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Gutachtergespräch Nummer Zwei

Gestern war ich beim zweiten Gutachtergespräch.

Psychiater. Hatte befürchtet, dass weit mehr Tests kommen würden als bei der Psychologin, war aber nicht der Fall. Er geht es eher locker an. Wofür ich sehr dankbar bin. Die Diskussion habe ich ja häufiger mit meinem Therapeuten: ist ein Gutachten sinnvoll, wenn es nur ein kurzes Gespräch ist? 

Ja, ich stimme ihm zu. Aaaaaber da ich dieses Gutachten selbst bezahlen muss und mir meiner Sache sicher bin, ist ein kurzes Gespräch mit günstigem Gutachten auf wenigen Seiten für mich absolut okay und sogar erfreulich. Zumal dieser Gutachter mir und meinen Exkollegen bekannt ist als sehr kompetent und verlässlich. Und ja, in der Einrichtung, wo er arbeitet, bekommt man einen guten raschen Blick, ob ein Mensch was zu verbergen hat oder ob jemand Probleme hat, daher freue ich mich, wenn er bei problemlosen Fällen zügig vorgeht und mich als solchen einschätzt.

Ich musste erst einmal eine Dreiviertelstunde warten, er musste spontan an einer Besprechung teilnehmen. Die Sekretärin war sehr nett, ich bekam etwas zu trinken, konnte draußen noch spazieren bzw mich dann auf eine Bank in die Sonne setzen. Hatte mein Ebook dabei, konnte noch ein wenig Gedanken sammeln, war okay.

Und dann: kurz, schmerzlos, respektvoll und sympathisch. Lockeres Gespräch, in dem er knapp meine Anamnese durchging. Elternhaus, wo aufgewachsen, wie Situation in der Kindheit, welche Schule und welcher berufliche Werdegang, wie hat sich trans* geäußert, wie war das mit Beziehungen, gab es allgemein Probleme, was möchte ich ggf ergänzen. 

Da ich weiß, worauf es ankommt, und da Reden für mich kein Problem ist, hab ich das flink durchgezogen, er meinte "ich brauch gar nicht mehr fragen, Sie beantworten das ja quasi von selbst". Jup, macht es einfacher ;-) 

Er stellte ein, zwei Fragen, die ich ihm so dann doch nicht beantwortete. Zum einen war er irritiert, warum große Schnitte und keine andere Technik, aber ich habe ihn dann nicht aufgeklärt über meine Körbchengröße und warum das nicht ratsam wäre, sagte nur "jetzt wird es mir zu privat, es ist halt so", das hat er dann auch akzeptiert, und das Gespräch lief danach so locker weiter wie davor. Und die Frage nach der Sexualität beantwortete ich grinsend mit sinngemäß den Worten "Ihnen als erwachsenem Mann muss ich ja nicht erklären, wie ein Mann Sex hat" (und gedacht hab ich mir "und wie das bei einem Trans*Mann läuft, können Sie gerne auf Hamster und anderen entsprechenden Video-Seiten erfahren"). Er ruderte dann etwas zurück und erklärte, er wolle keine Details, hätte nur wissen wollen, wie das mit meinem männlichen / weiblichen Empfinden ist, ob das da auch eine Rolle spielt. Okay, vielleicht habe ich das zuerst falsch interpretiert (bei sensiblen Themen reagiert man eben sehr schnell persönlich), aber die nachgeschobene Frage dann war okay, auf der Metaebene rede ich auch mit ihm darüber, dass mir etwas fehlt und ich vor dem Outing eher unzufrieden war deswegen. 

Ich habe generell kein Problem, über Sex zu reden. Es ist etwas ganz Natürliches. Aber irgendwie hängt das von der Situation ab. Und ein Gutachten für Gericht ist nicht die Situation, in der ich das dann womöglich schwarz auf weiß dokumentiert haben will, ganz sicher nicht. Ein bisschen Privatsphäre darf der Richter mir schon lassen. 

Wie gesagt: ich sagte klar, worüber ich nicht reden will, das war okay, die Fragen wurden umformuliert, dann ging es. Ansonsten war alles recht easy, und in drei vier Wochen werde ich vermutlich mein Gutachten beim Richter haben, wenn alles klappt. 

Die Gutachterin braucht auch so an die vier Wochen, ist schon über eine Woche her ... das heißt, mit etwas Glück werde ich in fünf sechs Wochen vielleicht schon den Beschluss haben. Und da das zuständige Gericht einen Katzensprung entfernt ist, werde ich dort sofort anrufen und meinen schriftlichen Verzicht auf Rechtsmittel persönlich vorbeibringen. Und dann flitze ich ab auf das Einwohneramt *irre kichert* ... und schreibe die alte Uni und den Arbeitgeber an wegen neuer Dokumente ... und hole mir die neue Geburtsurkunde ... und renne auf die Bank ... und zur Krankenkasse ... und stelle sofort meinen Antrag auf die OPs ... *muahahahaha* ... und dann ... dann ... dann ... dann bin ich hochoffiziell von Amts wegen ein Mann. 

Pfeif drauf, was der Körper sagt. Wenn der Ausweis es sagt und der Staat es anerkannt hat, könnte ich ein grünes Marsmännchen sein und trotzdem ein Mann. Was schwarz auf weiß dokumentiert ist, DAS hat Gültigkeit in unserem Staat, yeaaaaaah! 

2heartedman 07.06.2016, 15.54

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