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Ausgewählter Beitrag
Glitter im Alltag
Vor einiger Zeit habe ich mir mal wieder die Fingernägel mit Glitter-Nagellack markiert. Es war die Woche vor dem CSD, ich habe viele queere Veranstaltungen besucht, außerdem hatte ich Urlaub und keinen Kundenkontakt. Also was solls, ich würde ja eh keinem Menschen über den Weg laufen und hätte das nur für mich ... dachte ich ...
Denn dann war ich doch ständig unterwegs. Begegnete im Hausflur und auf kurzen Erledigungen ständig irgendwelchen Nachbarn. Ein paar Beispiele:
Ich ging mit meiner Freundin in ein Restaurant und fand es dann doch etwas seltsam, weil mein Nagellack sehr auffällig war. Klar hat niemand geguckt, trotzdem ein komisches Gefühl, wie ich mich da so präsentierte.
Durch Zufall bekam ich nach meinem Anruf wegen meiner entzündeten Haut sofort einen Termin (normalerweise muss man da ja wochenlang warten) - und bin also mit meinen quietschbunten Glitzernägeln zum Arzt gedackelt. Natürlich hat er nichts erwähnt und nichts gesagt, doch auch hier ständig der Gedanke, was er sich wohl denken mag. Keine Ahnung, ob er sich überhaupt etwas dachte (dass es ihm auffiel, steht außer Frage, aber warum sollte ihn das interessieren bzw warum sollte er sich überhaupt irgend etwas dabei denken?).
Ich habe mit einem Freund eine Ausstellung besucht. Dazu sind wir eine Stunde lang mit Öffis durch die Gegend gefahren, zig Leuten begegnet. Also auch hier wieder ständig im Blick. Wie zu erwarten hat es niemanden gestört, keiner hat etwas gesagt, niemand hat gefragt, und gegafft hat auch keine einzige Person. Gesehen wurde es aber, das konnte ich den Blicken entnehmen (nur folgte eben keine Reaktion, lediglich ein Wahrnehmen und einmal ein freundliches Lächeln und Nicken).
Es ist einfach ´ne Kopfsache. Ich weiß, dass ich da lockerer werden muss. Und es klappt immer besser. Es ist ein schönes Gefühl, dass ich langsam dort ankomme, wo ich immer hinwollte: dass ich als Mann gelesen werde. Und dass ich dennoch tun kann, was ich möchte, ohne mich an gesellschaftlichen Normvorstellungen von Maskulinität zu orientieren. Dass ich einfach DAS tue, womit ich mich wohlfühle. Ohne ständig darüber nachzudenken, was andere von mir halten und was sie sich denken. Völlig unabhängig davon, ob es als männlich oder weiblich gilt. Ein gutes Gefühl! :-)
2heartedman 03.11.2019, 09.21
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