two hearted man
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Outing des Partners

Outing betrifft nicht nur mich. Ich lebe ja in einer Beziehung. Und wenn ich mich als Mann präsentiere, wird man bisher heterosexueller Partner auf einmal schwul. Nicht nur ich habe eine Familie, Freunde und Kollegen, er auch.


Ganz schön knifflig. Wer soll sich outen - er oder ich? Soll ich die Familie anrufen und es ihnen sagen? Oder soll er das tun? Soll er den Kollegen etwas sagen, oder soll er es besser verschweigen, weil er ja nur zeitlich befristet dort ist und momentan eh keiner etwas davon merkt? 

Die Reaktion meiner Familie war mir zwar wichtig, aber ich habe nicht eine so feste Bindung. Heißt, hätten sie es nicht akzeptiert, hätte mir das zwar wehgetan, aber irgendwie wäre ich schon klargekommen. Bei ihm dagegen ist die Bindung sehr eng, und ein Bruch mit der Familie wäre für ihn schrecklich. 

So knallhart das klingen mag, aber für ihn lautet die Frage womöglich bald: Familie oder Partner? 

Vielleicht geht es gut, und seine Familie kann damit umgehen. Aber vielleicht werden sie auch mit ihm brechen (was er in einem Fall sogar vermutet). Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt. Denn ich würde mich hundeelend fühlen. Würde er sich für die Familie entscheiden, wäre das für mich ein Schlag ins Gesicht. Würde er sich für mich entscheiden, hätte ich dauerhaft ein schlechtes Gewissen, denn ich wüsste, dass er mir zuliebe das für ihn Kostbarste aufgegeben hat. Er ist ein Familienmensch durch und durch. Ich käme mir auf eine Weise erhöht und idealisiert vor, die ich nicht erfüllen könnte, hätte zusehr Angst ihn später zu enttäuschen und diese Entscheidung nicht wert gewesen zu sein. Fiese Zwickmühle!

Dass er in der Berufsschule und bei den Kollegen nichts verlauten lässt, kann ich verstehen. Nächstes Jahr im September ist vermutlich Schluss, sobald die Umschulung vorbei ist. Was soll er da jetzt groß rumerzählen? Auf der anderen Seite bedeutet es, dass ich bei den wenigen Kontakten mit diesen Leuten immer noch eine Rolle spielen muss. 

Außerdem kommt da so ein kleiner Stich. Der ist völlig widersinnig. Wir lieben uns, wir reden über alles. Und wenn es einen Menschen gibt, der mich nicht nur respektiert, sondern auch unterstützt, dann ist das mein Mann (DANKE an dieser Stelle nochmal). In der Öffentlichkeit spricht er von mir als "bessere Hälfte", "Schatz" und weitere geschlechtsneutrale Begriffe. Soweit als möglich vermeidet er es, mich als weiblich darzustellen. Trotzdem - "neutral" ist etwas anderes als "Mann".

Gelegentlich schleicht sich immer so eine böse Stimme in mein Hirn. Die stellt Fragen wie "warum verheimlicht er das?" und antwortet sich selbst mit "weil er sich für Dich schämt", "weil er Angst hat, als schwul gemobbt zu werden", "weil er nicht will, dass er als Freak angesehen wird", "weil er Dich momentan einfach nur peinlich findet". 

Das ist Schwachsinn. Und wäre ich an seiner Stelle, würde ich mich derzeit auch nicht outen. In der Berufsschule und im Job ist es albern, denn er wird mit den Leuten nie wieder etwas zu tun haben. Und in der Familie würde ich wohl auch warten, bis es soweit ist, also zB bis zur Testo-Spritze oder kurz davor. Sie wohnen hunderte Kilometer entfernt, wir haben uns ewig nicht gesehen, und auch ans Telefon gehe ich nur sehr selten, also wozu jetzt schon outen, solange mein Weg noch so offen vor mir liegt?

Ich kann meinen Mann absolut verstehen und würde vermutlich genauso handeln. Alles andere wäre unnötig und vorauseilend. 

Aber Verstand und Gefühl sind einfach zwei verschiedene Dinge. Dass es logisch ist heißt nicht, dass ich mich nicht in manchen Momenten verletzt fühle. Dann muss ich mir klarmachen, dass ich genauso handeln würde wie er und dass mein blödes Herz einfach mal die Klappe halten muss. In diesem Fall hat der Verstand Vorrang!

Zum Schluss: da ich wenig Kontakt mit meiner Familie habe, muss ich mir darüber keine Gedanken machen. Aber bei anderen Trans*Personen betrifft dies auch die Eltern und Geschwister. Wie ist das, wenn aus der großen Schwester plötzlich der große Bruder wird? Wenn die Eltern einen Sohn haben statt einer Tochter? 

Ich wünsche allen Betroffenen Angehörige, die auf ihrer Seite stehen und sie mit aller Kraft unterstützen!

2heartedman 19.07.2015, 15.31

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