Früher, als ich jünger war, wurde ich öfter mal für einen Jungen gehalten. Später nicht mehr. Stimme, Brüste, Gesicht, Hals, Hände, eben typisch Frau, burschikos aber Frau. Seit ich Binder trage, ernte ich gelegentlich schräge Blicke. Aber mich als Mann angesprochen oder gefragt was ich nun bin, das hat noch keiner. Das hat sich letzte Woche nun geändert :-)

Letzte Woche traf ich mich mit drei anderen Männern. Einer war schon da, wir standen vor dem Biergarten und warteten auf die anderen. Da kam ein Betrunkener und sprach ihn an (Raucher werden eben gerne mal um ´ne Zigarette angeschnorrt). Als er gehen wollte, verabschiedeten wir uns, und meine Stimme schien ihn wohl zu irritieren. 

Er blieb stehen, sah mich von oben bis unten total irritiert an, fragte ob ich ´n Mann oder ´ne Frau bin. Guckte mir demonstrativ auf die Brüste (gc2b rulez, dieser Binder drückt fast alles weg und wirkt recht männlich), war irritiert über die Stimme. Ich grinste, und der andere sagte ihm, dass ich ein Mann bin, aber das konnte er nicht so recht glauben, hakte nochmal nach. 

Irgendwie hat mich das amüsiert. Das ist so ein Fall von "kann mir doch egal sein, was andere denken". Je nach Situation habe ich Sprüche von lässig "egal, wir gehen doch eh nicht miteinander ins Bett" über mitleidsvoll "bin ´n Kerl mit Testomangel / Östrogenüberschuss" oder nerdig mystisch "Wir Aliens haben kein Geschlecht" und ähnliches.

Zugegeben, irgendwie macht es mir sogar Spaß, die Leute zu verwirren. Ich freue mich, wenn ich eines Tages klar als Mann erkennbar bin. Aber es ist auch witzig den Leuten zu zeigen, dass es nicht nur 0 und 1 gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern auch vieles dazwischen. 

Naja, der Typ war besoffen, das war eher unangenehm. Aber auch, wenn er recht aufdringlich war, blieb er nett und war freundlich, Verabschiedung mit High Five. Also was solls. Er weiß jetzt immer noch nicht, wer oder was ich bin *höhö* ...