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Misgendern - es hört einfach nicht auf

Gestern ein Passingfail vom Feinsten. Mal wieder ...

"Junge Frau, darf ich mal vorbei". Die Person kam neu in den Raum, ich hatte seitdem kein Wort geredet. Stimme war es also nicht. 

Mein Aussehen? Ich kaufe inzwischen ausschließlich im Herrengeschäft. Trage Hemden und enganliegende Shirts, die den (nicht muskulösen aber dennoch eindeutig männlichen) Oberkörper betonen, habe einen kurzen Herrenschnitt, und dank Haarwuchsmittelchen aus dem Internet inzwischen zumindest an Kinn und Oberlippe mehr als nur ein Damenbärtchen. 

Manchmal frage ich mich, ob ich mich selbst im Spiegel so völlig falsch sehe. Aber warum werde ich dann von einigen Menschen so klar als Mann angesprochen? Und warum sehen andere so absolut unzweifelhaft eine Frau? 

Muss mir in solchen Momenten ganz, ganz große Mühe geben, nicht abzurutschen. Gerade gestern fühlte ich mich total männlich im Auftreten. Kam frisch von der Stimmtherapie (und sowohl sie als auch ich waren begeistert, wie super das inzwischen klappt), hatte männliche Klamotten an, lehnte lässig am Tresen, schon längere Zeit kein Passingfail mehr und endlich so richtig schön drin in meiner Rolle und meinem Selbstbild, und dann zack krach bumm mittenrein. 

In solchen Momenten fällt alles zusammen. Merke, wie ich dann nicht mehr reden mag und den Rest des Tages schweige, könnte mich ja verraten. Spüre, wie ich körperlich richtig einknicke, mein Gang sich verändert. Wie das alte Gefühl hochkommt, das ich nur zu gut kenne: "will nicht mehr, wozu das alles, egal was ich tue bringt eh nix". Immerhin ist mir bewusst, dass das alles nicht real ist sondern nur meine negative Gedankenwelt. Trotzdem ist es nicht leicht, den Ausgang zu finden, wenn man mitten im Labyrinth festsitzt ...

Ruhig bleiben. Atmen. Mir bewusst machen, dass es vorbeigeht. Dass "ein Passingfail nach zwei Wochen ohne Fail" weitaus besser ist als "täglich mehrfach" wie damals. Dass es nicht von heute auf morgen geht. Dass ich schon große Fortschritte gemacht habe. Dass es sowieso MEIN Empfinden ist, das Relevanz hat, und nicht irgendeine fremde Meinung. Dass die Welt sich weiterdreht. Dass ich da auch wieder rauskomme. 

Den Rest des Tages: mich ein bisschen zurückziehen. Mich beobachten und ein bisschen über mich selbst ärgern, dass ich so leicht zu verunsichern bin. Mich mental einfach mal in den Arm nehmen und mir sagen "ist halt scheiße, darfst Dich ruhig ärgern".

Dann ins Bett. Und heute ist ein neuer Tag. Heute gehts wieder. War klar. Geht immer irgendwie wieder. Und irgendwann ist das Thema vielleicht mal durch ;-)

Und, was mir beim Lesen auffällt: das Wort "Passingfail" ist ja mal richtig kacke! Fail ist Scheitern, Versagen und co. Nope, ich habe nicht gefailt. Weder ich noch mein Körper noch meine Stimme noch meine Klamotten. Ich bin kein Fail. Ich wurde misgendert. Sollte mir das angewöhnen anders zu formulieren ;-)

(oder vielleicht sollte ich einfach aufhören, darüber nachzudenken. Aber so weit bin ich noch nicht. Ein Schritt nach dem anderen)

2heartedman 14.03.2018, 13.01

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