two hearted man
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Outing-Marathon

Meine Kündigung ist nun offiziell. Ich habe hunderte von Kollegen und fast genauso viele Mitarbeiter im Netzwerk. Nun kann ich natürlich nicht jedem persönlich "auf Wiedersehen" oder "wollt nur sagen, ich gehe" mitteilen. Aber die Höflichkeit gebietet, dass ich dies zumindest bei einigen tue. Bei denen, mit denen ich viel und regelmässig Kontakt habe. Die ich jeden Tag sehe. Mit denen ich beruflich eng vernetzt bin.


Gut, ich sage nicht, dass ich ein Transmann bin. Und was ich beruflich danach vorhabe. Ich sage nur, dass es private Gründe hat. Und das Gefühl dabei ist irgendwie das gleiche wie bei meinen bisherigen Outings. 

Dieser Bammel "was wird der andere wohl sagen". Die Frage "wie formuliere ich es am besten". Auch das Gedankenspiel "wie reagiere ich am besten auf die Fragen, die mir gestellt werden". Oder "wie gehe ich damit um, wenn mich einer blöd anmacht". 

Ja, mit blöden Sprüchen habe ich auch gerechnet, denn Arbeit ist ein kostbares Gut, und eine sichere Stelle aufzugeben sehen viele als irrsinnig an. Ich selbst bin ja der Ansicht, dass meine Seele, mein Rückgrat, die Entfaltung meiner Persönlichkeit und meine Ethik wichtiger sind als alles Geld, das man mir zahlen kann. Aber das Arbeitsamt und ein paar Menschen sehen das anders. Wer im goldenen Käfig sitzt, der muss die Freiheit des anderes eben madig machen, denn sonst wird ihm die eigene Gefangenschaft schmerzhaft bewusst. Die Trauben ganz da oben sind einfach sauer, und nicht jeder hat den Mut, sein Leben zu ändern.

Hier und da habe ich auch ein wenig Neid gehört. Darauf, dass ich noch jung bin, keine Kinder habe und mir diesen wagemutigen Schritt erlauben kann. Ich bin dankbar, dass ich diese Möglichkeit habe und mir die Zukunft offen steht. Als Mann in meinem Beruf werde ich mit der bisherigen Erfahrung sehr gute Chancen haben. In manchen Bereichen sogar nicht trotz sondern wegen meiner Trans*Identität.

Es ist in diesem Fall ebenso wie mit dem Outing: wenn man es zwei, drei Mal gemacht hat, wird es immer leichter. Die Aufregung wird weniger, die Sätze kommen wie von selbst. Und wenn man ein paar positive Reaktionen hatte, ist eine weniger gute Reaktion auch nicht mehr so schlimm. Die Angst davor ist größer als das, was dann tatsächlich passiert. 

Ein paar Leuten muss ich es noch sagen, aber der Großteil der Pflicht ist erfüllt. Ich bin gespannt, wie es dann weitergeht. Ich habe ja noch einige Monate vor mir. Abwarten. Immerhin habe ich nun genügend Abstand, um mich zwar über das Positive zu freuen, das Negative aber gelangweilt abprallen zu lassen. 

2heartedman 29.11.2015, 08.50

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