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Hochsensibilität

Hochsensibilität ist ein Thema, das ich auch hier im Blog ansprechen möchte. Ich möchte keine Tipps geben oder schreiben, was genau das ist. Nichts Fachliches, dafür gibt es sicher irgendwo andere Blogs oder professionelle Seiten. Sondern einfach erzählen, wie es sich bei mir im Alltag auswirkt, denn es ist ein wichtiger Teil von mir.


Bis vor einigen Jahren gab es kein Wort dafür. Da wurde ich entweder als Spinner abgetan (Jaja, Du hörst ja sogar die Flöhe husten), bzw es hieß "reiß Dich gefälligst zusammen, das bildest Du Dir ein" oder "such ´ne andere Ausrede". Oder "wir können das ja auch, stell Dich nicht so an". Es kann zu sozialer Isolation führen, wenn man immer wieder Gründe finden muss, Einladungen abzulehnen, Veranstaltungen nicht zu besuchen oder nicht mit dem überfüllten Bus irgendwohin fahren zu müssen.

Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, daraus resultierend unter Umständen auch  mal extreme Gereiztheit bis hin zu aggressivem Verhalten. "Hast grade Deine Tage" und "führ Dich nicht so auf". 

Ebenso wie die Transthematik etwas, das ich schon mehrfach bei den Ärzten angesprochen habe. Ob sie mein Schmerzempfinden neurologisch testen könnten, ob ich eventuell eine zu starke Reizweiterleitung habe? Oder ob sie mein Gehör testen könnten, ob ich bestimmte Frequenzen höre, die andere nicht hören? Hatte überlegt ins Schlaflabor zu gehen. Sogar bei einer früheren Therapie (Diagnose Depression) habe ich es angesprochen, weil ich lernen wollte, wie ich im Alltag damit umgehe, dass zuviele Reize mich schlicht überfordern und beinahe wortwörtlich ausknocken. 

Aber - siehe Trans - wussten die Ärzte sich keinen Rat und meinten, ich solle doch froh sein, wenn ich so gut höre / rieche / sehe. Ein anderer ging gar nicht darauf ein. Trans und Hochsensibilität, deswegen habe ich ständig Ärzte und Therapeuten genervt, aber behandelt wurde ich wegen zig anderer angeblicher Dinge, die alle nie zutrafen und immer nur eine Verlegenheitsdiagnose waren für eine Genehmigung der Therapie bei der Krankenkasse. Viel rausgeworfenes Geld für die Kasse, keinerlei Nutzen für mich. Wirklich geholfen hatte mir niemand. Bis ich eben selbst sagte und begriff "ich bin ein Transmann" und "ah, das heißt Hochsensibilität und ist doch keine Einbildung". 

Ich selbst nannte dieses Phänomen "Overflow". Bevor ich lernte, damit umzugehen, war es teilweise die Hölle. Das Nicht-Umgehen-Können mit den Reizen führte dazu, dass ich anfing mich mit noch stärkeren Reizen von diesen abzulenken (Hilfsmittel aus dem Borderlinepaket helfen super, zB Gummibänder, Brausetabletten und einiges mehr, das lenkt ordentlich ab vom flackernden Licht, lärmenden Menschen, hochfrequentem Fiepen). Dadurch wurde ich ganz schnell in die falsche Ecke gerückt, ... 

Irgendwann lernt man, dass Ärzte nicht helfen. Und fängt an, seinen eigenen Weg zu gehen. Und noch bevor "Hochsensibilität" ein Thema in den Medien wurde, lernte ich damit einigermaßen umzugehen. Lernte, mich effektiv vor zu intensiven Reizen zu schützen, wusste welche Situationen ich meiden muss. Und wie ich mich verhalten kann, wenn es doch wieder einmal zuviel wird. Komplett stressfrei wird es wohl nie werden in meinem Leben, aber immerhin habe ich gelernt, den Stress anzunehmen und damit zu leben ... 

Momentan wischen Leute mein gelegentlich seltsames Verhalten beiseite, als Frau darf ich mir das noch erlauben. Als Mann wird es da schon schwerer. Männern sieht man solche Situationen weniger nach. Ein Mann wirkt da schnell schwächlich oder wie eine Dramaqueen. Ich muss entweder andere Methoden der Bewältigung lernen oder aber ignorieren, dass das unmännlich ist. Ein bisschen habe ich auch die Hoffnung, dass die vielen Reize und Gedanken und Wahrnehmungen durch Testosteron sich bessern. Aber da muss ich einfach abwarten ...

2heartedman 10.01.2015, 10.19

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