two hearted man
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Ausgewählter Beitrag

Nicht perfekt und trotzdem gut

Anfangs sagte ich, dass es Spaß macht, sich im Fitness-Studio komplett auf den Körper zu konzentrieren. Mir war klar, dass sich das bald ändern würde. Schließlich fing ich ja mit sehr geringem Gewicht an, um erst einmal die Abläufe kennenzulernen ...


Nun ja. Inzwischen bin ich bei den meisten Übungen an dem Punkt angelangt, wo man nicht mehr von "Spaß" reden kann. Sondern an dem Punkt, wo man die Wahl hat: 

1) die Übung bis zum bitteren Ende, bis der Muskel brennt, bis die Bewegung nicht mehr möglich ist, bis man nach dem Aufstehen zittert. Aber stolz sagt "yeah, ich hab es durchgezogen" (dass man sich übernimmt kann hier an den geführten Maschinen nicht passieren, daher sollte man schon bis an diesen Punkt gehen, wenn man ordentlich etwas erreichen möchte).

2) es soweit zu machen, dass es ordentlich zwickt und zieht. Bis irgendwie noch ein bisschen möglich wäre, man sich aber irgendwie echt nicht mehr aufraffen mag. Nicht ganz so effektiv aber besser als nix und immerhin den Muskel ein wenig trainiert. 

Mein Denken besteht aus unzähligen Farbschattierungen. Mein Handeln allerdings ist oft Schwarz-Weiß. WENN ich etwas tue, dann tue ich es RICHTIG. Wenn ich es nicht richtig mache, warum sollte ich mir dann überhaupt die Mühe machen? "Tu, was Du kannst, mit dem was Du hast, wo immer Du bist" (Roosevelt) oder auch "Wohin Du auch gehst - geh mit ganzem Herzen" (Konfuzius). Ganz oder gar nicht. 

Ich bin es gewohnt, in meinem Handeln erfolgreich zu sein. Ich mag es nicht, Fehler zu machen. Und ich mag es nicht, ein schlechtes Ergebnis abzuliefern. Wenn es mir Spaß macht, dann kann ich es, dann geht es von selbst, und dann bin ich gut. Und wenn es mir keinen Spaß macht und ich nicht muss, warum sollte ich es dann tun? 

Mir ist klar, dass diese Einstellung nicht so toll ist. Und daher ist das Training momentan für mich wirklich eine harte Lektion! An manchen Tagen besteht die Leistung für mich nicht darin, die Gewichte möglichst hart zu bewegen, sondern darin, das überhaupt regelmässig durchzuziehen. Ich wäre einige Male so gerne daheim geblieben, konnte mich nicht aufraffen. Ich fühlte mich müde, schlapp, demotiviert, hatte ganz andere Sachen im Kopf. AAAAABER ich war dort. Und ich habe nicht immer bis zum äußerten Punkt trainiert. Am Ende habe ich zwei, drei Sätze weniger eintragen müssen, weil ich mich nicht aufraffen konnte, das letzte bisschen Reserve rauszukitzeln. Doch immerhin habe ich mich aufgerafft und war dort, immerhin habe ich die Muskeln angekratzt und vielleicht trotzdem ein bisschen bewirkt. 

Und wenn irgendwann die Regelmässigkeit zur Routine geworden ist, die keiner Überwindung mehr bedarf - vielleicht schaffe ich es ja eines Tages, auch das Training sosehr zur Routine zu machen, dass ich dreimal die Woche bis an die Grenze trainiere. 

Momentan freue ich mich aber auch, meinen Körper besser kennenzulernen. Auch, wenn ich ihn nicht an die Grenze belaste - es ist schön zu erfahren, wie weit ich gehen kann, was ich mir zumuten möchte, wie er funktioniert, wo ich Muskeln habe, wie ich meine Gelenke schone und gesund bewege und belaste. Spannend zu beobachten, unter welchen Voraussetzungen mir die volle Leistung leichter oder schwerer fällt (Tagesform, Ernährung kurz davor usw). Ich lerne den Körper auf eine Weise wahrnehmen, wie es mir davor nicht möglich war, und zu wissen, wo die Grenze ist, bevor man sie erreicht hat, ist nicht selbstverständlich (ich habe meinen Körper früher oft geschunden, ohne Rücksicht auf Grenzen, einfach weil ich sie nicht kannte und nicht anerkennen wollte).

Mein Ziel am Ende ist es mir wert! Und das Etappenziel lautet nicht "maximale Leistung". Es lautet "Durchhalten". Und obwohl ich träge bin, habe ich bisher IMMER durchgehalten. Auch bei Eisregen, Schnee, Gewitter, Kälte, Müdigkeit, Trägheit, vollem Terminkalender, Unlust. 

Ein komisches Gefühl, auf etwas stolz zu sein, das nicht volle Leistung ist. Aber es fühlt sich irgendwie gut an :-) 

2heartedman 27.04.2016, 13.22

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Sonja

Sehr cool! Ich sag ja, bei Training lernst du ruckzuck, auf deine Körper zu achten :-) Fällt sozusagen unter Mindfulness (ich kann übrigens auch regelmäßiges Meditieren als Training für den Kopf wärmstens empfehlen).
Aber Achmunzeln musste ich schon: Du bist kein DIY, gell? Denn wenn du irgendein Hobby hast, bei dem etwas produziert wird (stricken, nähen, werken,....) lernst du ganz fix, mit Fehlern umzugehen :-) Und aus einem schlechtem Ergebnis nach und nach ein tolles Ergebnis zu machen :-)
Viel Erfolg weiterhin! Feel the pain and do it anyway ;-)


vom 27.04.2016, 18.44
Antwort von 2heartedman:

Sehr gut erkannt und äußert interessanter Punkt! Ist etwas, worüber ich mal nachdenken sollte ... 

ich könnte einige Interessen, Hobbies, Freizeitaktivitäten, Beschäftigungen aufzählen ... 

aber DIY ist da absolut nicht dabei. Hast recht *staun* ... (aber bei handwerklichen Sachen oder Handarbeiten hab ich auch null schlechtes Gewissen, das in fremde Hände zu geben. Reizt mich null. Wobei ich zugebe, dass ich mich oft ärgere, dass man von meiner Arbeit kein greifbares Ergebnis sieht. Aber ich mag das einfach nicht. Wäre mal interessant drüber nachzudenken, woran das liegt) ...