two hearted man
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Mein Körper darf auch mal schwach sein

Fühl mich aktuell grad wie 80. Oder 90. Oder sowas um den Dreh.

Kann aber nicht mal sagen, woran das liegt. Ich denke, momentan ist einfach zu vieles chaotisch. Und ich will auch gar nicht jammern, denn im Grunde bin ich dankbar. Dafür, dass trotz dieser Beschwerden es mir gut geht, ich zur Arbeit gehen kann, ich verhältnismäßig fit bin und nicht krank. 

Gesunde Ernährung mit viel Rohkost und ohne tierisches Eiweiß (umso mehr pflanzlich *jammi*), ein gesundes Gewicht, Ingwertee und viele frische Kräuter auf dem Futter. Zwar kein Sport (shame on me) aber wenigstens regelmässig etwas Gymnastik und Dehnübungen, ein bisschen Yoga bzw Übunge zum Muskel-Lockern. Warme Bäder, eine angenehm pieksende Akupressurmatte. Wärmepads an manchen Tagen, wärmende Fußcreme, kühlende Pferdesalbe. Viel Bewegung an der frischen Luft. Ich verwöhne meinen Körper, wo es nur geht. Und ich denke, das ist der Grund, dass ich immer noch gut über die Runden komme. 

Wie gesagt, kein Jammern. Aber ein Beschreiben. Weil ich mir vorstellen kann, dass viele Transmänner in der Phase des Übergangs erstmal das körperliche Chaos erleben. Und weil wohl nur sehr wenige darüber reden, weil es einfach unschön ist, sowas zuzugeben. Aber ich vermute, die wenigsten Körper machen so eine emotionale und körperliche Achterbahnfahrt problemlos mit (zumindest kein Ü30 *g*). 

Manchmal schmerzt der Nacken, als wäre ein Nerv eingeklemmt. Heute konnte ich teilweise kaum den Kopf bewegen (konnte ich mit einigen Übungen lockern). Außerdem habe ich Rückenschmerzen (Yantramatte, Bewegung, Übungen). Vor ein paar Wochen lediglich im Lendenbereich runter strahlend zum linken Oberschenkel (Wärmepads). Hat sich ausgeweitet auf den ganzen Rücken. Bis rauf zu den Schultern (Pferdesalbe). Der Oberarm samt Schulter tut nach dem Unfall das erste Mal wieder weh (tüddeln und lieb zureden). Der ganze Körper fühlt sich an wie eine Mischuns aus geklemmtem Nerv, Muskelkater und Schmerz. 

Manchmal weiß ich gar nicht so recht, wie ich sitzen oder liegen soll. Liege ich auf der linken Seite, schmerzt der Oberschenkel, rechts die Schulter, auf dem Bauch liegend drücken die Knoten in der Brust, auf dem Rücken liegend schmerzt selbiger. Sitze ich aufrecht, zieht es im Oberschenkel, neige ich mich vor, zwackt es im Lendenbereich. Drehe ich den Kopf zu einer anderen Person oder zum Monitor, schießt es heiß durch den Nacken. Herrjeh, echt mal, das ist lächerlich!

Dazu kommt natürlich die Sache mit der Blutung, die durch den heruntergefahrenen Östrogenspiegel erstmal nicht aufhören will. Ist okay, wird täglich weniger, aber es zieht sich schon seit fast drei Wochen hin. Macht nichts, dafür ist es bald weg und kommt hoffentlich nie wieder. Ist aber derzeit natürlich auch eine Belastung für den Organismus, brauch ich gar nicht schönzureden. 

Aber, wie gesagt: Das ist kein Jammern. Eher ein Beschreiben. Denn trotz allem bin ich erstaunlich klar momentan und komme gut klar im Alltag. Muss halt manches etwas langsamer machen, mich schonen und auf mich achten. Ist allerdings verständlich ... 

Ich habe schon von einigen TM gehört, die bei Testobeginn oder nach den Blockern über Muskel- und Gelenkschmerzen klagen, aber mit zwei Wochen ist das bei mir in dieser Auswirkung definitiv noch viel zu früh. Außerdem war ich schon immer feinfühlig bei Wetterschwankungen, und die haben wir momentan ganz massiv. Dazu der Stress, der sich natürlich körperlich auswirkt (dafür bin ich prädestiniert). Bei Stress kommt die chronische Krankheit, die ist momentan zum Glück nicht präsent, aber damit einhergehend nicht sichtbar sondern nur spürbar ist eine gewisse Problematik in der Aufnahme von Nährstoffen, die ggf den Körper schwächt momentan. Und die letzten Wochen haben mein Mann und ich gemerkt, dass der Matratzenkauf vor drei Jahren ein richtiger Fehlkauf war und die Dinger total durchgelegen sind, Verspannungen am Morgen inclusive. Ach ja, und ich hatte seit Juli keinen Urlaub mehr, weil ich alles gespart habe für meinen Abflug nächstes Jahr. 

Wetter, Blocker, chronisches Zeug, Stress, Psychozeug, kaputte Matratze. Würde ich zum Arzt gehen, könnte der mir wohl nicht wirklich helfen, weil er gar nicht wüsste, wo er zuerst suchen sollte. Und wenn er etwas fände, hätte er vielleicht die Wirkung behoben, nicht aber die Ursache. Ich denke wohl mal, es ist derzeit eine Mischung aus allem. Ist grad ein bisschen viel. Wenn ich wieder normal funktionieren will, sollte mein Leben erst einmal wieder in etwas geraderen Bahnen laufen. 

Ich fühle mich auf der Ziellinie. 90jährig, aber immerhin noch auf eigenen Beinen und voller Energie. Was mir persönlich wichtig ist: ich lasse mich nicht stressen, bleibe entspannt und nehme die Dinge, wie sie gerade kommen. Was ich tun kann, tue ich, über alles andere brauche ich mir keine Gedanken zu machen, weil ich das eh nicht beeinflussen kann. Ich kann nicht mehr oder schneller, sondern nur eines nach dem anderen. Ich lasse mich nicht hetzen, und wenn es irgendwo zwackt, verwöhne ich mich noch ein Stückchen mehr. 

Und, mal positiv: trotz der geschilderten Sachen fühle ich mich erstaunlich gut (von ein paar kleinen Einschränkungen im Bewegungsapparat mal ausgeschlossen). Ich kann wieder gut durchschlafen, halte inzwischen auch ohne Kalorienzählen mein Gewicht, bin nicht mehr so übelst dauermüde wie vor ein paar Wochen. Um mich herum grassieren überall Fieber, Durchfall und Erkältung und ich kriege nichts davon ab. Meine Blutwerte kürzlich bei der Ärztin und brandaktuell aus der Uniklinik Endokrinologie (großes Blutbild mit vielen Extras) sind vorbildlich. Wo ich früher bei Wetterwechsel heftigste Migräneattacken hatte, sind es heute nur Kopfschmerzen und etwas Schlappheit. 

Danke an meinen Körper, der momentan so viel mit mir trägt. Ich respektiere, dass er momentan oft an seine Grenzen stößt, und ich bin erstaunt, wie wacker er sich schlägt. Da ist es nur fair, wenn ich ihn verwöhne, hätschle und tüddel. Und, hey, bald ... bald ... bald werden mein Körper und ich ein richtiges Team sein. Bis dahin arbeiten wir beide fleißig daran. Manchmal will er seinen Kopf durchsetzen, manchmal ich. Wir werden einen guten Mittelweg finden. Schließlich braucht er mich genauso wie ich ihn. 

Mens sana in corpore sano - aber was, wenn Geist und Körper nicht zusammenpassen? Wer ist dann krank? Ich denke, keiner von beiden ist krank. Sie müssen nur lernen, irgendwie miteinander klarzukommen. Der Körper wird sich etwas verändern müssen. Der Geist wird lernen müssen, die Makel des veränderten Körpers nicht als Makel zu sehen sondern als Besonderheiten. Erst, wenn die beiden wirklich zusammenarbeiten, können beide gesund werden.

So, genug Text, ich geh jetzt ein heißes Bad nehmen. Dazu ein erotischer Manga und ´ne Flasche frisches kühles Wasser. Und dann Lavendelduft aufs Kopfkissen zum entspannten Einschlafen. Geweckt vom Lichtwecker, ohne Lärm, in meinem eigenen Tempo. 

Smile today - life is not a rehearsal (Sir Michael Caine)

**************

An die Betroffenen: Nope, musst nicht kommentieren. Ich freue mich auch über stille Leser. Aber ich möchte einfach, dass Du weißt, dass es anderen genauso geht und es völlig okay ist, wenn Du grade platt daheim liegst und keinen Bock mehr hast weil Dir und Deinem Körper alles zuviel ist. Tu Dir was Gutes. Dein Körper kann nix dafür, dass Du ihn nicht magst ;-)

2heartedman 08.12.2015, 19.28

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