Das Schöne: manchmal vergesse ich, dass ich ein Transmann bin. 

Das Schlechte: manchmal vergesse ich, dass ein ein Transmann bin. 

Im Klartext: es ist toll, endlich als Mann zu leben. Aber es ist ungünstig, wenn man die Einschränkungen vergisst, Dinge plant und dann plötzlich feststellt, dass das nur schwer umzusetzen ist. 

Ich bin happy, dass ein Kunde direkt neben meinem Trainingsort liegt. Also habe ich ganz begeistert meine Termine alle so gelegt, dass ich erst trainiere und dann zur Arbeit gehe. Perfekt, denn dann läuft das über Arbeitsweg, außerdem habe ich dann einen Anreiz zu traineren und muss mich nicht extra aufraffen und bin eh schon dort. 

Tja, und dann heute früh: ich mache mich bereit und will los. Aber was soll ich anziehen? Wenn ich trainiere, wechsle ich nur meine Hose. Haarige Beine und Männer-Shorts kann ich in der Umkleide zeigen, das ist okay. Aber bisher bin ich im verschwitzten Shirt heimgefahren. Und vor allem: zum Training trage ich den flexiblen Binder, bei dem leider einiges an Oberweite zu sehen ist (für den kurzen Heimweg ist der lockere Binder okay, auch wenn ich ihn ungern trage inzwischen). Vor der Kundin bin ich allerdings ungeoutet und trage den engen Binder, mit dem ich aber nur schlecht trainieren kann. Nackter gestreckter Oberkörper in der Herrenumkleide?!?!?!? 

Ich habe heute also den lockeren Binder und ein Shirt getragen und ein sauberes Hemd samt zweitem Binder in die Sporttasche gepackt. Nach dem Training bin ich mit all meinem Gepäck auf die Herrentoilette und habe dann obenrum gewechselt. 

Boah, Shit! Auf Dauer ist das echt lästig. Muss überlegen, wie ich das zukünftig mache. Jetzt im Herbst ist es noch blöd, aber im Winter habe ich einen Pullover über das Shirt gezogen, da hat der lockere Binder sich nicht so arg abgezeichnet. Aber bis zur Pulli-Saison dauert es noch ... 

Wie gesagt: manchmal vergesse ich, dass mein Körper nicht stimmig ist. Und ich freue mich, wenn ich eines Tages auch nicht mehr ständig daran erinnert werde ...