse, ohne dabei aufdringlich zu werden. Fragen, die sich nicht ausschließlich um meine Sexualität drehen, sondern eher um das soziale Gefüge, das Empfinden, den Alltag. Gewürzt mit Humor und Lockerheit. Das ist was, wo ich dann auch gerne erkläre und auf die Fragen eingehe. 

"Dann hab ich jetzt noch ´nen Kumpel". Aaaaah, sowas zu hören tut gut, danke! :-)

Es ist so ein schönes Gefühl, wenn andere sich mit mir freuen :-)

2heartedman 12.05.2015, 21.06

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