two hearted man
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Misgendern - irgendwann verliere auch ich die Geduld

Letztens hatte ich einen Abend, der sowas von gründlich in die Hose ging, dass ich mich am Ende ausgeklinkt habe ... es gibt Dinge, die muss ich mir einfach nicht antun ...


Ein Kumpel veranstaltete einen gemütlichen Abend, zu dem er einige Leute eingeladen hatte. Einer davon kannte mich bereits, seine Frau hatte auch schon von mir gehört und mich kurz gesehen. Sie hatten mich als Mann kennengelernt.

Und weitere Kumpel waren dabei, die sahen mich das erste Mal. Und inzwischen ist mein Passing zwar nicht tausendprozentig (Bart ist halt noch etwas spärlich. Stimme nicht perfekt aber auch nicht mehr eindeutig weiblich). Gut genug jedenfalls, um mich inzwischen beim ersten Kennenlernen als Mann vorzustellen und als solcher anerkannt zu werden. Und nicht mehr so, dass jeder sofort "sie" im Hinterkopf hat (das passiert eigentlich nur noch Leuten, die mich von früher kennen, bei neuen Personen nicht mehr).

Aber da mein Kumpel eine große Klappe hat (ohne es böse zu meinen) und weiß, dass ich offen mit dem Thema umgehe, sah er kein Problem darin, es überall herumzuerzählen. Nun ja - ich finde schon, dass es ein Unterschied ist, falls mich jemand darauf anspricht, und wenn ich selbst es erzähle, weil der Anlass es ergibt. Oder wenn ein anderer ohne meine Einwilligung es überall in der Gegend herumerzählt. Das ist ein Unterschied, den man anderen schwer begreiflich machen kann, aber ein Fremdouting ist einfach etwas anderes als sich selbst zu outen. 

Jedenfalls wurde ich an diesem Abend so oft misgendert wie in den letzten Monaten nicht mehr. Ständig hieß es "reich ihr mal das Glas", "sie ist an der Reihe", "es ist ´ne Dame anwesend, lass das", "das hat sie vorhin schon gesagt" und so weiter. Anfangs habe ich es ignoriert, kann mal passieren. Dann habe ich höflich korrigiert, es wurde sich entschuldigt, manchmal auch überhört (oder ignoriert). Gegen Ende habe ich eiskalte Blicke verteilt. Als auch das nicht half, bin ich irgendwann aus der Runde raus. Mangels Auto und Zugverbindung konnte ich nicht so einfach gehen, aber ich hatte einfach keine Lust mehr. Aber ständig misgendert zu werden ist mies, zusätzlich noch als Frau behandelt zu werden, das ist schon unterste Schublade.

Meine Transition läuft seit über drei Jahren, seit über einem Jahr habe ich ´nen männlichen Ausweis, und auch das Aussehen ist inzwischen ausreichend, um nicht wie absichtlich ständig als Frau angesprochen zu werden. Mein Verständnis für den Hirnknoten meiner Umwelt in allen Ehren - ab einem gewissen Punkt empfinde ich es nur noch als dumm und ignorant. Ich bin wirklich geduldig und sehe sehr viel nach, wenn es darum geht, dass einem das Hirn immer wieder ein "sie" vorgaukelt. Aber auch meine Geduld hat irgendwann ein Ende ... 

Und, jetzt werd ich mal böse: die beiden Personen, die mich am häufigsten misgenderten, dürften selbst ein Problem dieser Richtung haben. Zumal ich bei einer der beiden Personen zweimal hinsehen musste, um zu erkennen, wo ich ihn / sie einzuordnen hatte. Ehrlich, ich hatte mehr Körperbehaarung als drei männlichen Gäste zusammen und eine tiefere, männlichere Stimme als die Jungs am Tisch. Es wäre kindisch gewesen, die anderen Personen ebenfalls ständig als weiblich anzureden, aber ich war kurz davor)

Zum Glück bin ich inzwischen erwachsen und kann mir aussuchen, mit wem ich mich treffe und mit wem nicht. Und es gibt Fehler, die macht man nur einmal ...

2heartedman 01.09.2017, 15.11

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