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Hintenrum gefragt

Im Job passiert es häufiger, dass Kunden meine Kollegen nach mir ausfragen.

Wenn ein Kollege mich vertritt, oder wenn ich jemanden vertrete, oder wenn man sich einen Kunden teilt, dann gibt es Überschneidungen zwischen mir, Kollegen und Kunden. Und das nutzen die Kunden. 

Ich finde es schade, dass man nicht direkt auf mich zukommen kann. Ihnen scheint das Thema unangenehm. Entweder, weil es ihnen peinlich ist. Oder weil sie begreifen, dass es mir peinlich sein könnte und sie mich nicht verletzen wollen. 

Aber mal ehrlich: warum sollte ich jemandem vorgaukeln, ich sei ein Mann, wenn ich keiner bin? Was also soll das, die Kollegen auszuquetschen, ob ich wirklich ein Mann bin?

Ich finde das sehr traurig. Und für die Kollegen auch blöd, denn die werden ausgequetscht, können nicht offen reden, wollen mich nicht outen und sind unsicher, wie sie in der Situation reagieren sollen. Denn den Kollegen gegenüber bin ich ja offen, trotzdem spüren sie, dass es nicht okay ist, das vor Fremden breitzutreten. Blöde Situation also. 

Werde also wohl nicht umhin kommen, nächstes Mal im Team eine klare Ansage zu machen: wenn ein Kunde sich gedrängt fühlt, andere Kollegen auszuquetschen über mein Privatleben - bitte nicht outen. 

Einfach sagen "ja, das ist DER Sascha. Er ist ein Mann. Und wenn sie Fragen haben, können Sie auch mit ihm selbst reden, er ist sehr offen und reißt niemandem den Kopf ab". 

Wenn ein Kunde dann auf mich zukommen SOLLTE (was ich eher ausschließe, denn scheinbar ahnen sie, dass es unhöflich ist, mein Geschlecht anzuzweifeln. Aber hintenrum ist es wohl okay *grml*), kann ich immer noch entscheiden, was ich dann sage.

Manchmal finde ich meinen Alltag ganz extrem ermüdend. Die letzten Wochen zum Beispiel. Es geht mir gut, ich fühle mich toll. Aber es gibt so viele Dinge, die mich einfach zermürben, die mir wehtun, die ich irgendwie geradebiegen muss, bei denen ich wegsehen muss, bei denen ich Klarheit schaffen muss, die einfach da sind und eben Kraft und Nerven kosten. Ich wünsch mir doch einfach nur, ein ganz normales Leben zu führen. Als einer unter vielen. Nichts besonderes. Einfach nur irgendein Sascha irgendwo unter all den anderen Menschen, unsichtbar und unauffällig :(

2heartedman 17.02.2017, 14.45

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Plu

Danke! Das wäre schön. :-)

Ich zweifle eben auch ein bisschen, ob immer rüberkommt, dass man wohlwollend ist und die respektiert/akzeptiert - selbst, wenn das so ist!

Die Situation ist auch Stress für jemand mit Cis-Identität und wenig Kontakt zu Trans-Identen im Alltag. 1000 Dinge, die man falsch machen kann oder vielleicht gerade falsch macht! Da schaltet man leicht in den "Fight-and-Flight"-Modus und fragt sich hinterher selbst, wie man so bescheuert reagieren kann.

vom 01.03.2017, 19.15
1. von Plu

Nachdem ich gerade selbst in ein ziemliches Fettnäpfchen zu dem Thema getappt bin, würde ich Dich gerne um einen Rat fragen:

Auf meinem Stockwerk bei der Arbeit wurden in den letzten Monaten die Toiletten umfassend umgebaut, saniert etc. Seit sehr kurzer Zeit sind sie wieder benutzbar. Es herrscht auch Publikumsverkehr im Gebäude.

Heute ist es mir nun passiert, dass ich dort auf der Frauentoilette eine Person getroffen habe, die ich als eindeutig männlich gelesen habe (nicht nur Gesicht, Körperbau und Frisur, auch Kleidung). Wegen des Umbaus dachte ich aber nun, dass ich vielleicht auf der falschen Toilette gelandet sei (was mir sehr peinlich gewesen wäre). Deshalb hielt ich inne und habe extra noch einmal auf der Tür nachgesehen, ob ich falsch bin - nein, es war die Damentoilette. Das hat die Person aber natürlich mitbekommen und sie sagte zu mir, dass sie nur männlich aussieht.

Wahrscheinlich war das jetzt verletztend von mir und insofern wenig glücklich. Anders herum war ich aber in der Situation ehrlich verwirrt und ich dachte für einen Moment, ich sei falsch, war deshalb aus der Bahn geworfen.

Wahrscheinlich hätte ich bei jemandem, der sich eindeutig weiblich kleidet, kurz verwundert geschaut, wäre aber nicht in diesem Maße irritiert gewesen.

Nun zu meiner Frage: Wie sollte man in einer solchen Situation reagieren, gerade wenn man selbst verunsichert ist (und vielleicht auch nicht sonderlich souverän)?

vom 21.02.2017, 17.25
Antwort von 2heartedman:

ich werde das gerne beantworten. Leider bin ich am Wochenende unterwegs und kann nicht direkt antworten, aber nächste Woche werd ich etwas dazu schreiben ;-) 

Kann das gerne auch zum Thema machen, weil es vielleicht für andere interessant ist. 

kurz und knapp nur soviel von meiner Seite: Patentrezept gibt es nicht. Es gibt zwar Richtlinien, wie man handeln soll, aber manche davon gefallen mir nicht. Was daran liegt, dass jeder Mensch anders ist. 

Für mich selbst: ich mag es, wenn Menschen authentisch und respektvoll sind. Dann habe ich auch kein Problem mit Unsicherheiten, Ängsten, mit einem verplapperten falschen Pronomen oder einer seltsamen Frage oder einem schiefen Blick. Solange ich spüre, dass die Person wohlwollend ist und mich respektiert / annimmt :-)