two hearted man
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Neues Jahr - Neuer Mann

Unser gemeinsamer Jahrestag am 31.12. lief sehr schön. Wir haben lecker und gemütlich gegessen, waren in der Artistenshow und dann zu Hause ein wenig erholen. Unterhaltsamer Film mit leckerem Knabber-Futter. Und dann - der große Moment! Testostart!


Weil es auch unser gemeinsamer Tag ist, wollte ich nicht alles vorgeben. Bisher waren wir immer draußen, haben Feuerwerk angesehen. Beim ersten Treffen waren wir in der Stadt bei der Burg. Die anderen Male auf der Brücke, beim Pavillon, auf einer Party, bei Freunden. Wäre schon okay gewesen für mich, aber mein Wunsch wäre gewesen, ganz ohne Feier irgendwo abseits der Menschen im Wald. 

Meine Freude war riesig, als mein Schatz vor ein paar Tagen eben genau DAS vorschlug. Eine Feier ganz ohne TamTAm, nur wir zwei, ein Neuanfang mitten im Naturschutzgebiet Wald. 

Wir zogen uns dick und warm an, denn es war um die Null Grad. Draußen war eine dicke Suppe. Die Leute hatten schon den ganzen Tag geböllert, und die Luft war voller Rauch. Außerdem wohnen wir direkt am Fluss, sodass dicker Nebel aufstieg und die Sicht komplett verhüllte. Wir spazierten am Fluss entlang über die Brücke, hinein ins Naturschutzgebiet, weiter dem Fluss folgend, bis hin zu einer alten Schlossruine, die im zweiten Weltkrieg ausbrannte und nun nur noch als Grundgerüst steht, ungepflegt, verwittert und schon bei Tage ein wenig unheimlich. 

In der Stadt waren die Böller und der Fluss, im Naturschutzgebiet stieg der Nebel auch von den Wiesen und aus dem Wald auf. Wir sahen während der gesamten Dreiviertelstunde Fußmarsch kaum die Hand vor Augen! Zu Beginn in der Siedlung kam uns nur ein einziger Mensch entgegen, grüßte nicht mal, Mütze tief ins Gesicht stapfte er durch die Nacht. Und nach wenigen Minuten waren wir draußen in der Natur. Alleine. Keine Menschenseele, niemand, nur wir beide. Den Schotterweg sahen wir gerade noch, aber manchmal lag ein Hindernis oder war eine tiefe Pfütze vor uns. Und um uns der Nebel. Und die kahlen Bäume, die wie Skelette in die Nachtluft ragten. Keine Wolken, kein Mond, überall nur Grau. Hier raschelt ein Tier im Gehölz, dort gurgelt der Fluss, ein Schatten auf der Wiese, dort fliegt etwas über unsere Köpfe. Oh, war das unheimlich! Oh, war das schön! Ein bisschen Gänsehaut. Sehr, sehr bewegend. Wir kamen etwa zehn Minuten vor Mitternacht an der Ruine an. 

Mein Mann leuchtete mir, als ich den ersten Beutel Testogel öffnete. Ließ sich nicht so recht öffnen, musste mit Zähnen nachhelfen, herrjeh, sollte mir mein erstes Testo etwa verwehrt bleiben?!? Aber dann geschafft. Ich zog meinen Pullover hoch und rieb das komplette Gel auf den Bauch. Die Haut sog es gierig ein, noch bevor ich richtig fertig war mit Gelen, war die Haut schon wieder trocken. Ich drückte die letzten kleinen Tröpfchen aus dem Beutel und rieb auch diese ein. 

Aus mehreren Richtungen hörten wir aus der Stadt und den nahen Dörfern Böller und Raketen, doch wir sahen nichts. Da standen wir inmitten der niedergebrannten Mauern, mitten im Gras, ein dürrer Strauch Schneebeeren neben uns, um uns ein großes steinernes Tor, eine Mauer aus Sandstein und ein altes löchriges Dach, ein kahler Baum mitten im Hof der Ruine, und von allen Seiten seltsame Geräusche und Schatten. 

Wir waren etwa eine Viertelstunde hinter den Mauern, dann machten wir uns auf den Heimweg. An der Kreuzung bei der Ruine war eine kleine Holzbank. Dort stießen wir mit Sekt an, ich aß ein kleines Glücksschweinchen (unerwartetes Geschenk von einer Person auf Arbeit, von der ich niemals damit gerechnet hätte). Eine kleine Wunderkerze als Licht, zum Anzünden ein Feuerzeug mit Vespa drauf, damit ich im neuen Jahr wieder unbeschwert fahren kann. 

Auf dem Rückweg sahen wir, je näher wir der Stadt kamen, hier und da vereinzelte Raketen, die das neue Jahr begrüßten und mit denen wir zurück in die Zivilisation liefen. Unser Schritt war recht flott inzwischen, denn zugegeben war es alles ein wenig unheimlich gewesen ... 

Es hatte alles ein ganz eigenes Feeling, mit dem ich so nicht gerechnet hatte und das so auch nicht planbar gewesen wäre. Wofür ich aber dankbar bin, immerhin bekam mein erster Testostart auf diese Weise etwas von einer Mutprobe, einer Initiation. Hatte ich nachmittags noch gewitzelt, dass ich in den Wald gehe und als Mann zurückkehre, so kann ich das nach diesem Tag sagen, ohne dass es sich albern anhört. So fühlte es sich an, und auf dem Heimweg hatte ich stellenweise Tränen in den Augen, es war ergreifend und ich kann nicht in Worte fassen, was ich in dieser Nacht fühlte ... 

2heartedman 01.01.2016, 00.00

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