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Ausgewählter Beitrag

Stimmtherapie 1 - Anamnese, Theorie, Einstieg in die Praxis

Erste Sitzung bei der Logopädin. Kennenlernen, Abstecken des Rahmens, erste Übungen.

Die Praxis ist in einem Hinterhof. Schallisoliert leider nicht, aber weit genug vom Schuss, dass ich mir nicht allzu albern vorkam (bei möglichen Passanten). Das war mir schon einmal sehr wichtig ;-) 

Sie wirkt sehr sympathisch, lacht viel, hat eine angenehme Ausstrahlung. Auch das war mir wichtig, denn Logopädie bedeutet sehr viel Atmung, Fließen der Luft, ein Öffnen des Körpers, Inneres strömt nach außen. Für mich ist das etwas sehr Intimes, auch wenn es "nur" ums Atmen geht. Es fällt mir schwer, mich auf diese Weise zu öffnen, weswegen ich ungern singe und weswegen ich viele Übungen im Musikunterricht auch nur schwer machen konnte. Obwohl ich in den Chor musste (meine Kirche kannte da keine Gnade), war mir Singen aus diesem Grund stets zuwider. Da gibt es viele innere Blockaden. Erst mit dem richtigen Lehrer ging es aufwärts, er hat sehr viel aus mir herausgeholt, was über den reinen Musikunterricht hinausging. Atem ist Leben und wirkt sich auf den Alltag aus. Kurz gesagt: daher ist eine passende Chemie zwischen mir und der anleitenden Person sehr wichtig. Ich bin dankbar, dass mir das bei ihr zu gelingen scheint und ich mich tatsächlich soweit öffnen kann, dass ich mir zutraue die Übungen in ihrer Gegenwart zu machen. 

Ich habe ihr auch erzählt, dass ich gelegentliche Blockaden habe und befürchte, dass manche Übungen einfach nicht machbar sind, weil alles verkrampft und nichts mehr geht (es gibt Momente, in denen versagt mir die Stimme. In der Schule gab das eine Menge Ärger, wenn die Lehrer dachten, ich würde die Mitarbeit verweigern. Und wenn mein Körper eine Auszeit will, verpasst er mir eine Kehlkopfentzündung, denn mit Erkältung kann ich arbeiten, ohne Stimme muss ich daheim bleiben). Sie lachte wieder in ihrer typischen Art und meinte, dann sei es ihre Aufgabe eine andere passende Übung für mich zu finden, und sie würde die Techniken auf mich anwenden, mit denen ich mich wohlfühle, es solle Spaß machen und ganz natürlich fließen. Ach, das klingt toll und deckt sich mit dem, was ich mir gewünscht aber nicht zu hoffen gewagt hatte. 

Die Anamnese in der HNO-Klinik bezog sich vor allem auf psychische Themen (die ebenfalls zu Problemen mit der Stimme führen können, etwa Depressionen, Ängste, Panik, Unzufriedenheiten, usw). Die Anamnese bei ihr bezog sich auf körperliche Dinge: Sodbrennen, Kopfschmerzen, Fehlstellungen, Kiefer, Zähne, Migräne, Magenschmerzen, Bandscheiben, Zipperlein hier, Drücken dort, vor allem viel mit Nacken Wirbelsäule Rumpf Bauch usw. 

Sie sagt, dass alles im Körper zusammenhängt. Körperhaltung, Atmung, eines beeinflusst das andere. Eine veränderte Körperhaltung hier kann dazu führen, dass an anderer Stelle Schmerzen auftreten oder gelindert werden. Sie will meine Sprache den natürlichen Gegebenheiten meines Körpers anpassen, möchte nichts erzwingen. 

Was ich später gelesen habe auf der Website (über die Methode, nach der sie arbeitet) und das, was ich an Zielen formulierte und was auch sie erklärte, deckt sich recht gut. Es soll eine natürliche Leichtigkeit erreicht werden, bei der Psyche, Stimme, Atmung und Körper im Einklang sind. Es ist ein ganzheitliches Arbeiten, das sich nicht nur darauf bezieht, dass ich eben tiefer / dunkler spreche oder mir eine männliche Betonung aneigne. Sondern ich soll einfach mein Potential ausschöpfen. Testo erledigt dann den Rest. 

Das freut mich sehr, denn ich lege weniger Wert auf eine tiefe Stimme als vielmehr darauf, dass ich selbst wieder zufrieden bin. Ich möchte meine Stimme entkrampfen, nachdem ich seit Testo den Bezug zu ihr verloren habe. Ich möchte meinen Umfang erhalten und erweitern, möchte bewusst reden, meiner Stimme Gewicht und Klang verleihen. Möchte wieder eins werden. Klingt ein bisschen abgehoben, anders kann ich es gerade nicht erklären. Aber umso begeisterter war ich, als sie mir in der ersten Stunde auch genau das vermittelte. Es passt also perfekt, sie ist die Richtige für mein Ziel!

Nachdem wir die Anamnese durch hatten und ihre Methoden mit meinen Zielen abgeglichen hatten, ging es an die Theorie. Sie erklärte mir ein paar Dinge bezüglich des Stimmapparates und der Atmungsorgane. Das meiste davon bekannt, war nicht umsonst Jahrzehnte Musiker / Bläser. Aber auch zwei drei Sachen neu, die mich dann doch sehr überraschten. 

Wir machten gemeinsam ein paar einfache Übungen, bei denen es einfach darum ging ein- und auszuatmen. Locker, entspannt, aber bewusst. Immer, wenn ich anfangen wollte genauer "hinzusehen" brach sie ab. Sie meint, der Körper wird nicht gerne beobachtet, es soll ganz natürlich funktionieren, ohne zusehr darüber nachzudenken. Mist, erwischt! Ich denke einfach zuviel ;-)

Mit ein paar einfachen Tricks (Bein nach vorne stellen, Bein auf einen Hocker stellen, vor- und zurückbewegen beim Aus- und Einatmen, kreisende Bewegungen der Hände) gelang es recht gut, intuitiv zu atmen. Dabei spürte ich tatsächlich meinen Atem in Regionen, die mir so bisher noch nicht bewusst waren. 

Natürlich hat das bisher NULL an meiner Stimme geändert. Die klingt wie vorher. Aber obwohl die Sitzung erst gestern war, habe ich mich seitdem schon sehr oft ertappt, wie ich bewusst in dieser neuen Region zu atmen versuche. Oder wie ich es sogar bereits tue und mich dann selbst dabei ertappe. Einmal aktiviert scheint sich da etwas zu verselbstständigen, wow. Ich spüre, Wie ich meinen Atem wahrnehme und mich entsprechend bewege, um das zu fördern. Ich möchte das zukünftig gerne dauerhaft in den Alltag integrieren und bin gespannt, was alles noch kommt und welches Potential sie da in mir zutage fördern wird. Wer weiß, welche Schätze in mir vergraben liegen ;-) 

2heartedman 20.01.2018, 22.09

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