two hearted man
Interne Seiten
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3
2024
<<< April >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
01020304050607
08091011121314
15161718192021
22232425262728
2930     
Statistik
Einträge ges.: 1238
ø pro Tag: 0,4
Kommentare: 263
ø pro Eintrag: 0,2
Online seit dem: 05.12.2014
in Tagen: 3428

Ausgewählter Beitrag

Infosuche zur Mastektomie

Letzte Woche habe ich mich intensiv mit dem Thema Mastektomie befasst.

Naja, schon länger weiß ich, dass das auf mich zukommt. Habe im Forum die Beiträge gelesen. Einzelnen Leuten Fragen gestellt. Ein gewisser Background ist also schon vorhanden. Aber jetzt möchte ich langsam anfangen, die Dinge konkret werden zu lassen. 

Eine Mastektomie ist etwas anderes als nur die Abnahme der Brust. Es ist also nicht vergleichbar mit der OP nach Brustkrebs (diese Bilder finde ich immer extrem gruselig, und ich frage mich, warum man den Frauen das antut, obwohl es doch auch wesentlich hübscher ginge). Bei der Mastek wird das weibliche Brustgewebe entfernt und eine männliche Brust geformt. Je nach Ausgangslage ist das einfacher oder schwieriger. 

Es gibt verschiedene Schnitte und Techniken, und zum Glück hat man sich etwas weiter entwickelt. Ich möchte das hier im Blog nicht allzusehr ausbreiten. Wer möchte, kann googeln. Wer betroffen ist und Infos will, kann mir auch schreiben und nach Links fragen.

Manche machen von vorneherein Gespräche bei unterschiedlichen Ärzten aus. Andere suchen lediglich regional. Wieder andere verlassen sich einfach auf den einen, der bekannt ist und aktuell als "der Beste" gilt in Deutschland. Der eine will einfach "die Dinger weghaben", der andere will "als Mann klasse aussehen", der eine will das Gefühl erhalten, dem anderen ist die saubere Schnittführung wichtig. 

Ich habe lange überlegt, wie ich am besten vorgehe. Denn ich möchte hinterher nicht sagen "ach hätte ich doch". Hinterher ist es zu spät, also muss man genau planen. Problem ist nur: wie will man als Laie etwas genau planen, wofür andere jahrelang studiert haben und wo selbst die Meinungen der Fachleute auseinandergehen? Aber sich auf das Bauchgefühl verlassen ist auch blöd, weil Sympathie und Kompetenz nicht zwangsläufig bei einer Person anzutreffen sein müssen. Herrjeh, ich hasse Entscheidungen dieser Relevanz!

Also habe ich überlegt, was mir alles wichtig ist. Wichtig im Hinblick auf die Vorabinfo, die Technik der OP, das Ergebnis, die Nachsorge. Ich bin gerne bereit, quer durch Deutschland zu tingeln, falls ich nur dort zufrieden sein sollte (auch, wenn das bedeutet, nach dem Aufenthalt in der Klinik alleine 10 h im Zug sitzen zu müssen und während des Aufenthaltes keinen Besuch zu bekommen). Aber "gut erreichbar" ist schon auch toll, gerade der Nachsorge wegen. 

Manche rufen dann bei Problemen zu Hause in der Klinik an oder schicken ein Foto, und der Arzt sagt "kommen sie vorbei" (wieder 10 h Zug und hohe Fahrtkosten) oder sagt "gehen Sie umgehend in die nächste Klinik, Notfall". Ich will im Notfall nicht, dass irgendein Arzt, der keine Ahnung hat, sich das ansieht und rumpfuscht. Ich möchte im Notfall gerne dort sein, wo ich zur Behandlung war. 

Daher: im Fall der Fälle auch zighundert Kilometer entfernt, aber erstmal gucken vor Ort. Hier in der Region zumindest gibt es nicht wirklich empfehlenswerte Kliniken (zwar machen das einige, aber ich habe nur Negatives darüber gehört). Etwa 200 km muss ich also fahren. Mindestens. Falls ich dort zufrieden bin. Sonst mehr. Aber ich habe jemanden gefunden. Und zumindest theoretisch klingt alles top!

Die erste Adresse hat leider nicht funktioniert. Eine Ärztin, bei der manche Jungs hier aus unserer Truppe waren, die sehr kompetent sein soll. Aber mir wurde am Telefon gesagt, dass sie nicht mehr operiert, sie macht das nur als (herrjeh, mir fällt der Begriff nicht mehr ein?), und statt sich sosehr auf TM zu spezialisieren, muss sie sich jetzt wohl anderen Aufgaben widmen. Schade. Aber gut, ich habe schon ein, zwei Dinge gehört, die mir nicht soooooo gefielen bei ihr, außerdem operiert sie nur in den Sommermonaten (was ich nur ungern tun würde). Trotzdem, ein Vorgespräch hätte ich schon gerne gehabt, aber war wohl nix.

Dafür fand ich mit etwas Suche jemand anderen, der mir SEHR zusagt. Der Arzt erfüllt die fachlichen Voraussetzungen, die mir wichtig sind. Er ist sogar Fachmann für Gynäkomastie und hat auch schon viele Trans*Männer operiert. Fotos gibt es leider wenige, aber was ich gefunden habe oder mir gezeigt wurde, war sehr überzeugend. Er nimmt sich laut den Bewertungen auf Jameda sowie der Aussage von ein paar Leuten, die ich kontaktiert habe, sehr viel Zeit für Vorgespräch wie auch Nachsorge, und ich habe bisher nur das Beste über ihn gehört (so unglaublich viel Gutes, dass ich sogar irgendwie misstrauisch werde, das klingt zu schön um wahr zu sein).

Ich habe überlegt, ob ich von vorneherein mehrere Ärzte konsultiere. Aber: dann bekomme ich womöglich vier Varianten, jede klingt plausibel, und dann siehe oben, wie soll ich als Laie entscheiden? Bauchgefühl und Sympathie hilft mir nicht weiter bei einer medizinischen Entscheidung. Deswegen: ich notiere mir aberdutzende Fragen, lese mich intensiv zum Thema ein, befrage ein paar Leute und bereite mich intensiv auf das erste Gespräch vor. Wenn alles stimmig ist, dann werde ich das wohl dort machen, ansonsten suche ich weiter und vergleiche. 

Ich neige dazu, mich schnell verrückt zu machen, wenn ich überfordert bin. Und dann entscheide ich mich für Doc A, es geht schief, und ich sage mir "hätte ich doch Doc B gewählt". Aber, mal realistisch: egal wie gut ein Arzt ist: es kann immer irgend etwas schiefgehen. Wenn 999 Operationen gelingen, garantiert mir niemand, dass ich Patient Nr 1000 bin, auch nicht beim besten Profi der Welt. Auch hat er nicht wirklich Kontrolle darüber, wie gut mein Körper mit der OP umgeht und wie gut es heilt. Dafür ist dann wieder die Nachsorge wichtig, und dass ich vorab alles abklären konnte. Und dass es jemand ist, der wirklich ´ne Ahnung hat von seinem Gebiet ...

Ich könnte erst im August einen Termin zum Vorgespräch bekommen. Ist mir ehrlich gesagt etwas spät, denn danach ist ja noch Wartezeit für die OP selbst. Außerdem möchte ich danach ja unter Umständen noch andere Ärzte kontaktieren. 

Wenn ich das Vorgespräch, die Beratung selbst zahle, kann ich schon nächsten Monat einen Termin haben. Und man könnte dann direkt provisorisch einen OP-Termin für Ende des Jahres ausmachen, bis die Kasse das bewilligt. Ja, das ist es mir wert. Zumal ich schon häufig gehört habe, dass Vorgespräche eher knapp ablaufen und einige unzufrieden daraus hervorgehen. Aber mir ist das unglaublich wichtig, dass ich davor alle Bedenken ausräumen, alle Unklarheiten beseitigen und alle Fragen beantworten kann. 

Also - ich habe nächsten Monat das Vorgespräch. Wird ein netter Tagesausflug, vielleicht gönne ich mir noch was in der Stadt oder unterwegs, gehe schön essen oder spazieren, wer weiß ... 

Und dann mal sehen, ob ich mir dort einen Termin geben lasse, ob ich weitersuche, oder ob ich so schockiert und verängstigt bin, dass ich das Thema erstmal verdränge und mich schluchzend in die Ecke hocke ;-)

2heartedman 14.04.2016, 17.43

Kommentare hinzufügen

Die Kommentare werden redaktionell verwaltet und erscheinen erst nach Freischalten durch den Bloginhaber.



Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Benjamin

Mir geht's auch so. Man muss eine so wichtige Entscheidung treffen und fragt sich, was ist jetzt das wichtigste Kriterium. Und alles Rätselraten nutzt gar nichts, bevor man nicht tatsächlich zu einem Vorgespräch geht. Drücke dir die Daumen, dass du dich nächsten Monat beim Vorgespräch wohlfühlst und freudig nachhause zurückfährst!

Die Entfernung der Brust bei Brustkrebs sieht übrigens so gruselig aus, weil man meist die Brustwarze und auch Lymphknoten (meist die unter der Achsel) mitentfernen muss. Das gibt ein ganz anderes Wundgebiet als die - ich nenne es mal - "Umformung" einer weiblichen Brust zu einer Männerbrust.
Nach Brustkrebs-OPs schließen sich auch oft Chemotherapie und Bestrahlung an und dann heilt alles extrem schlecht. So tragisch das ist, aber in den meisten Fällen geht es einfach nicht hübscher.

Im Gegensatz dazu haben wir richtigen Luxus in der Auswahl der OP-Methode, etc. Wir können zwar auch nicht alles beeinflussen, aber doch zumindest ein bisschen was.

vom 15.04.2016, 01.42
Antwort von 2heartedman:

ich denke, im Vorgespräch werden sich neue Fragen ergeben, und die klärt man dann mit dem entsprechenden Doc, oder man geht eben zu anderen Vorgesprächen. Habe gesehen, dass es auch auf der Tagung in München einen Vortrag zu dem Thema gibt, denke da kann man weitere Infos sammeln vorab ... 

Dass das bei den Krebsbrüsten einen Grund hat, verstehe ich und dachte ich mir auch (warum sonst sollte man so etwas Hässliches tun). Aber ich frage mich halt trotzdem, warum man dann nicht hinterher mehr dafür tun kann, oder warum die Schnitte oft so derb sein müssen (sehe beim Vergleich vieler OP-Bilder, dass manche plastischen Chirurgen deutlich bessere Narben hinbekommen) ... 

oder damals bei der Entfernung meiner Fibroadenome: eine Narbe wurde recht gut, die andere sieht aus wie Metzgerarbeit. Und es hatte mich auch niemand aufgeklärt über Narben- und Wundpflege, das lese ich alles zum ersten Mal im Forum. Ich denke, ich hätte ein hübscheres Ergebnis haben können, wenn die Ärzte mir gesagt hätten, worauf man achten soll ... kann mir vorstellen, dass das bei vielen Frauen genauso läuft nach dem Krebs: ab und weg, aber bloß nicht drüber reden, der Patient könnte ja einen Nutzen davon haben :(

das mit Chemo und Bestrahlung ist natürlich ein anderer Punkt, den habe ich nicht bedacht, danke für diesen Input (das kommt davon, wenn man nur einen Teil der Sache sieht / kennt und keine Ahnung hat *rotwerd*) ... danke für den interessanten Blick auf das Thema!