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Kündigung und Chaos im Kopf

Das Thema Kündigung fällt mir offen gesagt sehr schwer. Ich will da raus aus dem Job. Aus vielen verschiedenen Gründen, nicht nur wegen der Transition. Aber trotzdem war es einmal mein Traumjob. Und die Tätigkeit an sich liebe ich noch immer. Und auch, wenn ich mit meiner Einstellung nicht mit den meisten Kollegen konform gehe, und auch wenn ich dort nie wirklich beliebt war - es gibt dort auch Leute, die ich mag und die mich mögen. Adios zu sagen fällt schwer: Kollegen, die ich mag, werde ich vermissen, und sie teilen mir ihr Bedauern mit, was mir den Abschied nicht gerade leichter macht. Und Kollegen, die mich nicht mögen, werden mir die verbleibenden Monate möglicherweise absichtlich zur Hölle machen. Na danke!


Egal, alles Vermutungen. Ich hasse Papierkram, und mich mit Kündigungsfristen auseinanderzusetzen fällt mir schwer, auch schon wegen der Formulierungen, des Verträge Wälzens und überhaupt. Und weil ich so viel zu tun habe, litt ich mal wieder an Prokrastinerities. Mit dem Ergebnis, dass die extrem lange Kündigungsfrist meine ursprünglichen Pläne total über den Haufen wirft! So ziemlich jeder, dem ich davon erzählte, sagte erstmal "wow, SO lang?". Und zwar so lang, dass ich ohne Auflösungsvertrag nicht vor April nächsten Jahres aus dem Vertrag rauskomme. Falls jemand lästern mag: bitteschön, im Kommentar ist Platz dafür. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen ;-)

Auflösevertrag wäre machbar, aber will ich das wirklich? Welche Konsequenzen hat das beim Amt und auf eine mögliche Sperre des Geldes? Wie sieht das beim neuen Arbeitgeber aus? Aber dafür kann ich hier und da noch sechs Wochen Urlaub einschieben und dann irgendwann im Januar gehen.

Reguläre Kündigungsfrist bedeutet, dass ich entweder zeitweise Urlaub nehme und dann bis Ende März schuften muss. Oder ich kneife die Hinterbacken zusammen, nehme mir für den Testostart im Januar ein paar Tage frei, arbeite noch bis Mitte Februar und hänge dann alle verbleibenden Urlaubstage und die Gleitzeit hinten dran. Mein letzter Urlaub (Zwangsweise, da krankgeschrieben) war im August, das wird anstrengend! Zumal ein paar Faktoren dazukommen, die ich hier nicht nennen will, die es aber sehr schwer machen und mir eine verdammt harte Zeit bescheren werden.

Ich habe lange mit mir gerungen und viele schlaflose Nächte verbracht. Verstand sagt das eine, Herz das andere, und der Bauch grummelt motzig vor sich ihn (mir schlägt sowas nämlich wortwörtlich immer auf den Magen). Der eine selbsternannte Fachmann sagt dies, der nächste angebliche Profi jenes. Ich sollte mich nicht verrückt machen lassen davon, was andere sagen. Aber natürlich höre ich schon, was sie erzählen und werte es dann für mich aus. Und nachdem ich ein paar Tage drüber geschlafen habe (bzw es versuchte), habe ich mich entschieden:

Ich bleibe regulär bis zum Ende. Die Personalabteilung soll erst Ende November die Ausschreibungen starten, bis dahin möchte ich es zurückhalten. Nur drei Kollegen wissen Bescheid, weil sie direkt durch mein Ausscheiden betroffen sind. Ich erhoffe mir von ihnen Stillschweigen (auch, wenn in einem Fall Verplappern und indirekt Andeuten wohl sehr wahrscheinlich ist *seufz*). Sollte es früher durchsickern, kann und muss ich damit leben. Irgendwie hoffe ich es sogar ein bisschen, denn ich habe keine Lust mehr auf das ständige Versteckspiel. Es werden für nächstes Jahr Projekte geplant, ein interner Umzug steht an, und ich muss bei allem, was ich sage, so reden, als bliebe ich noch jahrelang dort, damit fühle ich mich nicht mehr wohl. 

Bis Neujahr beiße ich die Zähne zusammen und nehme keinen Urlaub. Das wird verdammt hart. Aber vielleicht ist es sogar besser. Ich würde die Zeit eh nicht zum Entspannen nutzen sondern haufenweise Zeug erledigen, da momentan viel zuviel zu tun ist. Außerdem ist es wie beim Wandern: nach einer Rast mag man gar nicht aufstehen und weiterlaufen. Da ich so gestresst bin aktuell, würde mein Körper beim nächsten Urlaub wohl sowieso krank werden, weil er endlich mal Gelegenheit dazu hat. Also werde ich voll durchpowern. 

Über Neujahr habe ich dann ein paar Tage frei. An Silvester gele ich zum ersten Mal Testo. Dann arbeite ich bis Mitte Februar und hänge am Schluss meine gesamte noch zur Verfügung stehende Zeit hinten dran. 

So zumindest die Planung. Ob es dann so funktioniert, ist natürlich unklar. Vielleicht kriege ich auch erst später Testo (was unwahrscheinlich ist), oder beruflich ergibt sich eine bessere Lösung, falls ich offen mit dem Chef rede. Weiß noch nicht genau, ob und was ich dem Chef sagen werde, aber ich muss ja nicht alles sofort entscheiden, ein paar Tage habe ich noch. 

Ich denke, auch dem Arbeitsamt gegenüber ist diese Entscheidung besser. Denn meine weiteren Zukunftspläne starten etwa Juli, August nächsten Jahres. Wenn ich schon im Januar gehe, ist der zu erwartende Ärger vom Amt größer, als wenn ich erst ab April zur Verfügung stehe, und die Wahrscheinlichkeit auf eine umso längere Sperre erhöht sich auch bei vorzeitigem Ausscheiden. 

Im Grunde ändert sich nur, dass ich zwei Wochen länger arbeite als geplant, das ist irgendwie zu schaffen. Vor allem im Hinblick auf zwei weitere Monate Gehalt. 

Aber, das sage ich jetzt so leicht. Als mir das klar wurde, habe ich offen gesagt etwas anderes reagiert. Ich weiß, dass Leben nicht planbar ist, trotzdem versuche ich es immer wieder gerne. Ich brauche Struktur und Ordnung, da bin ich sehr rational, beinahe zwanghaft. Dass das jetzt alles über den Haufen geworfen wurde, ließ mich innerlich schon ziemlich zittern. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass ein Transweg nicht planbar ist, zusehr ist man von anderen abhängig, ...

Als ich mit dem Chaos im Kopf absolut nicht mehr zurechtkam, habe ich mit einem anderen Transmann telefoniert, den ich vor einiger Zeit kennengelernt und getroffen habe. Der schien mir jemand, der nicht nur labert, sondern bei dem Thema auch wirklich etwas Handfestes beizutragen hat aus fachlicher und persönlicher Hinsicht. ich freue mich sehr, dass er sich die Zeit dafür genommen hat. Das Telefonat war extrem intensiv für mich: 

Er erklärte mir mögliche Konsequenzen beider Entscheidungen und gab mir einige Tips, wie ich das auf Arbeit regeln kann. Was es für mich so intensiv machte: er sprach ganz offen meine wunden Punkte an. Und er hat mich nicht geschont sondern knallhart auf die Realität hingewiesen. Ich denke positiv, und ich bin Realist. Aber das bedeutet nicht, dass ich unfehlbar bin in dieser Hinsicht. Momentan wächst mir einfach alles über den Kopf, ich habe unzählige Baustellen, und langsam blicke ich nicht mehr durch. Man möge mir also verzeihen, dass ich gelegentlich Dinge übersehe, falsch einschätze oder völlig vergesse. Ich wäre zwar gerne ein perfekter Android, aber leider bin ich noch immer ein fehlbarer Mensch und habe einige blinde Flecken oder Verzerrungen in meiner Wahrnehmung ;-)

Mir wurde klar, dass ich ein paar Dinge in meiner Planung nicht übersehen, sondern komplett verdrängt habe (weil ich Angst davor hatte und es einfach wegignorierte). Und dass ich mir andere Dinge schlechtgeredet habe und mir unnötig Angst gemacht habe. Sosehr man sich bemüht, Objektivität ist eben nicht immer leicht, und er hat mich erstmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgezogen. Einige Male während des Gespräches standen mir die Tränen in den Augen, ich dachte mir nur "das werde ich nie schaffen" oder "aber das wollte ich so alles gar nicht" und "ich geb einfach auf". Allein der anstehende Stress mit den Behörden macht mir gewaltig Angst. Das Thema "Behörden und ich" ist einen eigenen Beitrag wert, ich habe von Kind an viele negative Erfahrungen gesammelt und ziemlichen Horror vor den Ämtern aufgebaut. 

Aber nachdem er mir erst einmal die Realität ins Gesicht geknallt hat, verstand er es auch ziemlich gut, mich wieder aufzubauen. Nicht mit irgendwelchen Floskeln, sondern realistisch und praxisnah. Mir wurde klar, dass ein ziemlich harter Weg vor mir liegt, nicht nur beruflich, sondern während der ganzen Transition, aber dass ich genügend Ressourcen habe, das zu bewältigen. Und ein paar Wochen Arbeit hin oder her sind da wirklich ein Klacks, auch wenn es im ersten Moment anders scheint. 

Im Grunde hat er mich eigentlich nur zu meinen Wurzeln geführt. Denn das ist ja auch meine Philosophie: nichts ist planbar. Man muss eben einfach die Entscheidung treffen, hinter der man steht. Und dann wird sich schon irgendwas ergeben, alles ist im Fluss. Manchmal ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, die man niemals hätte planen können, und alles wird gut. Und manchmal passiert etwas Unerwartetes, das alles wieder über den Haufen wirft und unüberwindbar aussieht. Trotzdem geht es immer weiter. DAS ist Leben :-)

Ja, das ist eigentlich mein Credo. Aber manchmal verliere ich mich selbst aus den Augen. Eine Transition ist eine Ausnahmesituation. Noch dazu eine, in der man kaum Vorbilder hat und worüber man nur sehr wenig lesen kann. Nichts bereitet einen auf so etwas vor. Nichts, was man von anderen vorgelebt bekäme. Umso dankbarer bin ich für die wenigen Personen, die ich kenne, und die vielen, die mir im Netz begegnet sind. Sie machen mir Mut und zeigen mir, dass ich nicht alleine bin.

Ich werde es schaffen! Auch, wenn ich manchmal am liebsten verzweifeln würde ...

2heartedman 18.10.2015, 10.58

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